«Schlüter sieht's»: Big Bang Primetime
Die Sitcom um vier Nerds schafft es bei ProSieben in die Primetime und könnte der nächste Hit werden.
Mit «The Big Bang Theory» wird ab März eine weitere Situation Comedy den Fernsehabend bereichern und ergänzt dann die aktuell schon sehr erfolgreichen Dienstags-Comedys bei ProSieben. Der Schritt zur Primetime-Ausstrahlung dieses Formats war längst überfällig, denn schon bei den neuen Folgen der dritten Staffel hatten viele damit gerechnet – diese versendet ProSieben aber aktuell im Mittagsprogramm.
Angesichts dieser verschwenderischen Handhabe der neuen Folgen – immerhin zeigt der Sender aktuell zwei pro Tag – ist allerdings unverständlich, warum ProSieben gerade jetzt die Primetime-Beförderung ankündigt: Denn dann hätte man auch gleich mit Ausstrahlung der neuen Staffel bis März warten können. Vermutlich wollte man erst einmal schauen, wie gut die neuen Episoden im Mittagsprogramm ankommen. Fakt ist hier: Die Quoten liegen aktuell leicht über dem Durchschnitt, sind aber auch nicht sensationell gut. Hatte ProSieben wirklich geglaubt, dass «The Big Bang Theory» floppen könnte und deswegen zunächst auf dem Mittags-Sendeplatz getestet? Nur diese unverständliche Vermutung erklärt, warum die neue dritte Staffel aktuell mit zehn Folgen pro Woche gezeigt und daher schon in wenigen Tagen wieder beendet sein wird.
Eigentlich ist das geringe Vertrauen in die Qualitäten des Formats kaum vorstellbar, wenn man dessen Geschichte kennt: Aktuell ist die Sitcom um die Freundschaft von vier Wissenschafts-Nerds und einer hübschen Kellerin in den USA eines der erfolgreichsten Serienprogramme und kann beim jungen Publikum beispielsweise sogar «Two and A Half Men» den Rang ablaufen. Hinlänglich bekannt ist auch, dass Chuck Lorre sowohl «Half Men» als auch «The Big Bang Theory» erfunden hat – eine Doppel-Programmierung der beiden Serien, wie sie in den USA 2010 sehr erfolgreich war und nun auch in Deutschland vorgenommen wird, kann nur gut funktionieren.
Beide Formate haben durch Lorres Einfluss einen ähnlichen Humor und Pacing der Gags sowie eine ähnlich oberflächliche Erzählweise. Wer «Half Men» mag, wird auch mit großer Wahrscheinlichkeit «The Big Bang Theory» mögen, auch wenn letztere Sitcom auf eine noch jüngere Zielgruppe ausgerichtet ist – hauptsächlich auf die der Generation Z, die ab den frühen 1990er Jahren geboren wurde. Allerdings brauchte das Format in den USA einige Zeit, bis es zum richtigen Quotenhit wurde und von der Internet- und Nerd-Gemeinde kollektiv angenommen wurde. Zu erwarten ist, dass ProSieben diese Zeit noch nicht einmal benötigt, um mit «The Big Bang Theory» erfolgreich zu sein. Denn diesmal wäre ein Misserfolg eine echte Überraschung.
Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.