«Eurovision Song Contest»: Lenas Konkurrenz in Düsseldorf

Der erste Teil der Quotenmeter.de-Reihe beschäftigt sich mit den „Big Five“-Teilnehmern. Sie haben sich bereits von Beginn an für das Finale qualifiziert.

Lena Meyer-Landrut will nach dem Gewinn des «Eurovision Song Contest» ihren Titel verteidigen. Auf der großen Bühne des europäischen Wettbewerbs in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf soll ihr das Gelingen, was in Oslo so überraschend war. Zumindest ein guter Platz in den „Top Ten“ wäre für sie schon Gold wert. Als Siegerin des letztjährigen Wettbewerbs ist Lena Meyer-Landrut bereits für das Finale gesetzt. Außerdem gehört Deutschland zu den so genannten „Big Five“-Ländern. Quotenmeter.de stellt im Vorfeld des großen Finales am Samstagabend (21 Uhr live in der ARD) die Konkurrenten von Lena Meyer-Landrut beim «Eurovision Song Contest» vor. Heute: Die Teilnehmer aus den Top 5. Denn neben Deutschland haben auch vier andere Nationen eine direkte Qualifikation für das Finale am 14. Mai sicher. Dazu zählen Großbritannien, Frankreich und Spanien sowie Italien, das wieder dabei ist. Grund dafür sind die hohen finanziellen Aufwendungen, die die Länder nebst Deutschland in den Wettbewerb stecken - die so genannten „Big Five“. Würde nur eine dieser Quellen versiegen, stünde die Zukunft des «Eurovision Song Contest» auf dem Prüfstand. Zusätzlich erhält jeweils das gastgebende Land einen sicheren Platz im Finale – in diesem Jahr wird der Contest vom für die ARD federführenden NDR ausgerichtet. Wir machten uns ein Bild von den im Finale gesetzten fünf Musikern aus Europa. Insgesamt treten übrigens 39 Länder zum Eurovision Song Contest an. Die Startnummer sind bereits festgelegt: Lena Meyer-Landrut startet als 16. in den Finalabend. Spanien hat die Nummer 22, die Lena im letzten Jahr innehatte. Platz 11 und 12 belegen Frankreich und Italien. Großbritannien hat die Startnummer 14 erhalten.

Amaury Vassili – „Sognu“ (Frankreich)
Der 21-Jährige Amaury Vassili gilt als der weltweit jüngste Berufstenor. Eine besondere Herausforderung, wenn er beim «Eurovision Song Contest» statt drei Stunden ohne Mikrophon nun drei Minuten mit Mikrophon singen muss, so drückte es die Franzosen aus. Im letzten Jahr noch mit der Party-Nummer „Allez Allez“ am Start gewesen, setzt Frankreich in diesem Jahr auf ruhigere Töne. Vassili schaffte den großen Durchbruch 2009. Da ging sein Debütalbum „Vincero“ quasi durch die Decke. In Frankreich erhielt es Doppelplatin und war - wie das Folgealbum „Canterò“ aus dem Jahr 2010 - auch international höchst erfolgreich. Vassilis musikalische Bandbreite reicht von Klassik über populäre Filmmusik-Themen bis zu Coverversionen aus dem Rock- und Pop-Repertoire, unter anderem von Queen und Leonard Cohen. Frankreich, aus dem in der Vergangenheit oft und gerne Beiträge in der Landessprache kamen, schickt diesmal einen Song in einer französischen Regionalsprache ins Rennen. Vassili wird seinen Song „Sognu“ (zu Deutsch: „Traum“) auf Korsisch singen. Die Musik haben Daniel Moyne und Quentin Bachelet geschrieben, der Text stammt aus der Feder des korsischen Sängers und Songwriters Jean-Pierre Marcellesi. Der Song selbst ist ein dramatischer Bolero mit einer ordentlichen Portion Bombast-Sound und soll die Opernfans in Europa begeistern.

Raphael Gualazzi – „Madness of Love“(Italien)
Die Einflüsse von Raphael Gualazzi reichen von Duke Ellington und dem Rag-Time des frühen 20. Jahrhunderts bis hin zu Norah Jones, Diana Krall, Jamiroquai und Ben Harper. In seinem Song „Madness Of Love“ singt er über die Verrücktheit der Liebe singt. Er führt dabei die italienische Liedertradition des Jazz fort und animiert zwischendurch zum Stepptanz. Das Klavier spielt er selbst. Doch zugegeben: Swing-Titel sind beim «Eurovision Song Contest» bislang eher mäßig erfolgreich gewesen. Der deutsche Roger Cicero landete schließlich nur auf Rang 19. Der 29 Jahre alte Raphael Gualazzi will es mit „Madness of Love“ besser machen. Immerhin ist Italien nach vierzehnjähriger Abwesenheit wieder beim «Eurovision Song Contest» dabei. Italien, das musikalisch so abwechslungsreiche wie traditionsreiche Land, hat beim europäischen Wettbewerb allerdings auch schon zweimal gewonnen. Raphael Gualazzi könnte den Hattrick perfekt machen. Zumindest ist auch für ihn ein gutes Abschneiden wichtig, denn sonst könnte sich der TV-Sender RAI noch einmal überlegen, beim nächsten Jahr erneut anzutreten.

