Die Besten der Besten: vorgestellt werden «The King's Speech» und «127 Hours», die beide für die begehrtesten Oscars nominiert sind.
«127 Hours»
Filme drehen, Gemälde anfertigen, Studium abschließen, in Soap Operas aufkreuzen, Kurzgeschichten schreiben, die Oscars hosten. Erst in «127 Hours» kommt James Franco zum Stillstand. Womöglich tödlichem Stillstand. Der 32-Jährige porträtiert den Bergsteiger Aaron Ralston, der in die weiten Wüstentäler Utahs auszieht, um ein echtes Abenteuer mit echter Aussicht zu suchen. Was er letztlich bekommt, ist eine Aussicht ohne Aussicht: Aaron hat nämlich niemanden von seinem Trip erzählt. Einer Tatsache, der er sich schmerzlich bewusst wird, nachdem er mit dem Arm zwischen einem Felsen und der Wand eines Canyons stecken bleibt. Fünf Tage lang hält sich Aaron mit seinen spärlichen Ressourcen am Leben und versucht alles Erdenkliche, um sich aus seiner Missere zu befreien – ohne Erfolg. Aaron nimmt Abschied vom Leben und beginnt mit seiner Videokamera letzte Worte für Familie und Freunde zu finden. Eine Story, die nicht dem Kopf eines Drehbuchautors, sondern direkt dem Leben entsprungen ist. Die Story von Aaron Ralston, der nach fünf Tagen des Horrors die wohl schwerste Entscheidung seines Lebens fällte und seinen Arm abtrennte, um dem Gefängnis in der Einöde zu entkommen.
Regisseur Danny Boyle, bekannt durch seine bisherigen Filme «Trainspotting», «28 Days/Weeks Later» sowie «Slumdog Millionaire», wollte Ralstons Geschichte seit vier Jahren in Form eines Spielfilms verwirklichen. Der Screenplay entstand in Zusammenarbeit mit Simon Beaufoy, die Musik stammt von A.R. Rahman, einen Produzentenstuhl übernahm Christian Colson – das Team, das schon «Slumdog Millionaire» so erfolgreich gemacht hat. Mit «127 Hours» hat man nun auch noch die Chance, das Oscar-Glück von 2009 zu wiederholen: der Film ist für sechs der begehrten Academy Awards nominiert, darunter 'Bester Film' und 'Bester Hauptdarsteller'. Kein Wunder, Francos Arbeit ist der Kern jeder Kritik über «127 Hours». Über Stunden hinweg hing Francos Arm in der Felsspalte, Kameras in jedem Winkel versteckt. Boyle meinte nur, er solle sich Zeit lassen und alles versuchen, seinen Arm zu befreien. Was der Zuschauer zu sehen bekommt, ist ein zutiefst emotionaler Film, der das Publikum diverser Festivals einerseits zu Tränen, andererseits zum Brechreiz rührte – man bedenke die entscheidende Szene des Filmes. Ein ausfürhliches Review lesen Sie am Samstag auf Quotenmeter.de.
OT: «127 Hours» von Danny Boyle; mit James Franco, Kate Mara, Amber Tamblyn, Clémence Poésy und Lizzy Caplan.
