Die Kritiker: «Hindenburg»

Inhalt
1. Mai 1937: Die Zeppelin Reederei in Frankfurt am Main lädt zum festlichen Diner ins Konsulat der Vereinigten Staaten von Amerika. In mondäner Atmosphäre will Hugo Eckener, Luftschiffpionier und Geschäftsführer der Reederei, die anstehende erste USA-Reise der "Hindenburg“ feiern. Unter den Ehrengästen: Helen van Zandt, Frau des US-Kongressabgeordneten und Erdöllobbyisten Edward van Zandt, mit ihrer Tochter Jennifer. Die van Zandts könnten dem Dritten Reich den Zugang zum amerikanischen Helium sichern, ein im Vergleich zum bisher verwendeten Wasserstoff sicheres, da völlig unbrennbares Traggas für die künftige Zeppelinluftfahrt. In Vertretung ihres Mannes hält Helen eine leidenschaftliche Rede über die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Nazi-Deutschland und den USA.

Ebenfalls geladen sind der Luftschiffkonstrukteur Merten Kröger und sein bester Freund Alfred Sauter, Fahrleiter der "Hindenburg“. Merten trifft Jennifer van Zandt bei der Feier nicht zum ersten Mal: Erst kurz zuvor hatte die schöne Amerikanerin ihn nach einer Bruchlandung mit seinem "Zögling“ vor dem Ertrinken gerettet. Bereits bei dieser ersten Begegnung fasziniert von der selbstbewussten jungen Frau, kann er auch jetzt sein Interesse nicht verbergen. Leider ist Jennifer offensichtlich bereits dem Millionenerben Fritz Rittenberg versprochen.

Am nächsten Tag herrscht bei der Abreise der "Hindenburg“ dichtes Gedränge unter den Passagieren, die ungeachtet der seit einiger Zeit kursierenden Attentatsgerüchte und der nicht unumstrittenen Wasserstofftechnologie ihrer Reise entgegenfiebern. Unter ihnen ist die jüdische Familie Kerner, die aus Nazi-Deutschland fliehen will, der mit Auftrittsverbot belegte Varietékünstler Gilles Broca sowie Max Kaufmann, der sich trotz Flugangst auf die Reise begibt, um in New York ein wichtiges Geschäft abzuschließen. Auch Helen und Jennifer van Zandt haben kurzfristig eine Fahrt gebucht, nachdem sie die Nachricht erreichte, dass Edward in Amerika einen Herzanfall erlitten hat.

Darsteller
Maximilian Simonischek («Kommissar Stolberg - Der Freund von früher ») ist Merten Kröger
Lauren Lee Smith («CSI») ist Jennifer van Zandt
Stacy Keach («Mike Hammer») ist Edward van Zandt
Greta Scacchi («Salz auf unserer Haut ») ist Helen van Zandt
Ulrich Noethen («Marie Brand und das mörderische Vergessen») ist Kapitän Lehmann
Hinnerk Schönemann («Mörderisches Wespennest») ist Alfred Sauter
Justus von Dohnányi («Dr. Hope») ist Max Schmiedinger
Christiane Paul («Der Doc und die Hexe») ist Mady Kerner
Wotan Wilke Möhring («Männerherzen») ist Erdmann
Pierre Besson («Der Verdacht») ist Gottfried Kerner
Heiner Lauterbach («Mörderischer Besuch») ist Hugo Eckener
Hannes Jaenicke («Post Mortem») ist Gilles Broca

Kritik
Sie ist das bis dato größte Luftschiff aller Zeiten und war der Stolz einer ganzen Nation: der legendäre Zeppelin Hindenburg. Vom Jungfernflug im März 1936 bis zu ihrem jähen Ende am 6. Mai 1937 im US-amerikanischen Lakehurst vollzog sie 63 Überfahrten, u.a. zehnmal nach New York und siebenmal nach Rio de Janeiro. Um ihr letztendliches Schicksal, das immer noch ungeklärt ist, ranken sich bis heute viele Legenden und Verschwörungstheorien. Für den Zweiteiler «Hindenburg», den RTL für zehn Millionen Euro von der Produktionsfirma teamWorx realisieren ließ, entschied man sich für die spektakulärste Version – nämlich die einer Bombe an Bord. Inszenatorisch gesehen macht diese Wahl natürlich Sinn, bringt sie doch zusätzliche Brisanz und Spannung mit ins Spiel.

