Die Kritiker: «Für immer 30»

Inhalt
Timo Wittmann, in die Jahre gekommener Kreativdirektor einer Münchener Werbeagentur, hat die beste Zeit hinter sich. Seine Ideen sind nicht mehr am Puls der Zeit, er gilt als ausgebrannt. Nach einem uninspirierten TV-Spot setzt der besorgte Agenturbesitzer Hans Kranich ihm die ehrgeizige Susanne Andersen vor die Nase. Sie soll für neuen Esprit sorgen, doch Timo, für den Selbstzweifel ein absolutes Fremdwort ist, nimmt die Degradierung nicht hin. Im Glauben, unersetzlich zu sein, kündigt er spontan und sinnt auf Rache. Er will allen beweisen, dass er noch immer der Beste ist.

Mit Perücke und Schönheitskorrekturen gibt er sich als flotter 30-Jähriger aus und bewirbt sich auf die freie Stelle des Junior-Art-Direktors. Der heikle Plan geht auf, nichts ahnend gibt Susanne dem forschen, „jungen“ Mann eine Chance. In seiner neuen Rolle erlebt Timo alias Ben Wiesner jedoch einige Überraschungen, denn wider Erwarten erweist Susanne sich auch als exzellente Werbetexterin, und außerdem sieht sie blendend aus, wie sich Timo eingestehen muss. Er bietet seinen ganzen, wie er findet nicht unbeträchtlichen Charme auf, um Susanne zu beeindrucken und sie so umso leichter über den Tisch ziehen zu können. Doch keiner seiner Tricks verfängt bei ihr. Und auch auf anderen Ebenen muss er eine Niederlage nach der anderen einstecken…

Darsteller
Felix Eitner («Polizeiruf 110») ist Timo Wittmann / Ben Wiesner
Marie-Lou Sellem («Wolfsfährte») ist Susanne Andersen
Sidonie von Krosigk («Bibi Blocksberg») ist Laura Wittmann
Hanns Zischler («Flemming») ist Hans Kranich
Jürgen Tarrach («Fremde Heimat») ist Achim

Kritik
Mit Anfang oder Mitte Vierzig zum „alten Eisen“ zu gehören ist schon ein schwerer Schlag ins Kontor eines jeden Berufstätigen. Genau dieses widerfährt jedoch dem Protagonisten und Werbefachmann Timo Wittmann in der Komödie «Für immer 30», die das Erste am kommenden Freitag, den 25. Februar 2011, zeigt. Regisseur Andi Niessner («40+ sucht neue Liebe») inszenierte die Geschichte nach dem Drehbuch von Autor Ilja Haller («Wo ist Fred?») im Stile der klassischen Rollentausch- und Verwechslungskomödien, wie sie in den 1980ern und 1990ern weltweit recht populär waren. Dementsprechend innovationsarm fällt dann auch das Gesamtbild der Komödie aus. Nichts, was nicht irgendwo schon mal zu sehen war, immer auf Nummer sicher gehend. Anleihen gibt’s u.a. bei «Tootsie», «Mrs. Doubtfire». Und trotzdem weiß die ARD-Produktion zu überzeugen. Es dauert zwar einige Momente, bis man mit der zentralen Rolle des Timo Wittmann bzw. Ben Wiesner warm wird, aber dann entfaltet sich doch ein recht amüsanter Reigen auf dem Bildschirm. Dank gilt hier besonders dem gut aufgelegten Cast. Neben den Hauptdarstellern Eitner und Sellem wissen nämlich auch Sidonie von Krosigk und Jürgen Tarrach in ihren (Neben-)Rollen zu überzeugen.

Völlig unglaubwürdig ist jedoch der Fakt, das Wittmann nach seiner Verwandlung und vermeintlichen Verjüngung selbst von seiner eigenen Tochter nicht mehr erkannt wird. Lediglich mit langmähniger Perücke und dicker Brille ausgestattet, ist dies wenig nachvollziehbar geraten. Und auch sonst sollte man nicht allzu tiefgründig in die Story eintauchen. Zu viele Baustellen werden aufgetan. Zu wenig Tiefe wird erzeugt. In so knapper Zeit können nicht alle Themen von Jugendwahn und jüngeren Liebhabern, neuem Familienbild und Frauen in Führungspositionen inkl. Damit einhergehender Grabenkämpfe abgehandelt werden. Da bedarf es schon noch eines tiefgründigeren Drehbuchs und überzeugenderer Darsteller. Im Vergleich zu den sonst auf diesem Sendeplatz vorzufindenden Produktionen, ist das vorliegende Beispiel aber schon ein meilenweiter Fortschritt.

Und so ist am Ende zumindest eines gewiss: sich einfach zurücklehnen und einigermaßen solide inszenierte 90 Minuten Unterhaltung auf sich wirken lassen. Das funktioniert ohne Weiteres.

Das Erste zeigt «Für immer 30» am Freitag, den 25. Februar 2011, um 20:15 Uhr.
24.02.2011 10:00 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/47944