Kernschmelze bei N24!

Rob Vegas schaut erschreckt den Nachrichtensender N24.

Die Welt blickt nach Japan. Ein Erdbeben, ein Tsunami und nun auch noch eine drohende Kernschmelze in einem Atomkraftwerk. Mehr als 10.000 Menschen haben anscheinend ihr Leben verloren. Das ist eine schreckliche Nachricht und als Zuschauer kann man sich das persönliche Leid kaum vorstellen. Bei 10.000 Todesopfern durch die Flutwelle dürften mehr als 100.000 Angehörige, Freunde und Verwandte nun eine schrekliche Zeit durchmachen.

Natürlich beherrscht dieses Thema auch die Nachrichten. Die ganze Welt berichtet nonstop und im Fernsehen jagt eine Sondersendung das nächste Spezial. Interessiert wird sich aber nun schon nicht mehr für die Flutwelle und die Opfer, sondern fast nur noch für die Kernschmelze im Atomkraftwerk von Fukushima. Hier gibt es Bilder und sogar eine riesige Explosion zu sehen. Generell ist gegen diese Sicht der Medien und Nachrichtensendungen nichts einzuwenden, denn natürlich haben ganze Völker nun Angst vor den Folgen einer nuklearen Katastrophe.

Bei der ARD oder Phoenix weiß man auch nicht viel und berichtet stündlich neu, doch bei N24 ist man seit Beginn der Katastrophe fast 24 Stunden am Tag LIVE am Geschehen. Am Anfang war das wirklich ein Vorteil des Nachrichtensenders, denn nirgendwo anders konnte man das Geschehen und die Entwicklungen am Stück betrachten und bekam die neuesten Informationen sofort über die Flimmerkiste geliefert.

Nur was sich die Verantwortlichen dort mittlerweile leisten ist unter aller Kanone. Die Informationslage ist natürlich schlecht, denn in den Reaktor kann nicht einmal die japanische Regierung schielen. Zudem will man wohl eine Massenpanik im ganzen Land verhindern und erweitert daher einfach immer mehr den Radius des zu evakuierenden Geländes. Doch n24 interessiert das nicht. Man sendet pausenlos weiter. Halt ohne neue Erkenntnisse, aber dafür mit immer neuen Amateuraufnahmen aus Japan. Hauptsache man kann schwimmende Häuser, herabfallende Bauwerke und entsetzte Bürger zeigen, welche gerade aus einem Hauseingang rennen. N24 kommt mir langsam wie der Produzent eines Katastrophenfilms vor. Ist das nun zu harte Kritik an einer andauernden Berichterstattung? Nein. Denn es gibt Grenzen.

Und wann war diese Grenze überschritten? Ich schaltete den Sender ein und N24 sendete eine Zusammenfassung der Geschehnisse. Eigentlich eine gute Idee, aber da sprach eine aufgeregte Männerstimme in bester Hollywoodmanier von den entsetzlichen Schäden, man zeigte wie in einem Trailer zu einem Actionfilm die besten Überschläge von Kleinwagen und zum Supergau unterlegte man den Beitrag auch noch mit actionreicher Musik. Wo sind wir denn bitte gelandet? Sind das noch Nachrichten oder sollen wir uns als Zuschauer an den Bildern der Explosion ergötzen. Wann kommt bei N24 der Hinweis, dass man sich die ganze Katastrophe auf Blu-Ray mit exklusivem Dolby Digital Sound bei amazon bestellen kann?

Genau dieses Verhalten von Medien ist geschmacklos. Mit neuen Bildern der Katastrophe für seine Berichterstattung zu werben, immer neue Experten in die Sendung zu schalten, welche eigentlich auch keine Ahnung vom Geschehen haben und am Ende sitzt man im Studio und spekuliert wild herum. Hauptsache wir waren dabei und Sie unser Zuschauer.

Man hätte N24 einen Preis für eine pausenlose und durchaus informative Berichterstattung verleihen können, denn sie haben gleich zu Anfang einen ganz guten Job gemacht. Aber anscheinend ist man in der Redaktion eher auf einen Oscar für die besten Effekte aus.

Blendet mal lieber ein Spendenkonto ein.

Ihr

Rob Vegas
13.03.2011 16:55 Uhr  •  Rob Vegas Kurz-URL: qmde.de/48318