Die Kritiker: «Ein starkes Team: Blutschwestern»

Story
Auf einem unbeschrankten Bahnübergang wird ein Auto von einem Zug erfasst. Die Insassin Miriam Förster war bereits tot, wie die spätere Untersuchung der Gerichtsmedizin herausfindet. Sie war also schon vor der Zugkollision ermordet worden. Schnell stößt das Ermittler-Team auf eine erste heiße Spur: Denn Miriam, die erst kurz vor ihrem Tod von einem jahrelangen Bali-Aufenthalt zurückgekehrt war und mit dem Ehemann einer ihrer Freundinnen etwas anfing sowie von einem anderen Mann Geld verlangte, suchte gezielten Kontakt zu drei gleichaltrigen Frauen. Sie sind Nicole Soders, eine Zahnarzt-Gattin, die sich für wohltätige Events engagiert, die Kolumnistin und Autorin Jennifer Stude sowie Anna-Lena Reibert, eine Assistenzärztin mit viel Ehrgeiz. Wie das Team herausfindet waren sie alle miteinander befreundet und gingen sogar in dieselbe Abitur-Klasse und nannten sich „Blutschwestern“.

Verena Berthold und Otto Garber ermitteln weiter und kommen zu der Erkenntnis, dass die mittlerweile tote Miriam die drei Frauen erpresst hat, um sich in Berlin eine neue Existenz aufbauen zu können. Dies wurde erst durch ein Geheimnis aus der Vergangenheit der Freundinnen möglich. Das „starke Team“ ermittelt nun auch bei dem Jugendpfleger Ralf Heinze und dem Automechaniker Henning Gehrke, die etwas zu wissen scheinen. Denn Gehrke manipulierte die Bremsen in Anna-Lenas Auto, die einen Unfall leicht verletzt überlebt. Heinze attackiert Nicole Soders, die daraufhin versucht, sich umzubringen.

Doch erst der Kontakt zu einem pensionierten Polizeibeamten aus einem Städtchen an der Ostsee lüftet das Geheimnis: Die „Blutsschwestern“ wurden vor zehn Jahren beschuldigt, während einer Klassenfahrt eine Mitschülerin ermordet zu haben. Stichhaltige Beweise konnte die Polizei allerdings damals nicht finden. Nun hat das „starke Team“, Verena Berthold, Ben Kolberg und Otto Garber sowie Teamchef Reddemann, gleich zwei Mordfälle aufzuklären und einen weiteren zu verhindern.

Darsteller
Maja Maranow («Die Affäre Semmeling») ist Verena Berthold
Florian Martens («Allein gegen die Zeit») ist Otto Garber
Anja Boche («Wege zum Glück») ist Susan Köster
Christina Drechsler («Stromberg», «Novemberkind») ist Nicole Soders
Gerhard Garbers («Entführt») ist Kommissar Heinrichs
Katharina Heyer («Stellungswechsel») ist Anna-Lena Reibert
Sebastian Hülk («Das weiße Band») ist Henning Gehrcke
Kai Lentrodt («Ladykracher», «Geld.Macht.Liebe») ist Ben Kolberg
Arnfried Lerche («Großstadtrevier») ist Reddemann
Florian Panzner («Operation Walküre») ist Thomas Soders
Henny Reents («KDD - Kriminaldauerdienst») ist Jennifer Stude
Hartmut Schreier («SOKO 5113») ist Ralf Heinze
Jaecki Schwarz («Polizeiruf 110») ist Sputnik
Robert Seethaler («Ein starkes Team») ist Dr. Kneissler

Kritik
Der bereits 47. Fall des «starken Teams», das in der ZDF-Krimi-Reihe erneut auf Spurensuche geht, bietet gute Krimi-Unterhaltung, die jedoch erst nach etwas mehr als der Hälfte der Spielzeit an Fahrt aufnimmt. Denn zuvor hält sich der Film lange mit dem eintönigen „Spurenlesen“ des Ermittler-Teams auf, das sich dann auch noch mit Kollegen und Zeugen zum Abendessen verabredet, wo statt einer Romanze weitere Details im Mordfall ans Tageslicht kommen. Der Einfall, eine Nebengeschichte in den ansonsten durchdachten Kriminalfall im Drehbuch von Birgit Grosz und Leo P. Ard zu pflanzen, war sicherlich nicht die beste Entscheidung beim «starken Team», doch lenkt das nur geringfügig ab. Denn das Drehbuch ist sehr strukturiert und die Story wird dadurch leicht verständlich. Auch wenn der Sachverhalt im Laufe der Handlung immer ein stückweit komplexer wird, bleibt die Figurenkonstellation beim «starken Team» überschaubar und auch die Verflechtungen der Charaktere miteinander im Rahmen der „Blutschwestern“-Clique hat man schnell durchschaut.

Regisseur Walter Weber hat aus der guten Drehbuch-Vorlage einen starken Krimi-Film mit dem «starken Team» gemacht. Es war zugleich seine erste Arbeit für die ZDF-Reihe, die folglich die Wassertaufe bestanden hat. Doch auch wenn das Rätseln um den möglichen Mörder gleichbleibend spannend bleibt und mit der Erzählung eine gewisse Abwechslung geboten wird, so hat man den Anspruch bei diesem Krimi-Streifen nicht sehr weit oben angesiedelt. Wer einen kniffligen Mordfall und eine ebenso verblüffende Auflösung des selbigen erwartet, wird beim «starken Team» enttäuscht werden. Denn dem Zuschauer wird schnell klar, welches Spiel gespielt wird und überführt den Bösewicht noch vor dem «starken Team», das in den Nebengeschichten ein wenig noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt ist. Kleine Witze und gelegentliche Flirts sollen den Krimi-Film auflockern, schaffen das aber tatsächlich nur in einer einzigen Szene. Die romantischen Elemente des Films wollen nicht so recht zum «Blutschwestern»-Fall passen und wirken somit teilweise fehl am Platz.

Doch vor allem aber die «Blutschwestern» selbst verleihen der Filmhandlung durch ihr überzeugendes Schauspiel Nachdruck und sorgen dafür, dass die Spannung nicht flöten geht. Denn Katharian Heyer, die für den Schweriner «Polizeiruf 110» vor der Kamera stand, Henny Reents, die «KDD»-Erfahrung genossen hat und vor allem auch Christina Drechsler tragen als gute Schauspielerinnen in den Rollen der bösen «Blutschwestern», die zwischen Selbstzweifel, Rachsucht und Verzweiflung hin und her schwelgen, zum Gelingen des Krimi-Films bei. Doch insgesamt reicht das beim «starken Team» nur für seichte Krimi-Unterhaltung, die zwar mit einiger Spannung aufwartet, den Tiefgang in der Geschichte aber am Ende doch vermissen lässt. Denn erst zum Ende des Films werden die Zügel dramaturgisch angezogen.

Der Digitalsender ZDFneo zeigt «Ein starkes Team: Blutsschwestern» am Mittwoch, 12. Januar 2011 um 21 Uhr. Im ZDF ist die Wiederholung der Krimi-Reihe am Samstag, 15. Januar 2011 um 20.15 Uhr zu sehen.
12.01.2011 10:59 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/47000