Forenecho: Konstanz oder Kreativität – woran mangelt es Sat.1?

Sat.1 fehlt die Konstanz, behauptete Andreas Bartl jüngst in einem "SZ"-Interview. Was meinen die Quotenmeter.de-Forumsteilnehmer dazu?

Andreas Bartl (Foto), seines Zeichens Sat.1-Geschäftsführer und Vorstand der German Free TV Group, sprach am Montag im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" über die Probleme seines Senders (wir berichteten). Sat.1 fehle es an Konstanz; Ziel sei es, den Sender wieder so aufzubauen, wie er in den 90ern oder Anfang des neuen Jahrtausends ausgerichtet war. Außerdem sollen Kern-Genres klarer zur Geltung gebracht werden, wichtig sei hierfür unter anderem die Information, die der Zuschauer beispielsweise in Formaten wie «ErmittlungsAkte» oder «Kerner» erhalte. Fehlt Sat.1 die Konstanz? Oder fehlt Sat.1 nicht viel eher die Kreativität, der Mut zu neuen Formaten? Das fragten sich die Quotenmeter.de-Forumsteilnehmer in den vergangenen Tagen. An letzteres glaubt max3, der mehr Shows und mehr Eigenproduktionen vom Bällchensender fordert. „Mehr Eigenproduktionen wünsche ich mir zwar schon, aber kommt auf den Inhalt an. Denn ich will keinen weiteren Liebesfilm oder Comedy-Film sehen, die es schon in irgendeiner Form gibt“, meint TemplateR.

„Das Problem ist sicherlich auch, dass Sat.1 früher sehr viel selbstsicherer war und ähnlich wie heute ProSieben und vor allem RTL auch so wirkte. Im Gegensatz dazu kommt Sat.1 heute alt und noch immer (auch wenn nun etwas weniger) in die Jahre gekommen daher (da wird auch ein Harald Schmidt nichts dran ändern können). Ich denke, dass RTL mit der Zeit mit gegangen ist und auch darauf reagiert hat, dass die durchschnittlichen TV-Zuschauer jünger geworden sind, während sich Sat.1 mit einer Rosaroten Brille auf seinen Lorbeeren ausgeruht hat. Und heute muss man hart schuften um wieder zu altem Glanz zurückzufinden“, findet Pu22Pu. „Zunächst einmal ist der durchschnittliche TV-Zuschauer seither älter geworden und nicht jünger. Und zum anderen konzentriert sich Sat.1 seit langem ganz gezielt auf die Kernzielgruppe der 30- bis 49-Jährigen und ist damit bewusst älter positioniert als der Schwestersender oder RTL“, widerlegt AlphaOrange die Vermutungen des Forumteilnehmers.

rem vertritt eine andere Meinung: „Die Kernzielgruppe der 14- bis 49-Jährigen taugt nicht für eine Betrachtung von Sat.1. Jedoch muss man bei den ab 3-Jährigen klar festhalten, dass Sat.1 vom goldenen Zeitalter weit entfernt ist und der Sender in den Neunzigern durchaus bei 20 Prozent und vor allem mit RTL gleichauf war. Daher ist das kein "Märchen" von tief gestürzten Sat.1, sondern die pure Wahrheit. RTL hat ja auch abgegeben, aber definitiv: Sat.1 hat doppelt so viele Zuschauer wie RTL verloren.“ Doch darum geht es AlphaOrange nicht: „Es geht darum, dass immer wieder behauptet wird, Saban hätte die Quoten einstürzen lassen. Auch wenn man sagen kann, dass die "Heuschreckenzeit" dem Senderprofil nicht gut getan hat, die Quoten waren seither relativ stabil. Und dass es in den 90ern bergab ging, ist eine völlig andere Geschichte, die weder auf Seiten von Sat.1 von den Leuten nach Hoffmann noch seitens RTL von Frau Schäferkordt zu tun hat – und damit absolut nichts mit den aktuellen Senderkonzepten zu tun“, so der Forumsteilnehmer. Der amerikanische Medienunternehmer Haim Saban wurde 2003 Hauptaktionär der ProSiebenSat.1 Media AG.

„Du brauchst erst einmal die Kreativität, Neues zu versuchen, um dann Konstanz zu entwickeln. Was nützt dir, wenn du die «Oliver Pocher Show» jahrelang mit dir herumschleppst, dann hast du zwar Konstanz, aber keine Quoten. Konstant keine Quoten zu haben, wird ja wohl nicht das Ziel des Senders sein. Ja, Sat.1 ist Angreifer und der muss Sachen finden, wie man den Platzhalter stürzen kann. Dazu musst du Sachen ausprobieren“, äußert sich Familie Tschiep zu diesem Thema. „Sat.1 muss einfach mal neue Konzepte umsetzen. Es reicht halt nicht, dass man jedes Jahr eine neue Serie umsetzt. Bei den Showkonzepten wird «Der Bastelkönig» auch kein Erfolg. Was ist mit «Mein Mann kann»? Das lief erfolgreich, dennoch muss man 45 Wochen im Jahr auf neue Folgen warten“, kritisiert Fabian den Münchner Privatsender.
13.03.2011 08:30 Uhr  •  Daniel Sallhoff Kurz-URL: qmde.de/48305