Mythos RTL-Fernbedienung II

Auf der Fernbedienung sind einige Tasten mit dem Daumen besser zu erreichen als andere. Beeinflusst das die Senderwahl?

Statistisch gesehen sind rund 10 bis 15 Prozent der Deutschen aktive Linkshänder. Die Marktlücke einer Linkshänder-Fernbedienung scheint aber noch niemand entdeckt zu haben.

Die gute alte Doppelfolge ist in heutigen Serien leider so gut wie ausgestorben. Damit meine ich nicht den Zweiteiler zum Staffelauftakt, zum Staffel- oder gar Serienfinale, sondern den mitten in der Staffel. Die Möglichkeit für die Autoren, einmal über die engen Grenzen des regulären Format hinauszugehen und bestimmte Dinge genauer zu betrachten. Solche Doppelfolgen muss man in der heutigen Serienlandschaft leider mit der Lupe suchen. Was soll's - mach ich halt meine eigene Doppelfolge.

Bisher bei Die RTL-Fernbedienung: Unter der Annahme, dass der durchschnittliche Couch-Potato einfach so lange vom Sender auf der Taste 1 nach oben zappt bis er etwas findet, was er sehen will oder zumindest ertragen kann, zeigte sich, dass RTL ganz schön bevorteilt wird. Als ich die Tasten anders anordnete, ergab sich ein neues Bild: ProSieben war plötzlich Marktführer.

Die damalige Theorie von der RTL-Fernbedienung hatte ihre Probleme: Die meisten Fernseher bleiben heute auf Standby und laufen auf dem Kanal weiter, auf dem sie abgeschaltet wurden. Es sei denn, man aktiviert sie mit Druck auf die Zifferntasten wieder, aber wer würde dabei ausgerechnet auf die 1 drücken? Und dass ProSieben auf der 5 liegen musste, widersprecht auch der Logik des Sendermarketings.

Forenuser SpookMcNasty hatte seine eigene Theorie: "Aus eigener Erfahrung drücken sich für Rechtshänder die linken Knöpfe der Fernbedienung (1,4,7) leichter als die anderen." Ein äußerst interessanter Ansatz, den ich an dieser Stelle einmal verfeinern möchte. Denn Rechtshänder erreichen vor allem die Knöpfe besser, die auf ihrem Daumenradius liegen, wenn sie die Fernbedienung richtig in der Hand haben. Dazu gehören die 4 und die 7, die 1 aber eher weniger. Variiert man etwas in Daumenlänge und Position, so ergibt sich in etwa folgendes Bild:



Beachtet man nun noch die vielen Rückmeldungen, die von Leuten kamen, bei denen Sat.1 vor RTL auf der Fernbedienung programmiert war und dass ProSieben natürlich auf die 7 gehört genauso wie das Dritte auf die 3, dann ergibt sich auf den ersten drei Plätzen ein ganz klares Bild: RTL ist am einfachsten zu erreichen, dann folgt ProSieben, dann folgt Sat.1 - genau die gleiche Reihenfolge wie in den Zielgruppenquoten! Als nächstes kommen die Dritten - das passt nicht so ganz. Und was die Taste 6 angeht - die will offenbar sowieso kein Sender haben. Ziffer zu schmuddelig?

Am bequemsten ist die Daumenposition aber ohnehin über 4, 5 und 7. Für Das Erste und das ZDF sieht es düster aus. Die Tasten lassen sich kaum bequem erreichen. Zum Glück gibt es das ältere Publikum, das es mit der modernen Technik nicht so hat und die Fernbedienung wohl zweihändig bedient. Und mit dem tippenden Zeigefinger lässt sich jede Taste gleich gut finden.

Wie das Ganze nun bei Linkshändern ausschaut, kann ja jeder selbst ausprobieren. Aber auch dann sollte die 5 am besten zu erreichen sein. Schade eigentlich, dass die Einschaltquoten nicht getrennt nach Rechts- und Linkshändern ausgewiesen werden.

Oft steckt mehr hinter den Zahlen des TV-Geschäfts als man auf den ersten Blick sieht. Oder weniger. Statistisch gesehen nimmt sie unter die Lupe.
10.12.2010 11:30 Uhr  •  Stefan Tewes Kurz-URL: qmde.de/46372