Die Kritiker: «Die Trödelqueen: Gelegenheit macht Liebe»

Story
Kunst und Kuriositäten sind ihr Leben: Gemeinsam mit ihrem Ehemann Wolfgang hat sich Andrea Steckenreiter vor vielen Jahren einen Lebenstraum erfüllt und einen Laden für altes Kunsthandwerk und originellen Trödel eröffnet. Sehr gewinnbringend war das Geschäft nie, doch das gesamte Ausmaß der finanziellen Notlage wird Andrea erst nach dem überraschenden Tod ihres Gatten bewusst. Der Laden ist hoffnungslos überschuldet und der Hausbesitzer droht wegen der ausstehenden Miete bereits mit dem Gerichtsvollzieher. Gemeinsam mit ihrer Schwiegermutter Lucy sucht sie verzweifelt nach einem Weg aus der Misere. Der sympathische Restaurator Ludwig Reiter, der Andrea schon lange im Stillen anhimmelt, würde ihr zwar gerne mit Rat und Hilfe zur Seite stehen. Doch die „Trödelqueen" zeigt ihrem Verehrer hartnäckig die kalte Schulter.

Bis sie eines Tages auf dem Friedhof zufällig einer Frau begegnet, die behauptet, die Geliebte ihres Mannes gewesen zu sein - und das schon seit elf Jahren! Zunächst kann die fassungslose Andrea nicht glauben, was sie da hört. Aber schon bald findet sie weitere Hinweise auf Wolfgangs jahrelanges Versteckspiel. Ihrer Enttäuschung und ihrer Wut macht sie auf radikale Weise Luft: So fliegen nicht nur die Hinterlassenschaften ihres treulosen Göttergatten ins Feuer, auch die Abwehr gegen Ludwig beginnt allmählich zu bröckeln. Vor allem will Andrea mehr über die Frau erfahren, mit der ihr Mann sie betrog: Die elegante Elisabeth von Greifenstein führt eine kleine Kunstbuchhandlung, gibt sich unnahbar und überlegen. Natürlich können sich die beiden Rivalinnen anfangs nicht ausstehen, eine verbale Breitseite jagt die nächste. Doch als Andrea herausfindet, dass ihre Nebenbuhlerin ebenfalls auf einem Berg von Schulden sitzt, wird ihr schnell klar, dass sie ihre Geschäfte nur mit vereinten Kräften vor dem Konkurs retten können. Zähneknirschend schließen die Kontrahentinnen ein Zweckbündnis und hecken einen betrügerischen Plan aus, um sich auf einen Schlag finanziell zu sanieren: Sie wollen einem reichen, adeligen Kunstsammler einen Laster voll Trödel als wertvolle Antiquitäten andrehen.

Darsteller
Mariele Millowitsch («Nikola») ist Andrea Steckenreiter
Katharina Müller-Elmau («Crazy») ist Elisabeth von Greifenstein
Martin Feifel («Der Bergdoktor») ist Ludwig Reiter
Ilse Neubauer («Peter und Paul») ist Lucy Steckenreiter
Konstantin Wecker («Ärzte») ist Randolph Heidenreich
Florian Simbeck («Erkan & Stefan») ist Domenico
Winfried Hübner («Der Bibelcode») ist Herr Weigert

Kritik
Eine wirklich interessante Auseinandersetzung mit den Themen findet in «Die Trödelqueen» erwartungsgemäß niemals statt. Man opfert die Tiefgründigkeit der Seichtigkeit, und anstatt die gewählten Motive der Trauer und des Betrogen-werdens in angemessener Nuanciertheit zu betrachten, erzählt man lieber eine blödsinnige Liebesgeschichte um Andrea, die frischgebackene Witwe vom Trödelladen, und ihren penetranten wie schmierigen Verehrer. Bei diesem defizitären Gesamtbild hilft es dann auch nichts, wenn in einer Szene Schopenhauer zitiert wird. Das wirkt dann eher lächerlich.

Dass Männer ihre Ehefrauen betrügen, wird hier in gewisser Weise als etwas ganz Normales hingestellt. Das scheint, bei der DEGETO mittlerweile üblich zu werden, was die Sache nur umso erschreckender macht. Ernst nehmen kann man diese Produktion ohnehin nicht – dafür bleibt sie viel zu sehr an der Oberfläche und belässt es bei allzu groben Linien. Illustriert wird das sehr treffend von den stets äußerst berechneten Dialogen, die zu sehr auf den schnellen Lacher aus sind und jeden Anflug von Ernsthaftigkeit im Keim ersticken. Drehbuchautorin Cornelia Willinger nimmt es dadurch in Kauf, dass die Atmosphäre sehr in Mitleidenschaft gezogen wird. Es gibt genau zwei Stellen, an denen die Punchlines in diesem Film funktionieren – und das zugegebenermaßen nicht einmal schlecht. Auf neunzig Minuten hochgerechnet, bleibt dies jedoch ein äußerst erbärmliches Ergebnis. Die gänzlich unglaubwürdigen Handlungsverläufe und Szenen geben dem dramaturgischen Aufbau dann den Rest.

Mariele Millowitsch spielt die recht unsauber gezeichnete Hauptfigur insgesamt überraschend passabel. Besonders die leisen, nicht effekthascherischen Töne, wie etwa die grundsätzliche Stimmung der Trauer ihrer Rolle und deren Gefühl der Ausweglosigkeit, nimmt man ihr ab, während ihre Arbeit in den lauteren Szenen, etwa bei den Heulattacken ihrer Figur, aufgesetzt wirkt. Von Katharina Müller-Elmau wird Millowitsch jedoch in nahezu jeder Szene an die Wand gespielt, was aber auch zum Teil daran liegen mag, dass Müller-Elmaus Figur deutlich mehr Sinn ergibt als die Hauptprotagonistin.

Das Fazit ist eindeutig: «Die Trödelqueen – Gelegenheit macht Liebe» ist ein Film mit einer schlecht durchdachten Geschichte, langweiligen wie dämlichen Szenen und insgesamt allenfalls mittelprächtigen schauspielerischen Leistungen. Reif für den Sperrmüll.

Das Erste strahlt «Die Trödelqueen – Gelegenheit macht Liebe» am Freitag, den 8. April 2011 um 20.15 Uhr aus.
07.04.2011 11:42 Uhr  •  Julian Miller Kurz-URL: qmde.de/48874