Die Kritiker: «Royal Pains»

Inhalt
Im Leben von Dr. Hank Lawson (Mark Feuerstein) läuft eigentlich alles richtig rund. Der überaus talentierte Arzt arbeitet in der Notaufnahme eines New Yorker Krankenhauses und sieht einer glänzenden Zukunft entgegen. Auch privat ist er glücklich, denn seine attraktive Freundin will bald heiraten. Doch als Hank das Leben eines Teenagers rettet, anstatt den in keinem offensichtlich kritischen Zustand befindlichen milliardenschweren Förderer des Krankenhauses zu beaufsichtigen, kostet ihn das nicht nur seinen Job, sondern auch die Freundin, die mit einem arbeitslosen und depressiven Arzt nichts mehr anfangen will.

Das einzige, auf was sich Hank in dieser deprimierenden Situation verlassen kann, ist der stetig wachsende Berg an Rechnungen und sein jüngerer Bruder Evan (Paulo Costanzo), der Hank kurzerhand überredet, mit ihm übers Wochenende in die Hamptons zu fahren. Der einfallsreiche Evan bringt seinen Bruder dazu, sich als entfernte Verwandte des steinreichen Deutschen Boris Küster von Jurgens-Ratenicz (Campbell Scott) auszugeben, um sich auf dessen Privatparty einschleusen zu können - und das Schicksal nimmt seinen Lauf: Hank rettet effektiv, trickreich und diskret das Leben einer jungen Frau, die auf der Party plötzlich zusammenbricht. Boris, begeistert von Hanks Fähigkeiten, bietet ihm daraufhin nicht nur einen Job als "Hausarzt" an, sondern auch eine komfortable Unterkunft. So landet dieser in der Welt der Milliardäre und Stars – aber akzeptiert diese ihn auch?

Darsteller
Mark Feuerstein («Was Frauen wollen», «In den Schuhen meiner Schwester») als Dr. Hank Lawson
Paulo Costanzo («Joey», «40 Tage und 40 Nächte») als Evan Lawson
Campbell Scott («Damages – Im Netz der Macht», «Entscheidung aus Liebe») als Boris Küster von Jurgens-Ratenicz
Reshma Shetty (Musical «Bombay Dreams») als Divya Katdare
Jill Flint («Mercy», «Gossip Girl») als Jill Casey

Kritik
«Royal Pains» ist Wohlfühl-Unterhaltungsfernsehen; es ist keine reine Drama-Serie, sondern legt den Schwerpunkt auf Comedy. Als dramaturgisches Element enthält die Pilotepisode dennoch mehrere Zusammenbrüche und Kollapse, die Dr. Hank Lawson behandeln muss, doch sie dienen als stilistisches Element der wesentlichen Plotfrage: Kann ein normaler Arzt unter der Superreichen von New York als Privatdoktor eines Multimillionärs klarkommen? Hank Lawson ist zwiegespalten: Einerseits ekelt ihn diese Welt an, andererseits ist er pleite und wittert zudem die Chance, Jill näher kennen zu lernen – eine Frau, die sich zwischen den Millionären ebenso unwohl fühlt wie er selbst.

Einige richtig scharfzüngige, medienreferentielle Oneliner lockern die Serie deutlich auf und tragen maßgeblich dazu bei, dass «Royal Pains» als leicht verdauliche Untherhaltungskost erscheint. Erfrischend ist auch der Schuss Selbstironie, mit dem die Drehbuchautoren diese Welt der Schönen und Reichen in den Hamptons, einer Region außerhalb von New York, beschreiben: Auf Partys lassen sich Frauen beispielsweise erst auf einen Flirt ein, wenn sie sich darüber versichert haben, dass der Mann einen Privatjet, teure Wagen oder andere materielle Errungenschaften besitzt – tut er dies nicht (so wie Hank), dann läuft auch nix.

Hank Lawson ist ein Charakter, der sich in der Pilotfolge trotz des Aufstiegs zum Arzt eines Superreichen seine Integrität bewahrt und nicht käuflich ist, wenn es darum geht, peinliche Geheimnisse auszuplaudern. Bei den Snobs und Stars wirkt er wie ein Fremdkörper, der die Stelle als Privatarzt nur zögerlich annehmen will. Fast alle anderen Figuren des Main Cast wirken in dieser ersten Episode eher blass und wenig spannend. Positiv fällt allerdings Hanks Bruder Eric auf, der als draufgängerischer Lebemann den idealen Gegenpart zum vernünftigen und geerdeten Hank darstellt. Die latenten Spannungen und Zwists, die sich bei den Brüdern insbesondere in gut geschriebenen Dialogen entladen, tragen zu der guten Unterhaltung bei. Sie treten aber in dieser ersten Folge leider nur punktuell auf.

Visuell beeindruckend sind (Zeitraffer-)Kamerafahrten aus der extremen Totalen, die auch bei diversen anderen modernen US-Serien wie «CSI» verwendet werden. «Royal Pains» punktet mit den New-York-Bildern ebenfalls, wobei diese längst nicht mehr innovativ daherkommen, sondern fast zur Konvention geworden sind. Abgesehen davon bietet das Format in technischer Hinsicht Bewährtes – insbesondere der passende Soundtrack und die musikalische Instrumentaluntermalung fallen sehr positiv auf.

Die Pilotfolge erzählt nur die Vorgeschichte von «Royal Pains», denn sie stellt Hanks Weg zum Privatarzt des deutschen Millionärs Boris Küster dar. Erst in den kommenden Episoden entfaltet sich die Geschichte dann richtig, wenn die Prämisse gelegt wurde. Dieser Pilot schafft es aber, den Charakter Hank Lawson sympathisch einzuführen sowie den Gegensatz zwischen seiner Lebensauffassung und jener der Millionäre aufzubauen – ein Gegensatz, der sich in den kommenden Episoden möglicherweise als sehr unterhaltsam erweisen könnte.

«Royal Pains» startet am Dienstag um 22.15 Uhr bei RTL.
16.05.2011 11:20 Uhr  •  Jan Schlüter Kurz-URL: qmde.de/49660