Die Kritiker: «Weihnachten im Morgenland»

Story
Der sauerländische Forstwirt Florian Droste lebt ein Jahr nach dem Tod seiner Frau zurückgezogen in seinem Forsthaus und widmet sich nur noch „seinem“ Wald aus stattlichsten Tannen und seiner Trauer. Seine Tannen sind so begehrt, dass der reiche Scheich Sharif Al-Carim jedes Jahr zu Weihnachten den schönsten Tannenbaum für seine arabische Heimat ordert. In diesem Jahr erscheint Milena Markowsky, die Projektmanagerin des Scheichs, persönlich. Florian soll als ausgewiesener Experte mit ihr in das Scheichtum reisen, um einen Tannenwald in der Wüste anzubauen. Florian macht Milena unmissverständlich klar, was er von dieser Idee hält – nämlich nicht viel. Den Tannenwald in der Wüste hält Florian Droste für eine Schnapsidee, auch wenn er für seine Abhandlungen über das Wachstumsverhalten von Tannengehölzen auf Trockenböden auch in Fachkreisen Anerkennung genießt. Doch dann naht Weihnachten, und Florians Familie samt Schwiegermutter Marte, Tochter Sandy und deren Freund Dennis macht sich in seinem Forsthaus breit, um ihn vor dem so genannten „Weihnachts-Blues“ zu schützen. Um Florian vor akuten Depressionen an den Festtagen zu schützen, sollen das Fest alle gemeinsam verbringen. Florian Droste wird das zuviel. Als die besorgte Verwandtschaft ihn auch noch mit seiner Schwägerin Dorothee verkuppeln will, ergreift Florian Droste die Flucht und begleitet Milena Markowsky nun doch kurzentschlossen nach Dubai. Dort stößt die Tannenzucht schon wie erwartet bald auf enorme Hindernisse. Als Milena Markowsky und Florian Droste sich aber näher kommen und ihn die liebe Familie auch in der Wüste wieder aufspürt, lassen weitere Komplikationen nicht lange auf sich warten. Der unverzagte Florian Droste muss das durchstehen.

Darsteller
Walter Sittler («Auftrag in Afrika») ist Florian Droste
Anica Dobra («Mein Schüler, meine Mutter und ich») ist Milena Markowsky
Anja Boche («Großstadtrevier», «Wege zum Glück») ist Sandy
Jonas Laux («Wer hat Angst vorm schwarzen Mann?») ist Dennis
Renate Schroeter («Rosamunde Pilcher», «Der Landarzt») ist Marte
Katrin Heller («Hinter Gittern – Der Frauenknast») ist Dorothee
Jannis Michel («Ein Hausboot zum Verlieben») ist Tobi
Ramin Yazdani («Zimtstern und Halbmond») ist Scheich Abdul bin Rakschid

Kritik
Es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen. Auch nicht für viele Scheich-Millionen. Ein Tannenwald in der Wüste gehört dazu. Eine gute Komödie rund um diese Schnapsidee auch. Denn der Versuch Weihnachten in Dubai mit Humor zu verpacken, ist auch dem Film «Weihnachten im Morgenland» nicht gänzlich gelungen. Vielmehr scheinen auch so manche Umstände im Drehbuch von Marcus Hertneck eine Schnapsidee gewesen zu sein. So wird zwar mit symbolträchtigem Charakter der Tannenbaum, der zum Weihnachtsfest hierzulande bunt geschmückt in vielen Wohnzimmer steht, in der Wüste gepflanzt und um ihn herum eine Weihnachtsgeschichten im Wüstenstaat erzählt, doch deswegen vollbringt die Liebeskomödie auch unmittelbar vor Weihnachten keine Wunder. Das harmlose Drehbuch wartet allein mit ungewöhnlichen Situationen auf. Zum Beispiel wenn Hauptcharakter Florian Droste, der von Walter Sittler gut in Szene gesetzt wurde, vor seiner Verwandtschaft flüchtet, diese aber dann in Dubai auftaucht. Wenn er tatsächlich damit beginnen soll, Tannenbäume in die Wüste zu pflanzen oder in etlichen Annäherungsversuchen zwischen ihm und der Scheich-Projektleiterin Milena Markowsky, die ebenfalls ein gutes Schauspiel abliefert. Doch mehr wird aus den komischen Situationen nur geringfügig. Denn oftmals ist nur ein müder Witz in der Handlung erkennbar.

Auch das Schauspiel-Ensemble um Walter Sittler, der den knorriger Forstwirt gibt, bleibt weitgehend blass und kann dem Weihnachtsfilm in den Vereinigten Arabischen Emiraten nicht mehr Leben einhauchen. Denn so sehr sich Regisseur Martin Gies auch bemühte eine vielversprechende Komödie zu inszenieren, so ist dieses Unterfangen im Wüstenemirat im wahrsten Sinne des Wortes im Sande verlaufen. Dabei hätte man den Film gut um die Hälfte der Spielzeit abkürzen können, dann wäre die wahnwitzige Idee eine Weihnachtsgeschichte in Dubai zu erzählen und dort auch noch symbolische Weihnachtsbäume zu pflanzen vielleicht sogar aufgegangen. Denn auf den ersten Blick klingt die Geschichte interessant. Aber was der erste Teil der Handlung rund um die unliebsame Verwandtschaft, die sich unnötige Sorgen um einen traurigen Witwer macht, beschreibt, hätte man sich getrost sparen können. Weder birgt dies lustige Momente, noch hat das einen großen Nährwert für den Zuschauer. Etwas Fahrt nimmt der Film «Weihnachten im Morgenland» dann auf, wenn die Hauptfigur dann tatsächlich ins Morgenland aufbricht. Doch wird hier einiges Komödien-Potenzial verschenkt, denn die beiden Schauspieler Walter Sittler und Anica Dobra hätten mit einem besseren Drehbuch mehr Kohlen aus dem Feuer holen können.

Am Ende bleibt nur jede Menge Kitsch hängen, während die Weihnachtskomödie den Weg ins Schräge erst gar nicht einschlägt und die gesamte Spieldauer über brav bleibt. So bleibt ein guter Ansatz auf der Strecke, weil man mit dem Film «Weihnachten im Morgenland» nicht mutig genug war, um auch mal frechere Akzente zu setzen oder alle Möglichkeiten von komödiantischen Elementen in Verbindung mit dem Schauplatz Dubai voll auszureizen. Auch zum Schluss gibt es nur eine typische „Zuhause ist es doch am schönsten“-Botschaft, die mehr künstlich aufgesetzt wirkt als das Scheich-Gewand, das Walter Sittler im Film tragen muss. Insgesamt ist «Weihnachten im Morgenland» auch mit dem Handlungsort in Dubai nicht mehr als eine weitere gänzlich harmlose deutsche Komödie mit einem noch harmloseren Drehbuch, das viel Potenzial verschenkt. Gerade weil man es vielleicht allen Recht machen wollte: Denn sowohl Weihnachten-Liebhaber – als auch –Hasser werden irgendwie angesprochen.

Das ZDF zeigt die Romantik-Komödie «Weihnachten im Morgenland» am Donnerstag, 23. Dezember 2010 um 21 Uhr.
22.12.2010 10:39 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/46611