Bis zu Staffel acht war Borris Brandt in seiner Position als Chef von Endemol Deutschland für «Big Brother» hierzulande verantwortlich. Nachdem er die Staffeln neun und zehn immer wieder krisitierte, findet er für den Auftakt von Staffel elf nun viele lobende Worte. Bei Quotenmeter.de analysiert der die ersten Stunden der neuen TV-WG.
Borris Brandt....
…über das neue Konzept der Staffel: „Es ist ja nicht das erste Mal, dass man so etwas in Deutschland versucht. Am Ende scheitert es immer am Selben: Es gibt keine wirklich spannenden Secrets. Die Umsetzung mit den Koffern war ja noch gut gemacht, aber die Geheimnisse sind einfach Quatsch. Ich habe Angst vor Spinnen oder Angst im Dunkeln, das ist doch kein Geheimnis. Da kann man dem Casting aber auch keine Vorwürfe machen: Es gibt solche Geheimnisse, die man bräuchte, einfach nicht. Wir hatten einst auch schon überlegt, ob wir Leuten einfach ein Geheimnis mitgeben. Also du darfst nie das Wort "schwarz" sagen, oder "Du sitzt nie auf dem Sofa" oder "Du duscht nur 1x die Woche", aber das isses auch nicht. «BB» ist Reality...wahre Menschen...die Pärchengeschichte ist ok, mal sehen ob das trägt...
…über den Maulwurf, der eingezogen ist: Ich weiß natürlich noch nicht, wohin das führen wird. Welche Aufgaben wird der Maulwurf haben? Grundsätzlich kann man das aber schon mal wieder machen. Ich hätte nur einen anderen Kandidaten dafür ausgewählt. Steve ist einer der besseren Kandidaten der Staffel, da wäre es meiner Meinung nach geschickter gewesen, jemanden nicht so spannenden zum Maulwurf zu ernennen, Valencia zum Beispiel, dann wird das schräge Verhalten zum Entertainment.
…über die Einzugsshow: Die Show am Montag hat ihren Sinn erfüllt. Sie war gut getaktet, Sonja Zietlow hat ihre Sache sehr gut gemacht, wenn gleich es für sie nicht allzu viel zu tun gab. Für die «Big Brother»-Community war also alles drin. Es war aber eigentlich Quatsch, da 30 Menschen hinzustellen und diese zuvor auch noch in Mönchskutten vor sich hin stolpern zu lassen. Wenn wir 30 nicht kennen ist‘s uns auch egal, wer geht oder bleibt. Vielleicht wäre es gut gewesen, die Eröffnungsshow zu kürzen. Darüber, in welcher Reihenfolge man die Kandidaten einziehen lässt, kann man streiten. Das hängt davon ab, in welche Richtung man letztlich gehen will. Ich hätte Valencia (jemand total unechtes als Opener für eine Realityshow ist schon schräg) und den Checker von sonstwo nie zu Beginn einziehen lassen, sondern erst die normalen, guten Kandidaten wie den Ossi , den Jesus, die Polin, die gerne russisch kocht, oder auch die muntere Farbige...
…über die Kandidaten: Der Cast ist deutlich besser als der der zehnten Staffel. Es ist gut, dass der Porno-Müll diesmal draußen geblieben ist. Endlich mal keine gepiercten Menschen mit Tattoos
all over. Ich wollte mir am Dienstagmorgen auf der RTL II-Homepage die Kandidaten noch einmal ansehen, da ich mir nicht alle Namen merken konnte. Dort sind die Kandidaten aber noch gar nicht zu finden – das geht natürlich gar nicht. Ungefähr fünf der Kandidaten fand ich wirklich gut – ich glaube, dass Jordan recht schnell verpuffen wird. Auch Cosimo (Foto) hat recht wenig Substanz. Das sind die Kandidaten, die beim Casting aufspringen und behaupten: „Da wo ich bin, ist die Party“. In fast allen Fällen ist das letztlich nicht so. Dann haben wir noch einige Hundertstel-Promis, die nicht mal kurzfristig für Aufsehen sorgen werden. Nun bin ich in Sachen Kandidaten etwas anspruchsvoller – aber dass dort fünf gute dabei sind, ist eine klare Steigerung gegenüber 2010.
…über das neue Haus: Das Haus ist eigentlich inhaltlich eher egal. Es sieht diesmal aus wie einige englische Häuser davor. Es ist ein schöner, bunter Spielplatz geworden – das haben die Verantwortlichen sehr anständig gemacht
…über den möglichen Erfolg der Staffel: Erfolgreicher als Staffel zehn wird die Staffel wohl nicht, auch wenn ich‘s «BB» wünschen würde. Staffel zehn war ein sehr trauriger Erfolg; ein mit Pornografie gekaufter Erfolg. Den will ich eigentlich gar nicht gelten lassen. Qualitativ wird die elfte Staffel nun sicherlich deutlich besser. Ich hoffe deshalb, dass es die Staffel schafft, über weite Strecken zweistellige Quoten zu holen.
…über das schwere Vorprogramm, nämlich das seit Staffel zwei schwächelnde «X-Diaries»: «Big Brother» ist ein Einschaltprogramm. Die Fans schalten ein, egal was davor läuft. Sie schalten auch ein egal was auf der Welt passiert. «X-Diaries» ist der unterste Rand von dem, was Scripted Reality ist. Das ist so entfernt von der Reality, das ist so unglaubwürdig, dass es eigentlich niemanden überraschen sollte, dass es keiner schaut. In Staffel eins haben nackte Haut und das Beach-Feeling noch geholfen – diese Faktoren sind nun aber verpufft.