«Die Wochenshow»: Neuauflage einer Kult-Sendung

Back to the Roots? Nur Ingolf Lück ist von der Urbesetzung übrig geblieben. Das neue «Wochenshow» -Ensemble & was die Team-Mitglieder der ersten Stunde heute machen.

Nach neun Jahren kehrt eine Kult-Show zurück ins deutsche Fernsehen: Sat.1 hat eine Neuauflage der zwischen 1996 und 2002 erfolgreichen «Wochenshow» in Auftrag gegeben. Acht neue Folgen wird Brainpool produzieren, die ab dem heutigen Freitagabend jeweils um 22.15 Uhr an den Start gehen. Zuletzt hat Oliver Pocher auf diesem Sendeplatz sein Glück versucht – und scheiterte. «Die Wochenshow – die witzigsten Nachrichten der Welt» soll dieses Schicksal mit neuen Comedians, neuen Sketchen und mit neuen Parodien nicht ereilen. Denn: Ganz klar, die Comedy-Show ist Kult. Sätze wie „Danke, Anke“, „Hallo liebe Liebenden“ oder „Komm ich jetzt ins Fernsehen?“ sind auch heute noch eng mit dem Erfolgsformat verbunden. Sat.1-Chef Andreas Bartl will zurück zu den erfolgreichen Wurzeln des Privatsenders. Auch die Neuauflage der «Wochenshow» soll dabei ein Baustein sein, nachdem auch bekannt ist, dass die «Harald Schmidt Show» zweimal wöchentlich zurückkehren wird. Die Late-Night bei Sat.1 soll wieder gestärkt werden, wieder eine bedeutende Programmfarbe für den Sender werden, nachdem in den vergangenen Jahren Niels Ruf und Oliver Pocher baden gingen.

„Zurück zu Lück“ heißt es nun, denn das Urgestein der «Wochenshow» ist auch bei dem Remake der Comedy-Sendung mit an Bord. Lück gehörte schon zur Urbesetzung der «Wochenshow», weshalb man ihn fest mit dem Format verbindet. „Es macht immer Sinn, eine solche Show zu machen. Ein aktuelles Comedy-Format ist eine spannende Geschichte“, erklärt Ingolf Lück, warum die «Wochenshow» nach neun Jahren noch erfolgreich sein kann. Dennoch hat sich in der Zwischenzeit viel verändert. „Als wir angefangen haben, war Helmut Kohl noch Bundeskanzler, Casting ein Fremdwort und Sebastian Vettel ein neunjähriger Springinsfeld“, erinnert sich Ingolf Lück an 1996 zurück. „Heute ist Kohls Mädchen die mächtigste Politikerin im Land, wir haben Superstars und Topmodels und der Springinsfeld rast mit 300 Sachen über die Rennstrecke. Wir haben neue Helden und neue Themen. Ich habe keine Angst, dass uns die Geschichten ausgehen werden“, beschreibt Lück den Wandel der Zeit und die Herausforderung mit der neuen «Wochenshow». Die Zeit zwischen der letzten Ausgabe der «Wochenshow» 2002 und der nun ersten neuen Folge im Jahr 2011 war für Ingolf Lück nicht von Erfolg gekrönt.

Im Pay-TV bei Sat.1 Comedy versuchte er sich zuletzt an Formaten wie «Lucky Lück» und «Wir lieben…», die aber wenig Anklang fanden. In den vergangenen beiden Jahren war er mit seiner «Lück im Glück Tour» in Theatern unterwegs. Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sowie zur Europameisterschaft 2008 moderierte er im ZDF die Fußball-Comedy «Nachgetreten». In der Zeit nach der «Wochenshow» bekam er bei ProSieben die Moderationen der zehn Folgen von «Die 100 nervigsten…» aufgetragen. Zudem spielte er in dem erfolglosen Format «Das Büro» mit. Auf kabel eins moderierte er 2006 noch die Comedyshow «Darf man das?», die ebenfalls wenig Zuspruch beim Publikum fand und nach elf Folgen abgesetzt wurde. Kurzum: Lück wird sich über die Neuauflage der «Wochenshow» gefreut und diese Aufgabe dankend angenommen haben.

