Ein Presse- aber noch kein Sendetermin. Das fiel auch ZDF-Redaktionsleiter Klaus Bassiner nicht ganz leicht. So sprach man in München über Inhaltliches und über die Ergebnisse der ersten Marktforschung zur neuen täglichen Serie «Herzflimmern».
Ungewöhnlich ist sie allemal, die bisherige Geschichte der neuen ZDF-Daily «Herzflimmern». Am Mittwoch lud der Mainzer Sender zur Pressekonferenz ans Set ein, viele Informationen hielt man für die Journalisten allerdings nicht bereit. Die Frage nach dem endgültigen Sendeplatz bewegt nicht nur Fernsehfans, sondern auch das gesamte Produktionsteam schon seit vielen Wochen. Gedreht wird «Herzflimmern» nämlich schon seit geraumer Zeit – erste Proben begannen schon vor Weihnachten, 2010 entstanden die ersten Episoden. Nach einer etwas ausgedehnteren Weihnachtspause läuft die Produktion seit einigen Wochen auf Hochtouren.
Nur ein Sendeplatz ist noch nicht in Sicht. „Dass der Sendeplatz noch nicht feststeht, ist für uns alle schon eine merkwürdige Situation. Wir haben nun also die Geschichten für einen fiktiven Sendeplatz entwickelt und uns auf unsere grundsätzliche Erfahrung beim Geschichten-Erzählen verlassen“, sagte Klaus Bassiner, ZDF-Redaktionsleiter Reihen und Serien Vorabend, im Interview mit Quotenmeter.de. Auch wenn das beim ZDF aktuell noch niemand gerne sagt: Der Start von «Herzflimmern» ist auch mit dem weiteren Überleben von «Lena – Liebe meines Lebens» verbunden. Die Endemol-Telenovela, die aktuell werktags um 16.15 Uhr läuft, erreicht trotz eines minimalen Anstiegs der Marktanteile noch lange nicht die Regionen, die sich die Mainzer Verantwortlichen wünschen. Jüngst lief Folge 100 der täglichen Serie im ZDF-Nachmittagsprogram, 80 weitere folgen in jedem Fall noch. Nur auf welchem Sendeplatz ist nicht ganz klar: Möglich, dass «Herzflimmern» die Wiedemann & Berg-Produktion nach Ostern um 16.15 Uhr ablöst.
Weil es in München so wenig über den Sendeplatz und das genaue Startdatum zu erfahren gab, konzentrierte man sich also eher auf das Inhaltliche. Hier möchte das ZDF weg gehen von der klassischen Telenovela und keine Herz-Schmacht-Geschichte erzählen, wie es eben bei klassischen TV-Märchen der Fall ist. Stattdessen soll mit vielen Episodendarstellern und schönen Landschaftsaufnahmen gepunktet werden. „Wir haben uns entschieden dramaturgisch anders zu arbeiten als bisher – und wir waren bereit risikoreicher zu erzählen. Telenovela-Konflikte werden sehr ausführlich erzählt, man geht auf viele Kleinigkeiten ein. «Herzflimmern» wird ein höheres Grundtempo haben“, erklärte Klaus Bassiner am Mittwoch in München gegenüber Quotenmeter.de.
Obwohl die Redaktionsleitung beim ZDF in der Redaktion der Vorabend-Formate liegt, soll – so viel ist inzwischen klar - «Herzflimmern» in jedem Fall einen Sendeplatz am Nachmittag bekommen und sich doch recht deutlich von dem unterscheiden, was der Mainzer Kanal jüngst an täglichen Formaten angeboten hat. „Wir machen eine tägliche Serie und keine Telenovela. Wir haben dem Format mal das Schlagwort „Realistische Fiktion“ gegeben“, berichtet Bassiner. Mit der Bavaria Film hat sich der Mainzer Sender dafür einen sehr erfahrenen Partner ausgesucht, machte die Firma doch über lange Jahre hinweg den «Marienhof» - im Nachmittagsprogramm der ARD punktet man derweil weiterhin mit «Sturm der Liebe».
„Telenovelas spielen in einer Märchenwelt – das ist bei «Herzflimmern» schon allein deshalb nicht möglich, weil wir unsere medizinischen Fälle aus der Realität nehmen. Anders als bei Telenovelas wollen wir unsere Figuren auch anders führen und gestalten. Auch gute Charaktere können sich bei uns mannigfaltig weiterentwickeln“, berichtet Bassiner. Für die Entwicklung der Figuren ist Chefautor Jürgen Werner verantwortlich, den Bassiner in die Kategorie der Top-Schreiber Deutschlands steckt. Für das ZDF schrieb Werner unter anderem den «Ferienarzt»:
Das Thema Medizin wird in dem neuen Format jedenfalls groß geschrieben. „Es ist schwierig zu sagen, welche Geschichten welchen Anteil einnehmen werden. Ich würde sagen, dass die medizinischen Storys bei etwa 30 Prozent liegen werden – andere 30 Prozent behandeln familiäre Themen. Das kann sich natürlich aber überschneiden“, so Bassiner zu Quotenmeter.de. Anfangs stünde die Geschichte einer jungen Assistenzärztin und eines neuen Arztes im Mittelpunkt. „Es kommt dann zu einem schweren Unfall – das Leben des Sohns der Klinikchefin hängt am seidenen Faden. Der neue Arzt schlägt eine bestimmte Therapie vor und rettet somit dessen Leben. Sie sehen, dass man die Themen nicht voneinander trennen kann“, erzählt Bassiner von den ersten Episoden. Rund 40 sind in Geiselgasteig nahe München bereits entstanden, wenn die erste Folge wohl Ende April über die Bildschirme flimmert, hat das Team schon etwa 70 Ausgaben hergestellt – man arbeitet also mit einem ungewohnt großen Vorlauf.
Dafür konnte man die ersten Produktionsblöcke bereits jetzt schon in die Zuschauerforschung schicken. Laut Bassiner kamen sie beim Testpublikum gut an. „Die Medienforschung attestiert uns, dass wir sehr gut begonnen haben“, berichtet er. Nun warten alle nur noch auf eines: Einen Sendeplatz für das neue tägliche Projekt.