«The King's Speech»
“Es schien ein Quell tiefschürfender Verlegenheit zu sein“, so Drehbuchautor David Seidler was den Mangel an Aufzeichnungen über Sprachthereapeut Lionel Logue betrifft, einen der zwei Protagonisten im ebenfalls Oscar-nominierten «The King's Speech». Der andere im Bunde ist seine Exzellenz König Georg VI. von England – ein Mann, der lange Zeit seines Lebens mit schwerem Stottern und Lampenfieber kämpfte. Zwei
Dinge, die weder dem Prinz des Vereinigten Königreichs, noch schlussendlich einem Regenten ziemen. Als sein Vater aber stirbt und sein Bruder den Thron auf Grund eines Skandals ziehen lassen muss, ist es eben Prinz Albert, der zum König ernannt wird. Und das in einer Zeit, in der sein Volk mehr denn je einen mutigen Redner braucht, immerhin mobilisiert Adolf Hitler in Deutschland mit seiner Stimme ganze Heere. Deshalb sucht Albert Logue auf, einen Exzentriker, der noch an niemandem gescheitert ist. Auch der Prinz macht schnell Fortschritte, während sich zwischen den zwei Männern eine fast brüderliche Beziehung entwickelt. Damit ist «The King's Speech» wie auch «127 Hours» auf eine wahre Geschichte zurückzuführen – ganz nebenbei gehen der Film und sein Hauptdarsteller Colin Firth («A Single Man», «Mamma Mia») ebenfalls für die Kategorien 'Bester Film' sowie 'Bester Hauptdarsteller' ins Rennen. Den Golden Globe hat Firth bereits in der Tasche.
An seiner Seite spielen Geoffrey Rush als Lionel Logue («Shine», «Fluch der Karibik») und Helena Bonham Carter als Alberts Gattin Elizabeth. Enstanden ist der Film über die nahezu totgeschwiegenen Probleme Alberts vor dem Mikrophon dank dem Ehrgeiz des Autoren Seidlers, der in seiner Jugend selbst unter heftigem Stottern zu leiden hatte. Nachdem er das Wunschprojekt einst sogar auf hohheitlichen Wunsch verschieben musste, stellte er das Skript im Zuge einer Krebserkrankung doch noch fertig und erreichte damit große Aufmerksamkeit. «The King's Speech» ist nicht nur ein Erfolg bei jeglichen Kritikern, sondern auch in kommerzieller Hinsicht: mit einem Budget von aufgerundet zehn Millionen Pfund, spielte er bislang über 110 Millionen Pfund wieder ein. Die Kinokritik von Sidney Schering lesen Sie am Freitag auf Quotenmeter.de.
OT: «The King's Speech» von Tom Hooper; mit Colin Firth, Geoffrey Rush, Helena Bonham Carter, Guy Pearce und Michael Gambon.
Auf der nächsten Seite: Natalie Portman und Ashton Kutcher in «Freundschaft Plus» und das deutsche «Dschungelkind».
Die Besten der Besten: vorgestellt werden «The King's Speech» und «127 Hours», die beide für die begehrtesten Oscars nominiert sind.
«Dschungelkind»
Basierend auf Sabine Kueglers gleichnamiger Autobiographie, startet am Donnerstag der Spielfilm «Dschungelkind» in den deutschen Kinos. Mit rund 130 Minuten hat das Werk eine beachtliche Laufzeit vorzuweisen – die Großzahl an Kritikern ist sich aber einig, dass die malerischen Landschaften und einwandfreien schauspielerischen Leistungen über die ein oder andere zähe Filmstelle hinweg trösten. Damit hat die Verfilmung ihrer Vorlage etwas voraus: das Buch, das 2005 veröffentlicht wurde, wurde zwar innerhalb kurzer Zeit ein Bestseller, heizte gleichzeitig aber auch eine heftige Diskussion zwischen Literaturkennern und Organisationen für Menschenrechte an. Der Grund dafür ist Kueglers oftmals sehr persönliche Schilderung ihrer Jugend: aufgewachsen ist die heute 38-Jährige hauptsächlich in der Wildnis Nepals und Indonesiens. So zog sie 1978 im Alter von 5 Jahren mit ihren Eltern, zwei Sprachwissenschaftlern und Missionaren, sowie den beiden Geschwistern nach West Papua. Dort wurde sie mit dem Alltag und den Bräuchen der Fayu vertraut, einem Volk Neuguineas, dem vor Familie Kuegler noch niemand beigewohnt hatte. Ohne Kontakt zur Zivilisation verbrachte Sabine Kuegler hier immerhin die nächsten elf Jahre ihres Lebens – anschließend ging es zurück nach Deutschland, wo sie unter anderem die Schule besuchte, ihr erstes Buch schrieb, heiratete und auch in der Schauspiel-Branche tätig wurde.
