Popcorn und Rollenwechsel: Disneys größte Erfolge
Märchenwelten und singende Tiere: Unser Kolumnist präsentiert die fünf größten Trickerfolge der Disney-Studios in Deutschland.
Vergangenen Donnerstag startete mit «Winnie Puuh» der nach offizieller Zählung 51. Abendfüllende Trickfilm aus den Walt Disney Animation Studios. Disney selbst nennt diesen Kanon «Walt Disney Meisterwerke», und auch wenn manche DVD-Cover anderes behaupten, gehören solche Billigfilmchen wie «Tierisch wild» oder «Das Dschungelbuch 2» nicht dazu. Anlässlich des jüngsten Disney-Kinostarts und des am Karfreitag auf Sat.1 stattfindenden Disney-Tags, soll in dieser Kolumne einmal zurückgeblickt werden. Zurück auf die fünf größten Kinoerfolge, die das Studio hierzulande feiern konnte.
Platz 5: «Aladdin» (6,3 Mio. Besucher)
November 1993, ein Jahr nach US-Kinostart, fand das abenteuerliche und komödiantische Märchen aus Tausendundeiner Nacht auch den Weg auf die deutschen Kinoleinwände. Die Geschichte des Straßendiebes, der eine Lampe mit schnell quasselndem, stets scherzenden und drei Wünsche erfüllenden Dschinni findet und sich mittels Magie ins Herz der Prinzessin Jasmin mogeln will, war in Deutschland ein Flüstererfolg: In der Startwoche kamen bloß 362.938 Besucher ins Disney-Kinomusical. Aber die erfolgreiche Mund-zu-Mund-Propaganda und eine konsequent vergrößerte Kopienzahl in deutschen Landen machten zu einem Riesenerfolg. Nur «Jurassic Park» war 1993 mit über 9,3 Millionen Kinogängern erfolgreicher.
Platz 4: «Bernard & Bianca» (9,8 Mio. Besucher)
«Bernard & Bianca» ist eines dieser kleinen Rätsel in der Geschichte der Filmrezeption: Seinerzeit wurde das Abenteuer der Mäusepolizei auf US-Boden zum bis dato finanziell größten Zeichentrick-Hit, weshalb der Einstand einer neuen Zeichner-Generation in den Disney-Studios auch einige Jahre später eine groß angelegte Kinofortsetzung erhielt. Ursprünglich war es zudem geplant, Bernard und Bianca eine Fernsehserie zu spendieren (aus der letztlich «Chip & Chap: Die Ritter des Rechts» wurde). Und auch in Europa war «Bernard & Bianca» ein beachtlicher Erfolg. Trotzdem geriet der Film mehr oder weniger in Vergessenheit und wird vom Disney-Konzern stiefmütterlich als B-Movie behandelt, statt ihn wie den vergleichbaren «101 Dalmatiner» neben jüngere Erfolge wie «Arielle, die Meerjungfrau» oder «Tarzan» zu stellen. Liegt es vielleicht daran, dass Disney schon zwei Mäuse im Repertoire hat, die ordentlich Merchandising losschlagen?
Platz 3: «Aristocats» (11,3 Mio. Besucher)
«Aristocats» ist nicht bloß der dritterfolgreichste Disney-Film in Deutschland, sondern auch der momentan neunterfolgreichste Film in der deutschen Kinogeschichte! Der vom (aus Deutschland stammenden) «Dschungelbuch»-Regisseur Wolfgang Reitherman inszenierte Zeichentrickklassiker mag vielleicht nicht als Disney-Meilenstein behandelt werden, aber die hiesigen Besucherzahlen sprechen für die Katzenbande eine bessere Sprache. Im mit viel französischem Flair (im Original singt der für diesen Film aus dem Ruhestand zurückgekehrte Maurice Chevalier das Titellied) und einer Prise Jazz ausgestatteten «Aristocats» geht es um vier Hauskatzen aus einem vornehmen Vorort, die im Testament ihrer Besitzerin dem treuen Butler vorgezogen und deswegen von ihm entführt werden. Auf ihrem Heimweg lernen sie einen streunenden Kater kennen, der sich ihnen zur Seite stellt. «Aristocats» vereint Plot und Atmosphäre von «101 Dalmatiner» und «Susi & Strolch» mit dem Swing und Humor aus «Das Dschungelbuch». Nirgends kam diese Mischung besser an, als bei den deutschen Kinogängern…
Platz 2: Der König der Löwen (11,3 Mio. Besucher)
Auf den Schwingen der Songs von Elton John & Tim Rice sowie der beeindruckenden Instrumentalmusik von Hans Zimmer und Lebo M wurde «Der König der Löwen» zum weltweit erfolgreichsten Zeichentrickfilm aller Zeiten. Und noch heute gehört Disneys Afrika-Epos über Liebe, Schuld und Tod mit seinen 791 Millionen Dollar Einspielergebnis zu den 30 größten Kassenschlagern. Der animierte Blockbuster war zudem einer der wenigen Disney-Trickfilme, die auf einer studiointernen Idee basierten, statt auf einer zuvor veröffentlichten Vorlage. Selbst wenn Anime-Fans große Parallelen zu «Kimba, der weiße Löwe» sahen.
«Der König der Löwen» erhielt zwei Academy Awards für seine Musik, welche in ein weiteres Album namens «Rhythms of the Pride Lands» mündete. Dieses Album gab den afrikanischen Klängen des Films weiteren Raum. Einige dieser von Lebo M geschriebenen und von den Themen des Films inspirierten Lieder wurden wiederum ins Bühnenmusical eingearbeitet, welches nun unter den acht langlebigsten Broadway-Stücken gehört. Es folgten außerdem zwei Video/DVD-Fortsetzungen, eine Fernsehserie über die Sidekicks Timon und Pumbaa und zahlloses Merchandising. Nicht schlecht für einen Film, den die Studiobelegschaft als den B-Movie neben «Pocahontas» ansah…
Platz 1: «Das Dschungelbuch» (27,4 Mio. Besucher)
Seit 1968 gibt es halbwegs verlässliche Kinostatistiken und seither lockte kein Film mehr Personen in die Säle als dieser: «Das Dschungelbuch» ist im Laufe seiner fünf Kinoeinsätze zum deutschen Phänomen geworden und verkaufte mindestens 27,4 Millionen Eintrittskarten (haargenaue Kinozahlen sind erst seit den späten 70ern vorhanden). Weshalb genau die episodenhafte, launische Geschichte von Mogli und seinem bärigen Freund Balu im deutschsprachigen Raum zu einem derartigen Kino-Evergreen wurde, beschäftigt Filmhistoriker und Disney-Fans gleichermaßen. Im Rest der Welt ist der letzte noch entscheidend von Studiovater Walt Disney mitgeprägte Zeichentrickfilm zwar ebenfalls beliebt, doch die hiesige Popularität des Films bleibt einmalig. Womöglich liegt es an der vorzüglichen Synchronisation, die so hervorragenden Sprechern wie Klaus Havenstein und Edgar Ott pfiffige Liedtiexte in den Mund legte. Jedenfalls gibt es kaum bessere Beispiele für eine den idealen Weg zwischen Sinngemäßigkeit und aufwertender Freiheit findende Synchronisation als die deutsche Fassung vom «Dschungelbuch». Es wäre schon ein riesiger Zufall, wenn sie gar nichts zur Beliebtheit dieses Familienfilms beigetragen hätte.