Der Experte: 25. April 2011

Ab wann die privaten Sender dazu verpflichtet sind, Drittsendezeiten zur Verfügung zu stellen, erklärt Markus Ruoff. Außerdem: Warum wurde in der Auftaktfolge zur vierten Staffel von «Primeval» ein Lied ausgetauscht?

Matthias: Ab wann sind die Sender dazu verpflichtet, Drittsendezeiten zur Verfügung zu stellen?

Markus Ruoff: Private Fernsehsender, die mindestens einen Zuschauermarktanteil von zehn Prozent erreichen, müssen laut Rundfunkstaatsvertrag unabhängigen Dritten einen Teil ihrer Sendezeit für Fensterprogramme zur Verfügung stellen. Damit soll die Programmvielfalt der marktstarken Sender erhöht werden. Auch die Dauer und Positionierung der Fensterprogramme sind vorgeschrieben: Wöchentlich mindestens 260 Minuten, davon mindestens 75 Minuten in der Sendezeit zwischen 19.00 Uhr und 23.30 Uhr. Regionalprogramme können mit bis zu 150 Minuten pro Woche auf die Gesamtsendezeit beziehungsweise bis zu 80 Minuten pro Woche auf die Kernzeit zwischen 19.00 Uhr und 23.30 Uhr angerechnet werden. Die Sender müssen diese Drittprogramme voll finanzieren, haben aber keinen kreativen Einfluss auf die Inhalte. Der bekannteste unabhängige Dritte ist die DCTP (Development Company for Television Program) mit Sitz in Düsseldorf, hinter der der ehemalige Autorenfilmer Alexander Kluge steht. Die DCTP ist unter anderem für die Magazine «Spiegel TV» und «Stern TV» bei RTL und «News & Stories» in Sat.1 verantwortlich. Das Mainzer Unternehmen News and Pictures stellt als unabhängiger Veranstalter die Sendungen «Planetopia» und «Weck Up» für Sat.1 her.

Nils: Wieso zeigte kabel eins bei der Ausstrahlung der «Star Trek»-Reihe nicht den achten Teil «Star Trek – Der erste Kontakt»?

Markus Ruoff: Dies lag laut einem Sendersprecher an einem „simplen Lizenzproblem“. kabel eins wird «Star Trek – Der erste Kontakt» bei der nächsten Ausstrahlung der «Star Trek»-Reihe unter Umständen wieder zeigen können.

Alena: In der Auftaktfolge zur vierten Staffel von «Primeval» lief im Original ein Song von S Club 7, als das Team versucht hat, den Dinosaurier im Stadion wieder einzufangen. Warum lief in der deutschen Version ein anderes Lied?

Markus Ruoff: Es ist richtig, dass bei der britischen Erstausstrahlung bei ITV der Song „Don‘t Stop Movin‘“ von der Band S Club 7 lief. Dies sollte eine Anspielung auf Abby-Darstellerin Hannah Spearritt, die ein Mitglied der Band war, sein. Das Lied musste jedoch aufgrund von rechtlichen Problemen ausgetauscht werden. Bereits auf der britischen DVD zur vierten Staffel ist dieser Song daher nicht mehr enthalten. Es ist anzunehmen, dass auch im Rest der Welt „Don’t Stop Movin‘“ weder bei der Fernsehausstrahlung noch auf den DVDs verwendet werden wird.

Oliver: Worin liegt der Unterschied zwischen einem Producer und einem Executive Producer?

