«Schlüter sieht's»: USARD
Die ARD und US-Formate: Immer wieder werden TV-Highlights im Nachtprogramm versteckt.
Die ARD scheint eine Antipathie gegen alles zu haben, was aus dem Land der unbegrenzten TV-Möglichkeiten kommt. Denn seit Jahren schafft man es, Filmhiglights aus den USA im Spätabend- oder Nachtprogramm zu versenden – teils sogar auf völlig willkürlichen Programmplätzen. Nun hat man dieser Entwicklung die Krone aufgesetzt: Die vom amerikanischen Pay-TV-Sender Showtime erworbene Serie «United States of Tara» wird ab März wöchentlich in Doppelfolgen (!) und nachts um 02.00 Uhr (!!) ausgestrahlt.
Bei dem Format handelt es sich nicht um irgendwelche Serienware: «United States of Tara» wird unter anderem von Hollywood-Legende Steven Spielberg mitproduziert. Die Sendung, in der das Leben einer Frau mit multipler Persönlichkeitsstörung thematisiert wird, hat mit den ersten beiden Staffeln zudem schon zwei Emmys und einen Golden Globe gewonnen – unter anderem für die beste Serien-Hauptdarstellerin. Wir fragen uns natürlich: Warum zeigt Das Erste ein solches Premium-Programm mitten in der Nacht? Der US-Sender Showtime steht mit Serien wie «Californication» und «Dexter» für außergewöhnliche, hervorragend geschriebene Drama-Serien mit einem Schuss Humor und Ironie – «United States of Tara», das hierzulande «Taras Welten» heißen wird, macht da keine Ausnahme.
Bei der ARD scheint es aber keine Alternative dafür zu geben, ein solches Format zu einer völlig zuschauerfeindlichen Zeit auszustrahlen. Und schaut man sich den Programmplan im Ersten an, so finden sich bis nach Mitternacht tatsächlich keine Sendeplätze, die irgendeine Art von Flexibilität erlauben. Wir erinnern uns: Der ab Herbst ausgestrahlte TV-Talk mit Günther Jauch am Sonntagabend hat eine ganze Programmreform ausgelöst, der monatelange interne und externe Diskussionen vorausgingen – ein einzige neue Sendung von einer Stunde Dauer hat einen kompletten Programmplan gesprengt. Wo soll eine einfache US-Pay-TV-Serie da ihren Platz finden?
Die Frage ist dennoch zu stellen, warum die ARD «Taras Welten» dann nicht auf einem ihrer zahlreichen Digitalkanäle ausstrahlt. Der Sender Einsfestival würde sich beispielsweise eignen – er hat mit «Buffy», «Ally McBeal» und «Fame» mittlerweile einige ausländische Serienproduktionen im Programm. Rechteprobleme dürfte es dabei nicht geben, weshalb eine konsequente Primetime-Ausstrahlung auf einem der Digitalsender oder arte normalerweise logisch erscheint. Doch auch hier dürfte der Bürokratie-Irrsinn der ARD mit ihren verfestigten Strukturen wieder zugeschlagen haben: Bis «United States of Tara» zu einer annehmbaren Sendezeit ausgestrahlt wird, werden mindestens Monate ins Land gehen. Wie es allerdings besser im Umgang mit hochqualitativer US-Ware geht, zeigt das ZDF: Dort hat man nicht nur mit dem Montagskino einen festen Programmplatz für Blockbuster-Filme, sondern ab April wird es auch zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr jede Woche einen US-Film geben – so sieht modernes, alle Zielgruppen ansprechendes Programm-Management aus.
Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.