Story in «Die Minensucherin» nahm einige ‚Schlenker‘

Der zuständige ZDF-Redakteur Axel Laustroer beschreibt den Reifeprozess der Geschichte im Film und den Mut des Mainzer Kanals zur Umsetzung.

Der ZDF-Film «Die Minensucherin» erzählt von einem Drama um ein Frauenschicksal vor dem Hintergrund der Nachwehen des Bürgerkrieges in Angola. Christine Neubauer, Hannes Jaenicke und Heikko Deutschmann spielen die Hauptrollen. Gerade Neubauer, die sich in dem Film zur Minensucherin ausbilden lässt, war sehr früh mit an Bord. Denn die Idee zum Film hatte Producerin Nanni Erben von der Berliner Produktionsfirma Ziegler-Film durch eine Talkshow, in der eine echte Minensucherin zu Gast war. „Von deren Eindrücken und Erlebnissen, die sie erzählt hat, hat man sich überlegt, ob das nicht ein guter Film-Stoff wäre und ob das nicht eine gute Rolle für Christine Neubauer wäre“, erläutert der für den Film zuständige ZDF-Redakteur Axel Laustroer (Foto) im Gespräch mit Quotenmeter.de in Köln. Schauspielerin Christine Neubauer war direkt angetan von dem Projekt und von der ersten Stunde mit dabei. Zusammen mit der Geschäftsführerin des Produktionsunternehmens Regina Ziegler hat man sich an das ZDF gewandt. „Ohne ein Drehbuch in der Hand zu haben, haben wir direkt gesagt haben: Okay, das machen wir“, bestätigt Laustroer die schnelle Umsetzung der Idee.

Jetzt ging es ans Eingemachte: Das Drehbuch schrieben Susanne Beck und Thomas Eifler. Doch gerade für die Geschichte in «Die Minensucherin» musste viel recherchiert werden. Auch Hintergrundinformationen waren vonnöten. „Die Geschichte hat ein paar ‚Schlenker‘ genommen“, erzählt ZDF-Redakteur Axel Laustroer. Am Anfang stand eine grobe Geschichte nach dem Bürgerkrieg in Angola. Auch gab es eine Liebesgeschichte im Drehbuch. Doch gerade von dieser hat man am Ende Abstand genommen: „Wir waren nach und nach der Meinung, dass das nicht dort rein passt. Denn wenn man ein so schweres und ernstes Thema macht, dann bekommen die klassischen Ingredienzien auch einmal weniger Bedeutung beigemessen. Wir wollten es schon pur machen und bei dem Thema bleiben“, erläutert Laustroer. Und auch Schauspieler Hannes Jaenicke war froh, dass der Film «Die Minensucherin» auf die klassische Liebensgeschichte verzichtet: „Es war auch vorteilhaft, dass das Drehbuch keine Liebesgeschichte bereit hielt. Die würde der Zuschauer bei dieser Besetzung normalerweise erwarten. Aber diese Vorhersehbarkeit vermeidet das Drehbuch zum Glück“, sagte er im Quotenmeter.de-Interview. „Wir sind froh, dass wir erkannt haben, dass eine Liebesgeschichte da nicht hingehört“, ergänzt ZDF-Redakteur Axel Laustroer.

Auch auf eine weitere Drehbuch-Idee hat man verzichtet. „Es gab eine Idee von der Autorenseite, der Hauptfigur Nina, die von Christine Neubauer gespielt wird, den Verlust des eigenen Kindes als persönliches Schicksal ins psychische Handgepäck mitzugeben“, beschreibt Axel Laustroer. „Doch das wäre dann auch eine zu schwere Last für den Charakter gewesen“, erläutert der ZDF-Redakteur. Im Film muss die von Christine Neubauer gespielte Nina dennoch den Verlust eines Kindes beklagen, das durch eine als Spielzeug getarnte Mine umkommt. Doch letztlich ist es nicht ihr eigenes Kind, sondern ein Mädchen, das ihr während des Aufenthalts in Angola ans Herz gewachsen ist. „Erst durch viele Recherchen und Hintergrundwissen wurde der Film dann zudem durch die Einflüsse von Regisseur Marcus O. Rosenmüller intensiver zu einer Geschichte einer Frau, die sich aufgrund eines persönlichen Schicksals für eine Ausbildung zur Minensucherin entscheidet“, beschreibt Axel Laustroer den Reifeprozess von «Die Minensucherin».

Doch auch trotz des dramatischen und ernsten Themas steht die Unterhaltung für das ZDF im Vordergrund: „Unser Hauptanliegen ist es, den Zuschauer zu unterhalten. Wenn er dabei sensibilisiert wird, ist das ein schöner Nebeneffekt“, sagt ZDF-Redakteur Axel Laustroer. „Das klassische Themen-Fernsehspiel der 70er Jahre wollen wir nicht wieder aufleben lassen – so war es nicht gemeint“, stellt er klar. „Wir wollten auch nicht den 90-minütigen Spendenaufruf aus dem Film machen, der Unterhaltungswert stand schon an erster Stelle, nur ist er eben anders als bei anderen Genres“, fügt Laustroer an. „Also ich bin schon einmal froh, wenn wir nicht nur herum- ‚pilchern‘“, hatte Schauspieler Hannes Jaenicke aber auch den besonderen Charakter des Films herausgestrichen. „Deshalb bin ich froh, wenn man etwas machen kann, das jenseits der Schmonzette und des Krimis liegt“, ergänzte Jaenicke im Quotenmeter.de-Interview. Doch ZDF-Redakteur Axel Laustroer stellt klar: „Es ist nicht so, dass wir gesagt haben, wir müssen mal einen Film über Angola machen, um auf die Problematik aufmerksam zu machen“, sagt er.

Die Idee zum Film hat der Mainzer Sender jedoch schnell angenommen. „Ich bewundere auch den Mut des ZDF, zu sagen, wir machen mal einen Film zu einem echt schwierigen Thema“, beschreibt Schauspieler Hannes Jaenicke, der sich übrigens für die Thematik der Minensucher in Südwest-Afrika engagiert. Ein mutiges Film-Projekt bei den Mainzern? „Natürlich möchte man, wenn man solch einen Film macht, dass möglichst viele Zuschauer das sehen. Aber ich habe mich gefreut, als die Chefetage ihr ‚Okay‘ gegeben hat“, erzählte ZDF-Redakteur Axel Laustroer. „Man befand es als ein ernstes und wichtiges Thema und hat uns da weitgehend freie Hand gelassen“, so Laustroer weiter. Doch gerade auch die mutigen Schritte des öffentlich-rechtlichen Kanals seien keine Seltenheit: „Dabei war das ZDF in den letzten Jahren häufiger mutig gewesen, ob das jetzt die «heute-Show» ist, der «Kriminaldauerdienst» oder «Klimawechsel». Es ist also nicht ungewöhnlich“, stellt Laustroer klar. Mit «Die Minensucherin» hat sich der Mut womöglich ausgezahlt, denn das Drama zeigt eine vergessene Problematik in aller Deutlichkeit auf.

Das ZDF strahlt «Die Minensucherin» am Montag, den 04. April 2011, um 20.15 Uhr aus.
04.04.2011 10:41 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/48785