Die Kritiker: «Rottmann schlägt zurück»

Story
Klaus Rottmann, Leiter eines Sondereinsatzkommandos gegen organisierte Kriminalität, bekommt die vertrauliche Information, dass es in seinem Team einen "Maulwurf" gibt. Sein einziger Gedanke ist es jetzt, den Verräter stellen. Aber völlig unerwartet dreht sich der Spieß um.

Rottmann selbst wird unterstellt, mit Drogenhändlern Geschäfte zu machen. Tatsächlich findet man kurz darauf belastende Beweise bei ihm. Selbst seine Frau Corinna glaubt nicht mehr an seine Unschuld.

Der leitende Polizist wird zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, kommt aber nach vier Jahren auf Bewährung frei und erfährt, dass Corinna und sein Sohn seit einiger Zeit mit einem anderen Mann zusammenleben. Rottmanns Leben scheint endgültig zerstört. Aber er muss herausbekommen, wer ihn so brutal hereingelegt hat.

Rottmann sieht nur noch eine Chance: Er sucht und findet den Kontakt zu Clan-Chef Yilmaz Arslan, den er geschickt für sich nutzt, um den Verräter zu entlarven: Ist es sein bester Freund Zacher? Oder etwa der junge Kollege Deniz? In einem letzten Zweikampf kann Rottmann den Verräter stellen und endlich beweisen, dass er vier Jahre zu Unrecht hinter Gittern saß.

Darsteller
Heino Ferch («Vincent will Meer») ist Klaus Rottmann
Heikko Deutschmann («Tiere bis unters Dach») ist Wolfgang Zacher
Elke Winkens («Jud Süss») ist Corinna Rottmann
Elyas M´Barek («Die Welle») ist Deniz Öktay
Sönke Möhring («Inglourious Basterds») ist Sven
Jef Bayonne («Lasko») ist Claude

Kritik
Die Erzählstruktur von «Rottmann schlägt zurück» wirkt von Anfang an etwas verworren. So wird der erste Akt der Geschichte ohne wirklichen dramaturgischen Grund weitgehend in Flashbacks erzählt, wobei diese Nichtlinearität, außer dass sie das Verständnis unnötigerweise erschwert, nichts zum erzählerischen Konstrukt beiträgt. Den ganzen Film über will dabei nicht so recht klar werden, was man denn nun für eine Geschichte erzählen will: die einer Maulwurfsjagd, die eines schweren Justizirrtums oder die einer zerrütteten Familie? Autor und Regisseur Mark Schlichter stürzt sich auf alle möglichen Themen und vernachlässigt dabei stellenweise den Tiefgang enorm.

Ferner kommt es zu Auslassungen, die dem Autor nur zu gut ins Konzept passen, da er dadurch versuchen kann, mögliche Probleme in der Filmlogik zu umgehen. Doch dies bleibt leider eben bei einem sehr plumpen Versuch. Der Prozess gegen Rottmann wird überhaupt nicht gezeigt, das Ermittlungsverfahren gegen ihn dramaturgisch nur angerissen, was den erzählerischen Rhythmus stört. Das bisschen Spannung, welches der Film liefert, hätte anders erzeugt werden müssen, da die Plausibilität unter diesem Problem leidet.

Doch «Rottmann schlägt zurück» ist trotz seiner narrativen Defizite kein ausschließlich schlechter Film. Zwar mangelt es stark an erzählerischer Kraft, doch diese kann zumindest teilweise durch Heino Ferchs emotionale Wucht kompensiert werden. Mit Bravour gelingt es ihm, die psychische Zerissenheit und Verzweiflung seiner Figur auf den Fernsehschirm zu transportieren. Ebenso kann man mit der einen oder anderen gelungenen Szene durchaus aufwarten, etwa sämtlichen Razziensequenzen, die dynamisch und spannend geschrieben sowie exzellent inszeniert wurden.

Ebenfalls ist es dem Konzept zu Gute zu halten, dass man sich sichtlich bemüht hat, die Dialoge vom Kitsch zu befreien, was bis auf sehr wenige Ausnahmen durchwegs gelingt. Auch das Finale wird dramaturgisch ausgeklügelt erzählt und hervorragend in Szene gesetzt. Trotz struktureller Probleme sowie diverser Glaubwürdigkeitsmängel ist «Rottmann schlägt zurück» ein optimistisch stimmender Start in das neue TV-Jahr.

Das ZDF strahlt «Rottmann schlägt zurück» am Montag, den 3. Januar 2011 aus.
31.12.2010 17:26 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/46761