Die Kritiker: «Call Me Fitz»

Story
Richard Fitzpatrick ist Gebrauchtwagenhändler. Jedoch nicht irgendeiner. Er hält sich für den Besten in der Stadt, vielleicht sogar im Land. Und tatsächlich hat er auch Erfolg. Doch kommt dieser hauptsächlich durch seine meistens eher unlauteren Geschäftsmethoden zustande. Vor allem der Frauenwelt schmiert er nur so Honig um den Mund, dass sie sofort anbeißen. Nach der Probefahrt findet sich Richard Fitzpatrick nicht selten mit der Kundin im Bett wieder, während dieser ungewöhnliche Ort für ein Autogeschäft beinahe schon als sein Arbeitsplatz gelten kann. Richard Fitzpatrick, der von allen nur „Fitz“ genannt wird, ist ein Frauenheld und Macho. Außerdem ist er drogenabhängig und trinkt ständig Alkohol. Er arbeitet in der Firma seines Vaters Ken, in der Hoffnung diese irgendwann zu übernehmen. Doch dann bringt ein Unfall, während er bei einer seiner wilden Probefahrten einem Kaninchen ausweicht, sein Leben aus dem Gleichgewicht: Er selbst erleidet bloß einige Blessuren, die Kundin jedoch liegt im Koma und deren Tochter will den Autohändler verklagen.

Doch „Fitz“ gibt nicht auf und will den Autohandel selbst mit dem verschrotteten Wagen noch unter Dach und Fach bringen – wieder ist ihm jedes Mittel recht und so entführt er die Verletzte aus dem Krankenhaus. Zu allem Überfluss setzt ihm sein Vater auch noch den aufstrebenden Larry vor die Nase, der ihm von nun an das Leben schwer und auch das Erbe streitig macht, hat sein Vater das Vertrauen in „Fitz“ verloren. Larry entpuppt sich dabei als Richard Fitzpatricks „Gewissen“, wie er selbst sagt, und ist ein völlig gegenteiliger Charakter zu dem Macho-Autohändler. Larry behauptet, sämtliche dunklen Geheimnisse von ihm zu kennen und will „Fitz“ auf den richtigen Weg bringen, auch wenn der nur nach einem Weg sucht den lästigen Neuling loszuwerden – und wie immer sind ihm alle Mittel recht.

Darsteller
Jason Priestley («Beverly Hills, 90210») ist Richard Fitzpatrick
Ernie Grunwald («Men in Black II») ist Larry
Peter MacNeill («Der Seewolf») ist Ken Fitzpatrick
Kathleen Muroe («The White Girl») ist Ali Devon
Donavan Stinson («Reaper») ist Josh McTaggert
Brooke Nevin («Imaginary Bitches») ist Sonja Lester
Tracy Dawson («Wild Card») ist Megan

Kritik
Die aus Kanada stammende Comedy-Serie «Call Me Fitz» hat in ihrem Produktionsland einen schnellen Erfolg verzeichnet. Das Serienprojekt von E1 Entertainment in Zusammenarbeit mit Amaze Film & Television und Big Motion Pictures kam beim kanadischen Pay-TV-Sender HBO Canada so gut an, dass noch vor der Ausstrahlung der Pilotfolge gleich eine zweite Staffel in Auftrag gegeben wurde. Ein ungewöhnlicher Vorgang, der sich auch international Gehör verschaffte. Denn auch der US-amerikanische Sender ABC hat bereits Interesse bekundet. In Deutschland wird die erste Staffel auf Comedy Central über den Bildschirm flimmern. 13 Episoden zeigt der Comedy-Kanal in deutscher Erstausstrahlung im Free-TV. Dabei machen vor allem die Umstände der Tatsache, dass «Call Me Fitz» sehr vorzeitig verlängert wurde, neugierig auf die Qualität der Serie aus Kanada. Denn mit 13 weiteren Episoden in der zweiten Staffel hätte auch Comedy Central noch Nachschub bei einem Erfolg auch in Deutschland. Was macht also «Call Me Fitz» von Serienschöpfer Sheri Elwood so besonders?