Verändert haben sich auch die Protagonisten um den Anchorman des Formats herum. Die Neuauflage präsentiert sich mit einem komplett neuen Ensemble – bis auf Ingolf Lück. Auch wirken deutlich mehr Comedians mit. Da ist Carolin Kebekus dabei, die zuletzt bei ProSieben mit «Broken Comedy» unterwegs war und für dieses Format auch den Adolf-Grimme-Preis bekam. Zudem macht sie aktuell ihr eigenes Solo-Programm namens „PussyTerror“. „Ich war Fan von Brisko Schneider, das hat ein Freund von mir bitter erfahren. Dem habe ich zu Karneval Koteletten angeklebt, ihn geschminkt und als Brisko verkleidet“, erinnert sie sich an die alten «Wochenshow»- Tage. Mit Friederike Kempter, bekannt aus «Ladykracher», ist eine weitere Frau an Bord: „Es ist für mich eine völlig neue Art zu arbeiten. Ich habe so etwas ja noch nie gemacht: eine Show, live vor Publikum“, betritt sie mit der «Wochenshow» Neuland. Tipps kann sie sich von Anke Engelke holen, die zur «Wochenshow»-Urbesetzung zählt und heute als Hauptakteurin in «Ladykracher» erfolgreich ist.

Nachdem Anke Engelke bereits im Jahr 2000 die «Wochenshow» verließ, konnte sie ihre damals erlangte Bekanntheit für ihre weitere Karriere nutzen. Erst vor wenigen Tagen moderierte sie den «Eurovision Song Contest 2011» in Düsseldorf an der Seite von Stefan Raab und Judith Rakers. Ihre Sketch-Comedy «Ladykracher» ging in diesem Jahr bereits in die sechste Staffel und ist nach wie vor ein Erfolg. Mehrere Preise hat sie damit schon abgeräumt. Zwischenzeitlich hatte sich Engelke auch mit anderen Projekten versucht: 2004 versuchte sie mit der «Anke Late Night» die Lücke zu füllen, die Harald Schmidt 2003 hinterließ. Doch der Sender hatte wenig Geduld und setzte die Show nach sechs Monaten wieder ab. Mit «Ladyland» war Anke Engelke 2006 erfolgreicher. Seit 2007 spricht sie Marge Simpson in den der US-Zeichentrickserie «Die Simpsons». Dann setzte sie 2008 «Ladykracher» fort. Ein Ende ist nach weiterhin guten Einschaltquoten nicht in Sicht.


Back to the Roots? Nur Ingolf Lück ist von der Urbesetzung übrig geblieben. Das neue «Wochenshow» -Ensemble & was die Team-Mitglieder der ersten Stunde heute machen.


Laut Axel Stein, der ebenfalls zum Ensemble gehört, wird die neue «Wochenshow» rasanter: „Früher konnte man fünf Minuten lange Sketche machen. Heute muss man schneller sein“, sagt der vor allem bei «Hausmeister Krause» bekannt gewordene Comedian. Mit einem ehemaligen «Wochenshow»-Mitglied der ersten Stunde arbeitet Matthias Matschke zusammen: In «Pastewka» spielt er den Bruder von Bastian Pastewka, der sich in der Sitcom selbst spielt. Auch Bastian Pastewka, der die «Wochenshow» im Juni 2001 verlassen hatte, kann sich über den Erfolg seiner eigenen Sitcom freuen. «Pastewka» ging in diesem Jahr in die fünfte Staffel. Die Einschaltquoten sind gut. Im September 2005 hatte man mit dem Projekt begonnen, das zwar verhalten startete, aber qualitativ immer auf hohem Niveau war. Mit Oliver Kalkhofe sowie Oliver Welke drehte und entwickelte Pastewka zudem die «Wixxer»-Filme, die im Kino großen Anklang fanden.