Im Hintergrund bastelte man rund zehn Jahre an einer adäquaten Drehbuchfassung, die letztendlich von Philip LaZebnik («Tatort - Schiffe versenken») verfasst und von Regisseur Philipp Kadelbach («Das Geheimnis der Wale») imposant umgesetzt wurde. Angesichts des großen Wagnisses einer so großen Produktion, drehte man die Geschichte gleich in englischer Sprache und synchronisierte sie später ins deutsche. Auf diese Weise kann man sich so aber einer besseren internationalen Vermarktung und somit einer Refinanzierung sicher sein. Und geschadet hat die Nachsynchronisation der deutschen Endfassung auch in keinerlei Hinsicht. Wann hat man denn sonst die Gelegenheit eine so große Bandbreite nationaler wie internationaler Leinwandstars gemeinsam in einem Film zu bestaunen? Von Lauren Lee Smith, Stacy Keach und Greta Scacchi auf der einen über Ulrich Noethen, Wotan Wilke Möhring und Heiner Lauterbach auf der anderen Seite gaben sich die (Ex-)Sterne und Sternchen die Klinke in die Hand. Und aus Sicht ihres darstellerischen Vermögens schöpfen sie aus dem Vollen, sofern sie gegen das Luftschiff an sich überhaupt anspielen konnten.

Denn heimlicher Star ist und bleibt das unter großem Aufwand und enormen Investitionen geschaffene Luftschiff Hindenburg. CGI-Effekte auf Kinoniveau lassen die Flachbildschirme in den deutschen Wohnzimmern auf ihre Kosten kommen, aufwendige Setnachbauten des Inneren der Hindenburg und viel Liebe zum zeitlichen Detail der 1930er Jahre machen aus diesen 180 Minuten einen Genuss. Schön auch, dass die für dieses Genre so typisch gewordene Love-Story nicht über alles gestellt wird und nur hier und da in den Vordergrund tritt. Damit weiß man sich wohltuend von den sonstigen Vertretern abzusetzen.

Leider gilt das aber nicht für den gesamten Handlungsrahmen der Geschichte. Ist der erste Teil noch sehr homogen inszeniert, verflacht sich die Geschichte im zweiten Teil zusehends. Zu Gunsten der eigentlichen Katastrophe wird der Handlungsrahmen sehr verdichtet und stattdessen mehr auf Effekte und Actionszenen gesetzt. Nicht dass man als Zuschauer dieser alljährlich aufkommenden Event-Mehrteiler viel Tiefgang erwartet hätte, aber ein wenig mehr Interaktion zwischen den Einzelschicksalen auf der Hindenburg hätte durchaus gut getan. Geradezu ärgerlich ist dann die letzte Viertelstunde des gesamten Filmes. Hier wird der Bogen nach der eigentlichen Katastrophe unnötigerweise überspannt. Aber hier sollte sich jeder Zuschauer sein eigenes Bild machen.

Spannung, Kinofeeling und Starpower vereinen sich zu einen guten Film-Gesamtpaket, das sicherlich kaum Wünsche offen lässt. Sieht man von den erwähnten Schwachstellen ab, kann man vor teamWorx und dem Team um Regisseur Philipp Kadelbach nur den Hut ziehen. Selten hat man eine Katastrophe so spektakulär inszeniert gesehen.

RTL zeigt den Event-Zweiteiler «Hindenburg» am Sonntag, den 06. und Montag den 07. Februar 2011, jeweils um 20:15 Uhr.
05.02.2011 09:00 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/47545