Die Kritiker: «Stubbe - Von Fall zu Fall: Kassensturz»

Story
Schon wieder wird die Hamburger Polizei zu einem ausgebrannten PKW gerufen und alles deutet auf eine weitere Brandstiftung hin. Doch als die Beamten im Kofferraum eine Leiche finden, übernimmt Hauptkommissar Stubbe den Fall. Der Tote ist ein unbescholtener Versicherungssachbearbeiter einer ansässigen Krankenversicherung. In der Wohnung des Ermordeten, in die offenbar eingebrochen wurde und die deutliche Spuren eines Kampfes aufweist, stoßen Kommissar Stubbe und sein Kollege Zimmermann auf den völlig verstörten Hund des Ermordeten. Offenbar ist er ein Opfer seiner Tierliebe geworden. Er hatte eine Mitarbeiterschulung außerhalb Hamburgs kurz unterbrochen, um sich um seinen kranken Hund zu kümmern. Es scheint, als habe er dabei Einbrecher auf frischer Tat ertappt und dafür mit dem Leben bezahlt.

Während sich Tina Rosinsky des Hundes annimmt, versucht Stubbe, die Gründe des Einbruchs aufzuklären. Er glaubt nicht an eine zufällige Vertuschungstat, denn sämtliche Wertgegenstände wurden in der Wohnung zurück gelassen. In den bearbeiteten Versicherungsfällen des Ermordeten stößt Stubbe auf einen zornigen Versicherungsnehmer, der den Ermordeten bedroht hatte, weil der ihm Leistungen für seine mittlerweile verstorbene Tochter hartnäckig verweigert hatte. Obwohl der sich bezüglich seines Alibis in erhebliche Widersprüche verwickelt, bleibt für Stubbe, Zimmermann und Rosinsky die Rekonstruktion des Tathergangs ein Buch mit sieben Siegeln. Erst als Stubbe eine entscheidende Entdeckung macht und sich darauf einlässt, die Vorgänge der Tatnacht aus zunächst abwegig wirkender Perspektive zu betrachten, kann er das komplizierte Puzzle der Indizien zu einem sinnvollen Ganzen zusammen fügen.

Darsteller
Wolfgang Stumph («Romeo und Jutta») ist Wilfried Stubbe
Stephanie Stumph («Die Bergwacht») ist Christiane Stubbe
Margret Homeyer («Die Blücherband») ist Charlotte Hoyn
Lutz Mackensy («SOKO Wismar») ist Bernd Zimmermann
Helene Grass («Luks Glück») ist Tina Rosinsky

Kritik
Die erste «Stubbe»-Folge ist gleich ein Jubiläum: 15 Jahre ist die ZDF-Reihe mittlerweile alt und mit «Kassensturz» läuft die 40. Folge. Doch ein Meilenstein ist diese Episode nicht. Denn der 90-minütige Film kann seine Spannung nicht über die ganze Distanz halten. Dabei ist das Drehbuch von Michael Illner sehr gut recherchiert worden. Ein Krankenkassenmitarbeiter, der oftmals gerne Anträge ablehnt, fährt zu einem Seminar, von dem er aber vorzeitig zurückkehrt, um seinen kranken Hund zu versorgen. Doch schon bald darauf ist der Krankenkassenmitarbeiter tot im Kofferraum eines ausgebrannten Wagens. Kommissar Stubbe muss sich diesem schweren Fall annehmen. Da gerade auch erste Indizien ihn nicht zum Erfolg führen, bliebt «Stubbe – Von Fall zu Fall: Kassensturz» in der ersten Hälfte der Spielzeit spannend und weckt ein Interesse an dem Thema. Doch dann tritt der Film von Regisseur Kaspar Heidelbach allmählich auf der Stelle. Denn auch Kommissar Stubbe kommt nicht mehr vorwärts in seinen Ermittlungen. In Sachen Spannung und Nervenkitzel geht so einiges verloren, was noch genügend Potenzial für die zweiten 45 Minuten gehabt hätte. Die Vielzahl der möglichen Verdächtigen macht den Film nach und nach auch unübersichtlich und wenig transparent, wenn Kommissar Stubbe die Ablehungsordner des ermordeten Krankenkassenmitarbeiters durchwälzt hat und eine lange Liste möglicher Täter dabei herauskommt.

Während man auf sehr realistischer Basis an den Film herangegangen ist, hat man es zumindest geschafft den Kreis zu schließen und eine runde Geschichte zu erzählen, die am Ende glaubwürdig erscheint. Doch die Erzählweise ist wechselnd: Mal werden die Szenen sehr menschlich inszeniert, in anderen Szenen ist man sogar mit einem Augenzwingern herangegangen und lockert den Film teilweise auf. Doch auch die ironischen Späße der guten Schauspieler kann den Spannungsverlust zur Mitte der Film nicht auffangen, als die Ermittler lange im Dunkeln tappen. Hier macht sich beim Zuschauer eine gewisse Langeweile breit, weil im Film zu diesem Zeitpunkt kein Fortschritt in der Storyline zu erkennen ist. Doch ehe man sich versieht, ändert sich das ganz schnell. Denn irgendwann sollte der Film auch noch zu einem Ende kommen. Mit einem Geistesblitz von Stubbe ist dann alles plötzlich ganz einfach. Was vorher als langatmige Ermittlungen verkauft wurde, ist nunmehr eine Leichtigkeit für einen cleveren Kommissar geworden. Blitzschnell ist dann auch der Täter überführt und die Ordnung in Sachsen wieder hergestellt. Dass dies dramaturgisch aber nicht ganz einwandfrei ist, steht auf einem anderen Blatt. Ein großes Manko für die 40. Folge von «Stubbe» ist es aber allemal, über die man nicht hinweg sehen kann.

Da tröstet die kleine „Schützenhilfe“ des einst kranken Hunds des ermordeten Krankenkassenmitarbeiters, der eine Einlage wie einst «Kommissar Rex» zu Stande bringt, nur leicht hinweg und sorgt für einen der aufheiternden Momenten in «Stubbe – Von Fall zu Fall: Kassensturz». Denn ansonsten bleibt die Inszenierung trotz des gut recherchierten Drehbuchs und den überzeugenden Darstellern dramaturgisch etwas hinter den Erwartungen zurück. Auch die Fall-Auflösung ist nach dem müden Hin und Her der Ermittlungen im Vorfeld nur schwer begreiflich, denn der eintönige Leerlauf über weite Strecken des Films tut sein Übriges und lässt viele Zusammenhänge gar nicht mehr erkennen. Dennoch ist der Schluss auf den zweiten Blick nicht großartig abzuwerten. Denn auch wenn es zwischendurch etwas langweilig wird, bleibt «Stubbe – Von Fall zu Fall: Kassensturz» ein solider Krimifilm für den Samstagabend.

Das ZDF zeigt «Stubbe- Von Fall zu Fall: Kassensturz» am Samstag, 8. Januar 2011 um 20.15 Uhr.
07.01.2011 14:10 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/46899