Zusammen mit Anke Engelke gestaltete Pastewka in den vergangenen Jahren zudem die volkstümlichen Comedy-Shows «Fröhliche Weihnachten» und ganz frisch «Fröhlicher Frühling». Zusammen mit Michael Kessler, Jürgen Tonkel und Christoph Maria Herbst tritt Bastian Pastewka außerdem im «Männerhort» auch auf die Theater-Bühne. Regelmäßig ist Pastewka zudem Gast bei «Genial daneben» gewesen. Doch zurück zur Gegenwart. Den Vergleich mit der früheren «Wochenshow», der zu erwarten ist, nimmt Matthias Matschke locker: „Mit der Messlatte der Vergangenheit muss man so umgehen, dass man lachend drunter durchläuft“, sagt Matschke vor dem Start der «Wochenshow».

Mit zwei weiteren neuen Gesichtern wird das neue «Wochenshow»-Team komplettiert. Der Stand-Up-Comedian Dave Davis ist mit Auftritten bei «Night Wash» und «TV total» groß geworden. Heute hat er sein eigenes Solo-Programm namens „Spass um die Ecke“ und ist eine der Entdeckungen von Brainpool, die den Künstler unterstützen. Für neue Parodien in der «Wochenshow» wird indes Matze Knop zuständig sein. Zuletzt war er mit seinem Programm „Operation Testosteron“ unterwegs und beherrscht die Parodie-Rollen als Franz Beckenbauer, Luca Toni, Jürgen Klopp oder Dieter Bohlen nahezu perfekt. Ganz neu in der «Wochenshow» ist Matze Knop aber nicht: „Ich habe damals als ‚Super Richie‘ Straßenumfragen für die «Wochenshow» gedreht“, erinnert er sich zurück.

Zu dieser Zeit war obendrein Marco Rima Teil der Comedy-Sendung. Auch er war seit der ersten Stunde bei der «Wochenshow». Ebenso wie Ingolf Lück, Anke Engelke und Bastian Pastewka erlangte er über das Format schnell große Bekanntheit. Nach seinem Weggang von der «Wochenshow» schon im Jahr 1999 zog es ihn aber nur einmal zurück ins deutsche Fernsehen. Bei Sat.1 versuchte er sich zwischen Ende Februar und Mitte April 2008 mit der «Marco Rima Show», die aber schnell wieder beendet war. Rima war zu «Wochenshow»-Zeiten eine echte Bereicherung für die Sendung und glänzte in seinen Rollen. Doch nach der «Wochenshow» hatte er vom Fernsehen erst einmal genug. Ihn zog es auf die Theater-Bühne. Denn der Schweizer ist Kabarettist. Heute macht er Comedy-Musicals. Mit dem Stück «Die Patienten» knüpft Marco Rima an seine Erfolgsmusicals «Keep Cool» und «Hank Hoover» an.

Noch drei Jahre existierte die «Wochenshow» ohne Rima. Das Ensemble wurde im Laufe der Jahre fortan stetig erweitert oder ausgetauscht. Markus Maria Profitlich, Annette Frier, Bürger Lars Dietrich und Michael Kessler zählten zum Cast der «Wochenshow». Nach 220 Folgen ging die Show 2002 zum vorerst letzten Mal auf Sendung. Am 12. April 2004 gab es aus Anlass des 20. Geburtstags von Sat.1 ein einmaliges Comeback der «Wochenshow» in ihrer ursprünglichen Besetzung. Nun ist das Format mit neuem Ensemble rund um den Show-Host Ingolf Lück mit zunächst acht neuen Folgen zurück im deutschen Fernsehen.

Sat.1 zeigt «Die Wochenshow – die witzigsten Nachrichten der Welt» freitags um 22.15 Uhr.
20.05.2011 10:55 Uhr  •  Jürgen Kirsch Kurz-URL: qmde.de/49763