Eine bemerkenswerte Laufbahn, so viel steht fest. «Dschungelkind» ist Kueglers Erstling treu geblieben und beleuchtet so ihren Werdegang vom Urwald in Neuguinea bis dem Internat in der Schweiz. Erstere Umgebung ist für die junge Sabine, verkörpert von den beiden Darstellerinnen Stelle Kunkat und Sina Tkotsch (um die entsprechenden Entwicklung abzeichnen zu können), ein wahrer Spielplatz – bis ihrer Famile bewusst wird, dass sie mitten in einen Bürgerkrieg zwischen verfeindeten Völkern gezogen sind. Mit der westlichen Welt hat Sabine aber ebenfalls stark zu kämpfen. Gedreht wurde dabei sowohl in Malaysia als auch am Schloss Wittgenstein in Bad Laasphe. Neben Kunkat und Tkotsch spielen Thomas Kretschmann (Klaus Kuegler) und Nadja Uhl (Doris Kuegler).
OT: «Dschungelkind» von Roland Suso Richter; mit Thomas Kretschmann, Nadja Uhl, Stella Kunkat, Sina Tkotsch und Tina Engel.
«Freundschaft Plus»
Friends with Benefits, hierzulande bekannt als Freunde mit Bonusleistung. Eine schmeichelnde Formulierung für den bedingungslosen Sex zwischen zwei guten, wenn nicht sogar besten Freunden. Längst kein Tabuthema mehr, wurde das Thema inzwischen in jeder zweiten Seifenoper oder Komödie aufgegriffen und führt stets von den nicht abzuwendenden Problemen in der Anti-Beziehung zum schlussendlichen Treuegelübde. In den Vereinigten Staaten scheint das Story-Motiv zur Zeit besonders beliebt zu sein. So ist nicht nur eine Fernsehserie auf NBC in Planung, betitelt «Friends with Benefits», sondern auch zwei Filme mit dem nahezu identischem Plot finden ihren
Weg in die Kinos. Der erste davon ist nun eben «Freundschaft Plus», der im Original auf «No Strings Attached» hört, in seiner ersten Fassung aber ebenfalls «Friends with Benefits» hieß. Die Hauptrollen spielen Ashston Kutcher und Natalie Portman. Ein kleiner, aber feiner Brückenschlag an dieser Stelle: Portman arbeitet in «Black Swan» an der Seite von Mila Kunis und eben die gibt die Protagonistin im Film «Friends with Benefits», der im Sommer dieses Jahres seine Premiere feiern soll. Kunis' männlicher Filmpartner ist in diesem Falle Justin Timberlake.
Zur Story von «Freundschaft Plus»: Die Jugendfreunde Emma Kurtzman und Adam Franklin sind über die Jahre kaum in Kontakt geblieben, treffen sich aber von Zeit zu Zeit auf Partys oder ähnlichen Events. Diese führen eines Abends zum Alkohol und der wiederum zu hervorragendem Sex. Pech für Adam, dass Doktorin Emma keine Beziehung sucht, sondern nur das Schäferstündchen für zwischendurch. Einige Wochen kann auch Adam mit dieser Situation leben, bis er sich darüber klar wird, was er wirklich für Emma emfpindet und ihr sein Herz ausschüttet. Nur kann die wenig damit anfangen. Regie bei dem modernen Liebesdilemma führte Ivan Reitman, bekannt als «Ghostbusters»-Regisseur. «Freundschaft Plus» zeigt sich überraschend stark in Sachen Einnahmen und konnte sein Budget von etwa 25 Millionen Dollar bislang verdoppeln. Die Quotenmeter.de-Kinokritik von Markus Trutt lesen Sie noch heute bei Quotenmeter.de.
OT: «No Strings Attached» von Ivan Reitman; mit Natalie Portman, Ashton Kutscher, Cary Elwes, Kevin Kline und Lake Bell.