Gottschalk, Pilawa, «Wetten, dass..?» und die Quote

Im Sommer wird Thomas Gottschalk seine Sendung «Wetten, dass..?» abgeben. Als Nachfolger für 2012 wird Jörg Pilawa gehandelt. Ist es nur der Schatten von Samuel Koch, der über dieser Entscheidung liegt? Quotenmeter.de-Chefredakteur Manuel Weis kommentiert.

Ein Schatten liege über «Wetten, dass..?» begründete ZDF-Moderator Thomas Gottschalk am Samstagabend seine Entscheidung, die Samstagabendshow nur noch bis Sommer 2011 zu moderieren. Es ist der tragische Unfall von Samuel Koch, der sich im Dezember ereignete. An jenem Abend war glasklar, dass es kein «Wetten, dass..?» wie vorher mehr geben wird – jüngst kündigte das ZDF an, so genannte Risikowetten gänzlich aus der Sendung verbannen zu wollen. Rückblick: In den Monaten zuvor tat sich der Showdino immer schwer gegen die harte RTL-Konkurrenz, denn längst vorbei waren die Zeiten, in denen die Senderkonkurrenz an «Wetten, dass..?»Tagen nur unpopuläre Alt-Ware präsentierte.

Kurzum: Dieter Bohlen rief mit «Deutschland sucht den Superstar» und «Das Supertalent» zum Frontalangriff und schlug Gottschalk des Öfteren bei den Werberelevanten. Was sollte das ZDF also anders tun als mit Spektakulärem den Quotenverfall zu stoppen? Dass sich ein gelernter Stuntman bei einem Sprung über ein Auto derart schwer verletzen wird, konnte schließlich niemand ahnen. Ähnliches hätte auch in anderen Sendungen passieren können. «Wetten, dass..?» war seit diesem Abend aber nicht mehr das, was es einmal war. Wie weitreichend der Unfall sein würde, war damals aber noch nicht klar.

Wohl nur Gottschalk und dessen engste Vertraute wissen, wann die Entscheidung gereift ist, «Wetten, dass..?» nach mehr als 24 Jahren aufzugeben. Ähnlich verhält es sich auch mit den Beweggründen, die schließlich zu dieser Entscheidung führten. Gottschalk besuchte den immer noch gelähmten Samuel Koch in der zurückliegenden Woche im Krankenhaus; für den Entertainer, der schon am Unglücksabend wie ein Vater fühlte, sicherlich alles andere als ein einfacher Gang.

Der Schatten über der Sendung, der Schatten von Samuel Koch, er ist vorhanden. Aber er ist nicht der einzige Schatten, der über dem Format liegt. Die Zukunft von «Wetten, dass..?» war schon vor diesem Wochenende unklar und ist nun unklarer denn je. Zieht Gottschalk also möglicherweise auch die Reißleine, weil er ein sinkendes Unterhaltungsschiff zu dem Zeitpunkt verlassen will, zu dem es noch als angesehenes Objekt gilt? Wohin führt denn der Weg der Sendung?

Spektakuläre Wetten wird das ZDF vorerst nicht mehr annehmen – man schaltet hier also einen oder zwei Gänge zurück, während RTL im Gegenprogramm weiterhin schwerstes Geschütz auffährt. Es bedarf keiner allzu großen wahrsagerischen Fähigkeiten, um festzustellen, dass die Zuschauerzahlen und Marktanteile der Samstagabendshow – natürlich erst nach dem nun entstandenen Hype um das Format – noch weiter zurückgegangen wären. Kurzum: «Wetten, dass...?» befindet sich in einer ausweglosen Situation. Man könnte sogar sagen, in der schwierigsten seiner Laufzeit. Möglicherweise hat Gottschalk das erkannt – und ganz sicher hätte er sich nicht Show für Show von RTL-Casting-Shows schlagen lassen. Dann doch eher elegant einen Abgang wählen, der mit Stil erfolgt.

Was bedeutet das nun aber für «Wetten, dass..?» selbst? Zunächst einmal, dass nun das Moderatorenkarusell für die Nachfolge eröffnet ist. Aussichtsreichster Kandidat ist aktuell Jörg Pilawa, der mit dem Ziel zum Mainzer Kanal gekommen ist, große Samstagabendshows zu moderieren und Insiderberichten zufolge durchaus auch auf «Wetten, dass..?» schielte. Es schon so schnell zu übernehmen, davon hätte der Hamburger aber wohl nicht geträumt. Ein halbes Jahr lang werden die Macher Zeit haben, «Wetten, dass..?» wieder auf die Beine zu bringen, es auf neue Säulen zu stellen.

In diesem Punkt tut auch ein neuer Moderator – Michelle Hunziker bleibt ersten Informationen zufolge erhalten – ganz gut. Wer auch immer es sein wird, die Aufgabe ist klar definiert: Frischen Wind in einen Showdino zu bringen, der sich aber vollkommen neu erfinden muss. So einschneidend der Abschied von Thomas Gottschalk sein wird, er bietet auch Chancen. Chancen, die «Wetten, dass..?» mit Gottschalk wohl nicht mehr gehabt hätte.
13.02.2011 07:39 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/47699