TV und so: Unsere Absetzungs-Ausreden II
Unser Praktikant erläutert weitere Argumente von Fans, wenn ihre Serie plötzlich abgesetzt wird.
In der vergangenen Woche habe ich an dieser Stelle die ersten drei Absetzungs-Ausreden präsentiert, die Fans immer wieder hervorbringen, wenn ihre Lieblingsserie plötzlich eingestellt wird. Bei diesen dreien soll es aber keinesfalls bleiben – denn wir Fans haben natürlich mehr auf Lager, um den ach so dummen Senderbossen zu erklären, wie falsch sie mit ihrer Absetzung liegen. Hier also die nächsten drei Argumente:
4. Die Serie braucht Zeit, um erfolgreich zu werden: Dieses Argument mag in einigen Fällen sogar stimmen, aber das Fernsehgeschäft ist nun einmal ein sehr schnelllebiges. Wenn ein Sender anstatt einer teuer zu produzierenden Daily-Soap lieber kostenfrei Wiederholungen alter Crime-Dokus zeigen kann und damit ähnlich hohe Marktanteile erzielt, dann wird er die Serie einstellen. Auch wenn sie vielleicht das Potenzial hat, in einem Jahr gute Quoten zu erzielen. Meist wird das Zeit-Argument bei solchen Serien gebracht, die qualitativ sehr hochwertig sind und lediglich noch nicht von der breiten Publikumsmasse „entdeckt“ wurden – in diesem Fall so geschehen beim ProSieben-Format «Stromberg», das erst in der vierten Staffel zum Quotenerfolg wurde und damit eine wirkliche Ausnahme der TV-Landschaft darstellt. Denn fast jeder andere Sender hätte vorher längst die Reißleine gezogen.
5. Die Serie läuft gegen […]: Richtig, die Serie läuft gegen ein sehr populäres Fernsehformat zur gleichen Zeit auf einem anderen Sender. Früher wurde beispielsweise «Wer wird Millionär?» als Ausrede für das Scheitern einer Serie auf gleichem Sendeplatz herangezogen, in den USA sind es Formate wie «House», «Grey’s Anatomy» oder «Glee». Fakt ist aber auch hier: Der Sender wollte diese Serie genau zu diesem Zeitpunkt genau gegen dieses Konkurrenzformat ausstrahlen und hat daher erwartet, dass sie dort trotzdem gute Quoten erzielt. Wenn diese Hoffnungen nicht erfüllt werden, dann ist die Sendung meist schon im Ansatz gescheitert. Denn nur selten kann sie auf einem anderen, leichteren Sendeplatz plötzlich vom Flop zum Publikumserfolg werden. Wenn Programme nicht dort funktionieren, wo sie funktionieren sollten, ist dies ein klares Zeichen für deren Schwäche und das gleichzeitige Desinteresse des Publikums an ihnen.
6. Die Quotenmessung ist veraltet / muss falsch sein: Nein, die Quotenmessung funktioniert sowohl in Deutschland als auch in den USA als repräsentatives System für die Gesamtbevölkerung. Das TV-Verhalten einiger tausend Haushalte wird also ausgewertet und auf die Bevölkerung hochgerechnet. In Deutschland sind es beispielsweise über 5500 Haushalte, die eine sogenannte Quotenbox zur Messung am Fernseher haben. Solche Messungen mögen vielleicht minimal von der potenziellen Gesamtquote abweichen, aber sind dennoch sehr genau und in jedem Fall repräsentativ. Politische Umfragen sind ja ebenfalls meist korrekt und repräsentativ – und dort werden oft nur maximal 2000 Personen befragt. Mittlerweile werden auch Recorder, also das zeitversetzte Fernsehen, in die Quotenmessung integriert, sodass dem modernen Nutzverhalten entsprochen wird. Zu kritisieren sind die Mess-Systeme dennoch: Beispielsweise kann nicht überprüft werden, ob die repräsentativen Haushalte ihre Quotenbox richtig bedienen, außerdem sagen die gemessenen Werte nichts über den bewussten Konsum der jeweiligen Sendung aus – viele lassen den Fernseher ja auch nebenbei laufen.
In der kommenden Woche gibt es bei „TV und so“ den dritten und letzten Teil der besten Fan-Ausreden für ihre abgesetzte Serie.
19.01.2011 00:00 Uhr
• Quotenmeter.de-Praktikant
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