Rob Vegas fragt sich selbst inwieweit die Meldung nicht leider auch nur Berieselung ist?
Manche Menschen interessieren sich einfach gern für die Wetterlage. Sie wollen stets und auch zwei Wochen vorher wissen wie eigentlich das Wetter wird. Manche Menschen nutzen dafür sogar einen kostenpflichtigen Service und können sich als Premiumkunde sämtliche Wetterlagen jederzeit und in vollem Umfang zu Gemüte führen. Der Rest schaut einfach aus dem Fenster und bekommt den gleichen Regen ab. Es ändert nichts.
Ähnlich verhält es sich bei den Nachrichten. Man kann sich stets und überall auf dem Laufenden halten, oder man schaut nur zufällig ins Nachtjournal. Informiert wird man spätestens am Kiosk durch die täglichen Schlagzeilen. Andere abonnieren dagegen sogar Tageszeitungen.
Und gerade bei so großen Themen und Tragödien schalten wir dann im Kollektiv ein. Was ist bloß passiert? Wo gibt es die neuesten und noch neueren Nachrichten? Wer hat die ersten Bilder live vom Ort des Geschehens und wer gibt aus lauter Gier auf die erste Meldung ein nicht geprüftes YouTube-Amateurvideo über den Sender und gibt als Quelle auch noch das ganze Internet an?
Interessiert sich heute noch ein Zuschauer für die schreckliche Tragödie der Loveparade in Duisburg? Es ist abgehakt und nach einer Woche Fukushima-Marathon hat die Welt ihr Objektiv nun zur ausgleichenden Gerechtigkeit auf Libyen gerichtet. Immerhin gibt es dort nun Panzer und Explosionen zu bestaunen. Sind wir Zuschauer nun gierig nach solchen Bildern? Nicht wirklich, zumindest will ich das nicht hoffen.
Doch selbst so eine Tragödie wie in Japan ist irgendwo auch nicht nur Nachricht, sondern auch und leider manchmal nur Berieselung. Wir stürmen beim Anblick der Explosion nicht auf den Dachboden und verschicken Decken und Generatoren via DHL nach Japan. Wir spenden auch nicht alle sofort und informieren uns über die besten Spendenmöglichkeiten. Wir sind einfach nur interessiert an den Bildern, an der Nachricht. Diese ist nicht zwangsläufig als Unterhaltung zu werten, aber irgendwann wird jede Nachricht auch langweilig. Haben erst einmal alle Köpfe bei den Talkshows darüber diskutiert und am Ende zu keiner Lösung beigetragen und sind alle Sondersendungen vorbei, so ist auch bald das Thema aus unseren Köpfen. Spätestens beim Jahresrückblick trifft man sich dank Jauch wieder.
Würden wir uns wirklich so für Nachrichten interessieren, so würden wir doch selten so weit in ferne Länder schauen, sondern uns jeden Abend die Lokalzeit im Fernsehen ansehen. Doch was interessiert mich die Umgehungsstraße vor der Haustür? Spektakulär ist nur die Welt. Länder, Brände, Abenteuer. Und dann muss man sich als Zuschauer irgendwann und irgendwo bei allem guten Gewissen fragen, ob nicht Nachrichten für uns ein Stück weit auch nur Infotainment geworden sind?
Oder haben Sie schon gespendet?
21.03.2011 00:08 Uhr
• Rob Vegas
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