Blue – „I Can" (Großbritannien)

Die britische Boygroup Blue singt beim «Eurovision Song Contest» einen selbst komponierten Song. Mit „I Can“ wirken sie so richtig siegessicher und die vier Bandmitglieder geben sich in ihrem offiziellen Musikvideo auch so. Antony Costa, Duncan James, Lee Ryan und Simon Webbe, die durchtrainierten Kerle aus London, wollen Großbritannien wieder zum alten Ruhm zurückführen. Nach Punkten ist Großbritannien das erfolgreichste Land beim «Eurovision Song Contest». Aber in den letzten acht Jahren hatte das Königreich dreimal den letzten Platz belegt. Auch in Oslo war für Sänger Josh Dubovie („That Sounds Good To Me“) nicht mehr drin. Erstmals wurden die Kandidaten deshalb von der BBC intern ausgewählt. Die Wahl fiel auf die Boygroup Blue, die bis heute mehr als 13 Millionen Platten verkauft haben. Der Song „I Can“ ist eine typische «ESC»-Uptempo-Nummer. Darin geht es um eine Trennungsgeschichte, in der sich die Sänger eine zweite Chance ausmalen. Eine zweite Chance, die auch Großbritannien beim «Eurovision Song Contest» nutzen möchte. Vor dem Finale bereiste Blue mehrere Länder Europas wie Deutschland, Italien, Frankreich und Bosnien-Herzegowina.

Lena Meyer-Landrut – „Taken By A Stranger“ (Deutschland)
Das deutsche Fräulein Wunder tritt beim «Eurovision Song Contest» zum zweiten Mal an. Die 19-Jährige Hannoveranerin, die mit 18 den «ESC»-Titel gewann, möchte am liebsten noch einmal den ganz großen Triumph feiern. Ihr gesangliches Können will sie nun mit „Taken By A Stranger“ unter Beweis stellen – einer gänzlich anderen Musik-Nummer als noch im Vorjahr. Gerade auch deshalb sticht der Song beim Contest etwas heraus, was für Lena Meyer-Landrut ein Vorteil sein kann. Deutschland und Europa hatte sie im vergangenen Jahr schon verzaubert: Gelingt ihr das ein zweites Mal? Keine Frage, Lena ist auch diesmal wieder Deutschlands Hoffnung. Mit 246 Punkten holte sie den Grand Prix nach Deutschland. Ihr Abitur hat sie nun auch in der Tasche und ihr neues Album ist in den Charts ganz oben. In Vorbereitung auf den «Eurovision Song Contest» suchte sich nicht nur in der Sendung «Unser Song für Deutschland» einen Titel für den Wettbewerb, sondern ging auch noch auf Deutschland-Tournee, die sehr erfolgreich endete. Den Song „Taken By A Stranger“, in dem Lena „fasziniert von einem Fremden“ ist, wurde von den US-Amerikanern N. Morier, G. Seyffert und M. Birkenes geschrieben.

Lucía Pérez – „Que Me Quiten Lo Bailao“ (Spanien)
Im letzten Jahr waren die Spanier noch mit einer Musical-Nummer angetreten. Erstmals ist jetzt eine Galizierin für Spanien beim «Eurovision Song Contest» dabei. Die 25-Jährige Sängerin darin auch einen Vorteil, denn sie hat nicht nur ihr viertes Studioalbum in ihrer Landessprache aufgenommen, sondern singt auch den Siegestitel auf Englisch, Französisch und Galizisch. Mit einer Tour durch die galizischen Zentren Europas machte sie ihren Song bekannt. Ob es für den dritten Sieg Spaniens nach 1968 und 1969 reicht, bleibt jedoch abzuwarten. Zumindest aber unter die Top Sieben will Lucía Pérez kommen, wie sie selbst sagt. Zurück liegt eine Odyssee: Der spanische Sender RTVE sucht den Repräsentanten des Landes für den «Eurovision Song Contest» durch einen Vorentscheid. Mehr als 600 Interpreten hatten sich beworben, 1150 Titel standen zur Wahl. Gar keine leichte Entscheidung für die Spanier, die sich letztlich für die Galizierin stark machten. Der Titel „Que Me Quiten Lo Bailao“ kommt übrigens von dem spanischen «ESC»-Routinier Rafael Artesero, der seit 1992 regelmäßig Songtitel bei RTVE einreicht. Jury und auch die Zuschauer stimmten für den Song und Lucía Pérez als Interpretin. Spanien kommt diesmal also mit sommerlichen Rhythmen und einem einprägsamen Refrain daher.
12.05.2011 12:50 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/49577