Rob Vegas hat sich Carmen Nebel angesehen und ist begeistert.
Samstag Abend. Ich habe Lust auf einen guten Film. Vielleicht läuft ein netter Streifen im Fernsehen? Ich suche die Fernbedienung, greife in die offene Chipstüte und reite ein wenig durch die deutsche Fernsehlandschaft.
Das Telefon klingelt laut und verstörend. Ich hebe ab, spreche ein paar Minuten mit einem Freund und lasse das Bild stumm weiterlaufen. Auf dem Schirm sehe ich «Carmen Nebel». Ab und zu werfe ich meinen Blick auf die Flimmerkiste und realisiere das riesige Studio. Gut finden darf man das nicht. Immerhin so wie Silbereisen und dann auch noch Volksmusik. Der Freund muss weg, verabschiedet sich und will sich später noch einmal neumodisch via Facebook melden.
Irgendwie habe ich mich aber nun an Carmen in meinem Zimmer gewöhnt und will gar keinen Film mehr sehen. Immerhin steht dort gerade Andrea Berg und ich wollte doch schon immer wissen, warum sie die meisten Platten in ganz Deutschland verkauft? So schlecht befindet mein Gemüt dieses Gesinge gar nicht. Zwar kitschig, aber die heile Welt erscheint mir in diesem Moment eine gute Abwechslung zu Fukushima und «Report aus München» zu sein. Sie sei heute Abend eigentlich viel lieber bei ihrer Mutter im Krankenhaus, aber für Carmen und Klagenfurt wollte sie dann mit der Erlaubnis der Mutter doch für das Publikum da sein. Klingt wie abgesprochen und doch wieder ehrlich.
Vielleicht ist diese ganze Landschaft der Volksmutanten gar nicht so schlimm? Vielleicht machen die einfach nur leichte Musik mit dünnen Inhalten? Aber sind wir nicht alle auch nur Menschen und brauchen ab und zu ein wenig Kitsch? Immerhin hält Kitsch wie Kleber jede zwischenmenschliche Beziehung zusammen. Ich beginne Carmen sympathisch zu finden. Man geht ja auch langsam auf die 30 zu. Also erlaube ich mir weitere Minuten mit Frau Nebel, welche nun Andy Borg nach seinem Auftritt zum spontanen Tanzkurs überrascht. Das war wirklich nicht abgesprochen, denn der Herr Borg wirkt zu meiner Freude wirklich total überrascht und nicht einmal sonderlich gut gelaunt. Schadenfreude kommt auf.
Doch Carmen hat ihm bildhübsche Tänzerinnen besorgt und das Fernsehballett macht schnell seinem Namen bei Samba und Rock alle Ehre. Nicht einmal im aktuellen Playboy sind die Damen so hübsch wie die Tänzerinnen im Hause Nebel. Herr Borg ist wie ich hin und weg. Gleich würde auch noch Stargast David Hasselhoff kommen. So weit weg von der Wetten Dass..? Zielgruppe ist man hier auch nicht mehr und so singt der gute Hoff auch seinen neuen Song samt den "ausgeborgten" Tänzerinnen. Für diesen Wortwitz werde ich in der Medienhölle schmoren.
Das Interessante an der ganzen Show? Es war einfach extrem gutes Fernsehen. Alles wirkte mehrmals geprobt, die Kamerafahrten schön, die Bühne toll und irgendwo war die Moderatorin nah am Publikum. Es wirkte nicht abgehoben, der David wurde noch dazu verdonnert dem kleinen Jungen 17 Autogramme zu schreiben und am Ende der Show überraschte man Jürgen Drews wie zu besten Zeiten der versteckten Kamera. Frech, spontan, aber nie boshaft.
Natürlich einfach, kitschig, volksmusikalisch, etwas altbacken von der Unterhaltung her, aber genau deswegen auch so wunderbar erfrischend in Zeiten von Topmodels und Superstars. Ich gestehe hier auf Quotenmeter feierlich: Ich freue mich sehr auf die nächste Show von und mit Carmen Nebel.
Ihr
Rob Vegas
04.04.2011 00:55 Uhr
• Rob Vegas
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