Geschätztes «Stern TV»,
Dich gibt es schon seit fast 21 Jahren und rund 1000 Folgen. Du bist damit die am längsten im deutschen Privatfernsehen laufende Sendung (mal abgesehen von «RTL-aktuell» als Nachrichten) und warst das erste Infotainment-Magazin.
Günther Jauch hat Dich als Moderator bis letzte Woche stets treu begleitet, nun hast Du seit dieser Woche einen Neuen. Doch Steffen Hallaschka ist ja keineswegs erst Dein zweiter Moderator. Wahrscheinlich wissen, neben Dir selbst, nur noch eine handvoll Leute aus Deiner Produktion sowie ein paar Fernsehexperten, dass auch eine gewisse Desiree Bethge und sogar die zuletzt als Buchkritikerin im ZDF gescheiterte Amelie Fried Dich in Deiner Anfangszeit ein paar Mal präsentieren durften. Erstere wechselte bei Deiner Geburt 1990 vom WDR-Magazin „ZAK“ zu Dir, berichtete für Dich hauptsächlich aus Bonn und vertrat Jauch, wenn dieser mal im Urlaub war. Amelie Fried folgte auf sie, als Frau Bethge Deinen von Jauch vorgegebenen Inhalt als „zu sehr auf Unterhaltung und zu wenig auf Information“ gesetzt bewertete.
Sie änderten sich im Laufe Deines Bestehens auch am meisten, Deine Themenfelder: Erst noch mit deutlich politischerem Schwerpunkt gestartet, prägten schließlich mehr und mehr brisante Verbraucherthemen, menschliche Schicksalsgeschichten und lustige Aktionen Dein Sendungsbild. Anscheinend war dieser Wechsel auch richtig, denn sonst hättest Du wohl in deinem Umfeld nicht lange überlebt.
So aber und natürlich auch dank Deines berühmten Hauptmoderators wurdest Du zu einer verlässlichen Größe in einer schnelllebigen Welt des Privatfernsehens.
Komischerweise bist Du seit dieser Änderung auch immer die gleiche Sendung geblieben. Du selbst standest mit Deinen Themen jedes Mal überwiegend im Vordergrund und nicht unbedingt dein Präsentator. Egal, was man mit Dir anstellte – Darmspiegelungen vor laufender Kamera, Cola-Herstellung durch Harald Schmidt, Familien beim eigenen Hausbau zu begleiten, Skandalaufdeckungen im Reitsport u.v.m. – Du bliebst stets Du selbst. Am Ende warst Du immer der eigentliche Star, die Wundertüte «Stern TV» ansich das Geheimnisvolle und Interessante. Daran hat sich nie viel geändert.
Und nun? Mit Deinem Neuen? Da ändert sich auch nicht viel an Dir. Zwar hast Du jetzt mal wieder eine Veränderung durch den Moderatorenwechsel mitgemacht, aber Dich nicht in Deiner Dir eigenen Beständigkeit beeinflussen lassen. Auch wenn ein Steffen Hallaschka Dich vielleicht etwas jugendlicher und flotter darstellt, zum Teil frechere Fragen stellt oder sogar ins Kerner-eske verfällt, wenn er den Gästen im Studio „recht schön dankt“ (nur nicht so hektisch wie der blonde Sat1-Kollege), Du lässt Dich nicht beirren. Genau so wenig, wie Du es auch in den letzten zwei Jahrzehnten getan hast. Deine Themen, Deine Strukturierungen, Deine Äußerlichkeiten – sie bleiben alle unverändert. Letzteres scheint sich ja dann sogar auf Deine Moderatoren zu übertragen, denn Herr Hallaschka wirkt in manchen Kameraeinstellungen schon wie ein kleiner Jauch-Klon. Zu dem Punkt „Äußerlichkeiten“ kann man auch noch die häufige Veränderung Deines Studios nennen. Öfter mal erschien es im neuen Design. Doch auch dies hat nie dazu geführt, dass Du selbst eine andere wurdest. Das konnte man dann auch immer an deinem Logo „roter Stern mit schwarzem TV“ ganz leicht wieder erkennen.
„Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“ – dieses Sprichwort schien immer paradox und sinnlos. Doch in Deinem Fall kann man es, so wie es ist, wörtlich nehmen: Oft hat sich in oder bei Dir mal etwas verändert, Doch Du persönlich bliebst Dir immer treu. Dein Gesamtpaket zählt. Ob politisch oder boulevardesk, mit einem Studio in Zeitungsoptik oder in rot-orangenen Tönen, im Jahr 2001 oder 2011, mit einem Moderator Jauch oder einem Moderator Hallaschka – Du bist einfach immer „nur“ Du selbst! Und das ist in der heutigen Zeit eine beachtliche Leistung.
Auch Deine Zuschauer haben Deine Beständigkeit, denn zum Mindest feste drei Millionen Menschen wollen Dich schon seit Jahren jeden Mittwoch sehen.
Ich wünsche Dir, dass das in Zukunft so weitergehen kann, dass dich Steffen Hallaschka auch nochmal so lange führen darf, wie es Günther Jauch getan hat und rate Dir logischerweise:
Bleibe so, wie Du bist, dann kannst Du wohl nichts falsch machen…!
Aber das scheinst Du ja selbst am besten zu wissen, wie Du es uns in Deinen fast 1000 Folgen gezeigt hast.
Verblüfft und Deine Art bewundernd,
Dein Gelegenheitszuschauer
Gregor Elsbeck