Markus Ruoff: Ein Executive Producer ist für alle finanziellen und kreativen (Casting, Drehbücherüberwachung etc.) Prozesse bei einem oder mehreren Projekten zuständig, ohne unbedingt in jeden einzelnen künstlerischen oder technischen Aspekt der Herstellung direkt einbezogen zu sein. Er plant die Finanzierung, überwacht das Gesamtbudget und dessen Verwendung. Er führt die Verhandlungen mit Sendern, deren Programmplanung, Werbekunden und Sponsoren. Zudem ist er die letzte Entscheidungsinstanz bei der Auswahl von Autoren, Regisseuren, Darstellern und Produktionsmitarbeitern. In vielen amerikanischen Serien ist er überdies der Showrunner. Der Executive Producer ist letztendlich für Erfolg oder Misserfolg des Projekts verantwortlich. Bei Filmen können auch Personen zu „Executive Producer“ ernannt werden, selbst wenn sie nicht am kreativen Prozess des Filmes beteiligt waren. Zum Beispiel Buchautoren, die die Vorlage für den Film geliefert haben; Personen, die sich als Investor an dem Projekt beteiligt haben oder einfach nur Inhaber der Filmrechte sind. Auch Hauptdarsteller eines Filmes oder einer Serie können diesen Credit erhalten. Primär muss der Producer alle Aspekte einer Produktion koordinieren und überwachen. Er fällt alle grundlegenden Entscheidung eigenverantwortlich, allerdings in Absprache mit dem Executive Producer. Ferner ist es seine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass das Budget für eine Sendung nicht überschritten wird und der Ablaufplan eingehalten wird. Er kümmert sich zudem um einen Teil der geschäftlichen Seite, schließt Verträge mit den Darstellern, überwacht die Verwaltung der Gelder, bestellt die benötigte technische Ausstattung und setzt Termine für Proben und Dreharbeiten an. Kurzum: Der Producer ist im Grunde (fast) für alles verantwortlich, aber dem Executive Producer untergeordnet. Bekannte Fernsehproduzenten sind unter anderem J.J. Abrams («Fringe», «Lost»), Jerry Bruckheimer («CSI», «Without a Trace»), David E. Kelley («Ally McBeal», «Boston Legal») und Aaron Spelling («Beverly Hills, 90210»; «Charmed»).

Nikolas: Können Sie mir sagen, wann die dritte Staffel von «Chuck» auf DVD erscheint?

Markus Ruoff: Die Veröffentlichung der dritten Staffel von «Chuck» ist für September dieses Jahres auf DVD geplant.

Kilian: Wann erscheint die dritte Staffel von «Californication» auf DVD?

Markus Ruoff: Paramount Home Entertainment peilt eine Veröffentlichung der dritten Staffel von «Californication» im Sommer dieses Jahres auf DVD an.

Christian: Wird es eine weitere Staffel von «Popstars» geben?

Markus Ruoff: Ein Sendersprecher hat mir im Gespräch bestätigt, dass es 2012 mit «Popstars» weitergehen wird. Im Herbst dieses Jahres startet ProSieben stattdessen die neue Casting-Show «The Voice of Germany», die von Fernsehproduzent John de Mol entwickelt wurde.

Katja: Oftmals wiederholen die Sender ihre Abendspielfilme noch einmal in der Nacht oder am nächsten Tag. Müssen die Sender diese Ausstrahlung dann ebenfalls bezahlen?

Markus Ruoff: Nein. Die Sender erwerben mit jeder Ausstrahlung gewöhnlich das Recht zu einer kostenfreien Wiederholung innerhalb von 24, 48 oder 72 Stunden, teilweise sogar innerhalb einer Woche. Bei einem FSK 16-Film, der nur binnen 24 Stunden wiederholt werden darf, bedeutet dies allerdings, dass er noch in derselben Nacht wiederholt werden muss, da er zwischen 06.00 Uhr und 22.00 Uhr nicht gesendet werden darf. Innerhalb eines Zeitrahmens von 72 Stunden stehen dagegen auch die nächste und übernächste Nacht für die erneute Ausstrahlung zur Verfügung. Manche Lizenzgeber verknüpfen das Rerun-Recht zudem an weitere Bedingungen: So dürfen gewisse Spielfilme nur außerhalb der Primetime oder ausschließlich nachts wiederholt werden. Mit dieser Regelung wollen die Lizenzgeber verhindern, dass die Sender das Zuschauerpotential eines Spielfilmes nicht stärker ausschöpfen, als der Preis rechtfertigt.

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25.04.2011 12:00 Uhr  •  Markus Ruoff Kurz-URL: qmde.de/49222