Zum einen wäre da die Hauptfigur Richard „Fitz“ Fitzpatrick. Auf den ersten Blick ist die Figur von dem einstigen «Beverly Hills, 92010»-Darsteller Jason Priestley ein gewöhnlicher Gebrauchtwagenhändler, der sich selbst zu wichtig nimmt. Auf den zweiten Blick steckt mehr dahinter. Denn der Charakter des kanadischen Schauspielers Jason Priestley, der in «90210» zwischen 1990 und 2000 den Brandon Walsh mimte und seitdem in mehreren Formaten darunter «Medium – Nichts bleibt verborgen» und «True Calling – Schicksal reloaded» oder gar einem Cameo-Auftritt in «Meine wilden Töchter» zu sehen war, wartet gleich mit drei Charaktereigenschaften auf, die ihm eigentlich die Rolle des Unsympathen zuschreiben. Da sind die machohaften Attitüden auf der einen Seiten und die Drogen- und Alkoholsucht einhergehend mit übellaunigen Sprüchen und Kommentaren auf der anderen Seite. Hinzu kommen auch noch die kriminellen, unsittlichen Machenschaften. Ein äußerst schwieriger Charakter, den Drehbuchautorin Nadine Geist für Jason Priestley skizziert hat und ein Typ, der geradezu prädestiniert ist, überall und mit jedem anderen Charakter anzuecken. Für eine Comedy-Serie ein großer Vorteil, können so die witzigsten Situationen entstehen.

Dann wäre da noch der Gegenpart, der zusätzlich ins Spiel kommt. Mit der Figur Larry hat Nadine Geist im Drehbuch das genaue Gegenteil für „Fitz“ festgeschrieben. Dass sich beide Charaktere so unterschiedlich sind und sich deswegen immer wieder in die Haare kriegen, ist vorprogrammiert. Es gehört also zum guten Rezept einer Comedy-Produktion seiner Hauptfigur einen Gegenspieler vor die Nase zu setzen, der ihn reizt, der komische Aktionen provoziert und der am Ende immer mit einem Tick Ironie versucht die bizarre Situation aus einer guten Perspektive zu sehen. All das gelingt «Call Me Fitz», das damit die Grundvoraussetzungen für eine interessante Comedy-Serie erfüllt.

Letztlich gibt es aber auch noch eine Geschichte zu erzählen und die bleibt leider bei üblicher Situationskomik, sexistischen Anspielungen und auch teils abgedroschenen Witzen hängen. Viel Neues hat «Call Me Fitz» also in Sachen Comedy nicht zu bieten, sieht man von einigen wenigen richtig guten Sprüchen einmal ab. Die wenigen Momente jedoch, in denen «Call Me Fitz» aus dem Brei des Comedy-Allerlei versucht herauszustechen, sind dann doch sehr sehenswert. Ansonsten finden sich die üblichen Klischees wieder , die in der Comedy gerne bedient werden: Die taffe Tochter der verunglückten Autohandelskundin, die dem Macho-Typ widersteht und ihn jedes Mal aufs Neue auflaufen lässt oder gar vorführt. Der schwulenfeindliche Vater Ken, der es nicht fertig bringt einem homosexuellen Pärchen einen Gebrauchtwagen zum Hochzeitstag zu verkaufen. Die emanzipierte Mitarbeiterin des Gebrauchtwagen-Händlers, die nur zu Büroarbeiten und Kaffee kochen verdonnert wird, aber aufstrebt, um selbst einen Wagen zu verkaufen. Ein stets bekiffter Mechaniker. Und schließlich natürlich das ungleiche Duo „Fitz“ und Larry, das sich mit seinen Reibereien wie ein roter Faden durch die Serie zieht.

Immerhin sorgen die beiden Gegenpole schließlich doch noch für die einen oder anderen Szenen, über die herzhaft gelacht werden kann und die man sich genüsslich auch ein zweites Mal anschauen würde. Die Qualität kann man der kanadischen Serie «Call Me Fitz» also nicht absprechen, aber in vielen Phasen erinnert sie doch an bereits mehrfach Dagewesenes, als dass man sich dadurch einen Erfolg wie eine Verlängerung in die zweite Staffel noch vor Ausstrahlung der ersten Episode überhaupt erklären kann. Für die seichte Unterhaltung ist «Call Me Fitz» aber durchaus geeignet und einige geniale Sprüche animieren auch zum Lachen. Freunde von klischeehaften Witzen kommen sowieso auf ihre Kosten, wer aber Neues oder Anspruch erwartet, wird enttäuscht werden.

Comedy Central zeigt die kanadische Comedy-Serie «Call Me Fitz» ab Freitag, 10. Dezember 2010 um 22.35 Uhr jede Woche in deutscher Erstausstrahlung.
09.12.2010 10:00 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/46334