Glenns Gedanken: Germany's Next Thommy
Die Suche nach dem Nachfolger von «Wetten, dass..?» ist eröffnet. Hier sind die Kandidaten.
Es ist ein Stück Kindheit, das in diesem Herbst wohl sein vorläufiges Ende findet. Fernsehtrends kamen gingen, doch «Wetten, dass..?» mit Thomas Gottschalk war stets eine feste Institution im schnelllebigen TV-Geschäft. Die Sendung ist die letzte große Samstagabendshow, die es immer noch schafft, ganze Familien generationenübergreifend vor dem Fernseher zu versammeln. Die Mischung aus spannenden Wetten und interessanten Stargästen funktioniert, weil man auf clevere Art und Weise Prominente für Alt und Jung unter ein Dach holt. Dort sitzt Robbie Williams zusammen mit Max Raabe, Naomi Campbell und Annette Frier auf einer Couch. Wo sonst gibt es diese Kombination? Nicht zuletzt war die Sendung allerdings durch den brillanten Moderator Thomas Gottschalk ein echter Gewinn für die Fernsehlandschaft. Nach dem tragischen Unfall im Dezember vergangenen Jahres will Gottschalk nun die Moderation nach fast 25 Jahren abgeben. Die Auswahl aus potentiellen Nachfolgern ist groß, die richtige Wahl dagegen sehr schwer. Hier einige der möglichen Kandidaten und meine entsprechende Einschätzung:
Hape Kerkeling: Laut diversen Umfragen wollen die meisten Deutschen ihn als neuen «Wetten, dass..?»-Moderator. Hape wäre auch mein Wunschkandidat, denn er ist einer der ganz wenigen deutschen Entertainer, die beim breiten Publikum flächendeckend beliebt sind. Ich kenne zumindest keinen einzigen, der Kerkeling überhaupt nicht leiden kann. Ihm gelingt es, genau wie Gottschalk, niveauvolle Unterhaltung mit treffsicherem Humor auf charmante Weise zu verbinden, ohne dabei beleidigend zu wirken. Das Zeug dazu hätte Hape auf jeden Fall, doch ob sich der Komiker auf eine jahrelange Moderation des Showdinos festlegen möchte, ist leider fraglich.
Jörg Pilawa: Er ist als Nachfolger derzeit in aller Munde. Der erst kürzlich zum ZDF gewechselte Moderator von «Rette die Million!» soll angeblich gute Karten haben. Ich kann das so gar nicht nachvollziehen und sollte er tatsächlich «Wetten, dass..?» übernehmen, sehe ich schwarz für die Zukunft der Sendung. Pilawa mag Quiz- und Talkshows moderieren können, doch eine große Samstagabendshow mit internationalen Gästen traue ich ihm nicht zu. Zumal er nicht gerade der witzigste und spontanste Moderator ist, was für diese Show allerdings essentiell ist. Jörg Pilawa ist ähnlich wie Markus Lanz der sympathische, nette Schwiegersohn, der für meine Begriffe jedoch zu glattgebügelt und profillos ist.
Günther Jauch: Als Best Buddy würde sich Thomas Gottschalk sicher freuen, wenn sein langjähriger Freund und Kollege die Show übernehmen würde. Doch hinsichtlich seines Engagements für RTL und in Bälde auch für die ARD ist ein Wechsel zum ZDF praktisch ausgeschlossen. Was letztendlich schade ist, da Jauch genau wie Kerkeling bei der breiten Bevölkerung einen ausgesprochen guten Ruf genießt und derart beliebt ist, dass ihn viele sogar gerne als Bundeskanzler hätten. In puncto Witz und Spontaneität ist Jauch mit Gottschalk ebenbürtig, doch die Nachfolge scheidet leider aus den genannten Gründen aus.
Stefan Raab: Er gilt als letzter großer Fernsehmacher der Nation. Neben «Schlag den Raab» und «TV total» entwickelte er zahlreiche Promi-TV-Events wie die «Wok-WM». Er genießt ein hohes Ansehen in der Fernsehbranche, dennoch ist er als Nachfolger für «Wetten, dass..?» eher ungeeignet und unwahrscheinlich. Abgesehen von seinen festen Verträgen mit ProSieben spricht dagegen, dass Raab nicht wirklich ein guter Moderator ist. Seine großen Abendshows moderiert nicht er selbst, sondern Matthias Opdenhövel. Für «TV total» reicht sein Moderationstalent, aber selbst dort merkt man hin und wieder, dass er im Gespräch mit internationalen Gästen recht unbeholfen agiert. Zudem polarisiert Raab immer noch zu sehr, als dass er beim ZDF-Publikum auf Zustimmung treffen würde.
Das Ass im Ärmel: Lasst es mal 'ne Frau machen. Damit wäre der Überraschungseffekt perfekt, da seltsamerweise niemand einen weiblichen Nachfolger auf dem Zettel hat. Dies hätte den Vorteil, dass man eine Frau schwieriger mit Thomas Gottschalk vergleichen kann, als einen männlichen Nachfolger. Anwärterinnen gäbe es mit Barbara Schöneberger, Ina Müller und Anke Engelke durchaus. Oder man übergibt die Hauptmoderation gleich direkt an Michelle Hunziker. Die Wahrscheinlichkeit einer weiblichen Nachfolgerin ist zwar ziemlich gering, dennoch sollte man vielleicht mal darüber nachdenken. Denn: Warum eigentlich nicht?