«Pirates of the Caribbean»: Off erhärtet Vorwürfe

Am Donnerstag ist «Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten» in den Kinos angelaufen. Die deutschen Zuschauer müssen sich allerdings an eine neue Stimme für Jack Sparrow gewöhnen. Marcus Off, der Johnny Depp in den ersten drei Teilen der Reihe sprach, nahm zu dem Wechsel im Gespräch mit Quotenmeter.de erneut Stellung.

Wer in den vergangenen Tagen Kritiken zu «Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten» gelesen hat, wird immerzu über den gleichen Kritikpunkt gestolpert sein. Während der Film überwiegend gelobt wurde, wird die Umbesetzung des Synchronsprechers von Johnny Depp bemängelt. Aber was war eigentlich passiert?

Ursprünglich sollte im Jahre 2003 im ersten Teil der Reihe David Nathan den von Johnny Depp dargestellten Piraten Jack Sparrow sprechen. Der Berliner hat Depp mittlerweile in über zwanzig Filmen seine Stimme geliehen. Doch nachdem der 40-Jährige den ersten Teil komplett eingesprochen hat, gefiel den Supervisoren von Disney seine Interpretation nicht mehr. Da er es ablehnte, die Rolle erneut einzusprechen, wurde schließlich Marcus Off engagiert. Auch in den beiden Fortsetzungen wurde er als deutsche Stimme von Jack Sparrow verpflichtet.

Im Anschluss an die Synchronarbeiten von «Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt» stellte Off dann eine finanzielle Nachforderung an Disney, die der Konzern jedoch verweigerte. Disney vertrat dabei den Standpunkt, dass der 52-Jährige "auch oder gerade unter Berücksichtigung des Erfolges von «Pirates of the Caribbean» Teil 1 bis 3 angemessen vergütet worden ist“, so Thomas Menne, Geschäftsführer von Walt Disney Deutschland vor zwei Monaten im Gespräch mit Quotenmeter.de.

Im folgenden Rechtsstreit ließ Disney kein gutes Haar an allen Synchronsprechern: Diese seien „keine ausübenden Künstler“, sondern „nicht anders als Nachrichten- oder Rundfunksprecher“ zu behandeln. Eine Aussage, die Thomas Menne damals noch dementierte, was Marcus Off mit Verwunderung zur Kenntnis nahm. Offs schöpferischer Beitrag sei sogar noch geringer, denn er „imitiere schlicht die Stimme und Sprache eines Schauspielers, der den Text bereits als Teil eines dramaturgischen Werks aufgeführt hat.“ Ihre Funktion beschränke sich zudem lediglich „auf das Lesen von Wörtern, die ein anderer geschrieben hat.“

Trotzdem ging Off (Bild) „aufgrund des außerordentlichen Engagements“ der Fans auf Disney zu, um eine Einigung zu finden. Vergeblich. Disney wandte sich stattdessen erneut an David Nathan, der zwischenzeitlich Johnny Depp wieder in «Alice im Wunderland» für Disney gesprochen hat. Gerüchten zufolge tat der Berliner dies allerdings nicht ganz uneigennützig, denn Nathan hatte angeblich Angst, „seinen“ Johnny Depp ansonsten vollkommen zu verlieren.

Dass Nathan einen guten Job gemacht hat, daran besteht kein Zweifel. Nur die Umgewöhnung dürfte zumindest anfangs für einige Zuschauer nicht leicht fallen. In Foren sind die Meinungen zu dem Synchronsprecherwechsel durchaus ambivalent. Während einige mit Boykott des Filmes drohten, wollten andere der „neuen“ Stimme durchaus eine Chance geben. Einige andere, die den Film inzwischen gesehen haben, fühlten sich in ihrer Meinung obendrein bestärkt – egal, ob sie für oder gegen den Wechsel waren.

Bei der Online-Petition „Rettet Jack Sparrows Stimme!“ trugen sich nichtsdestotrotz seit Dezember 2010 knapp 7000 Fans ein. „Tausend Kommentare im Netz und auch in der Petition – und da sind richtig tolle dabei, haben mich wirklich positiv überrascht. Hut ab“, freut sich Off. Trotzdem bleibt bei ihm die Erkenntnis: „Leider scheint Disney davon unbeeindruckt zu sein.“
20.05.2011 09:10 Uhr  •  Markus Ruoff Kurz-URL: qmde.de/49752