Markus Ruoff erklärt diesmal, nach welchen Kriterien die Haushalte für die Quotenbox ausgesucht werden. Warum werden die Songs bei «Glee» nicht untertitelt? Außerdem: Weitere interessante Antworten auf Ihre brennenden Fragen.
Lutz: Nach welchen Kriterien werden die Haushalte für die Quotenbox ausgesucht und in welchem Turnus findet ein Wechsel statt?
Markus Ruoff: Die Haushalte, die in das Panel aufgenommen werden sollen, werden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und müssen ausführliche Befragungen über sich ergehen lassen. Grundlage für die Auswahl der Panel-Haushalte ist eine demographische Studie, die Media-Analyse. Die Media-Analyse ist eine von der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse (ag.ma) durchgeführte Erhebung zum Mediennutzungsverhalten der in Deutschland lebenden Bevölkerung. Die AGF (Arbeitsgemeinschaft Fernsehforschung) verwendet die in der Media-Analyse erhobenen Strukturinformationen, zum Beispiel Verteilung der Empfangsebenen oder Haushaltsgröße, als Außenvorgabe für das Fernsehpanel. Die Media-Analyse wiederum bezieht sich auf die amtliche Statistik, den
Mikrozensus.
Für die Optimierung und Steuerung der Panelstrukturen sowie für die Gewichtung und Hochrechnung sind dabei vor allem folgende Außenvorgaben aus der Media-Analyse von besonderer Wichtigkeit: regionale Verteilung der Haushalte beziehungsweise Personen nach Bundesländern, Regierungsbezirken und Gemeindegrößenklassen; Angaben zu Haushaltsgröße, Alter und Schulbildung des Haupteinkommensbeziehers; Informationen über das Vorhandensein von Kindern im Haushalt; Empfangsebenen (Kabel, Terrestrik, Satellit) sowie Informationen zur Ausstattung mit Fernsehgeräten im Haushalt.
Alle Panel-Haushalte werden darüber hinaus regelmäßig einmal im Jahr im Rahmen der Strukturerhebung befragt. Die in schriftlicher Form durchgeführte Strukturerhebung dient der Aktualisierung der Informationen über die Panelteilnehmer. Erfragt werden darin unter anderem die Empfangsbedingungen im Haushalt, die Wohnsituation, Präferenzen in TV-Genres und sozialdemographische Merkmale wie Alter, Bildung und Geschlecht. Es gibt keinen festen Zeitpunkt für einen Wechsel der Panel-Haushalte. Das Panel wird jedoch ständig umgeschichtet und in seiner Zusammensetzung überprüft. Eine aktive Bewerbung durch die Haushalte für eine Panelteilnahme ist übrigens nicht möglich.
David: Warum werden bei lizenzierten Filmen und Serien keine Exklusivverträge für ein Land vereinbart? Warum kann man zum Beispiel «Dr. House» in der Schweiz bei RTL und SF zwei sehen?
Markus Ruoff: In der Regel wird die deutsche Sprachfassung für das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland lizenziert. Eine über die Grenzen von Deutschland hinausgehende Verbreitung über Antenne und Satellit wird dabei von den Lizenzgebern geduldet – aber eben nur, weil es sich um die deutsche Fassung handelt. Österreich, Liechtenstein, die deutschsprachige Schweiz und andere deutschsprachige Territorien sind in den Gebietsrechten häufig mit enthalten, allerdings ohne den Anspruch auf Exklusivität. Um bei dem Beispiel zu bleiben: Die Tatsache, dass RTL die Rechte an «Dr. House» für eine Ausstrahlung in der Schweiz besitzt, hindert SF zwei nicht daran, ebenfalls eine Lizenz an der Serie zu erwerben.
Laurens: Könnte FOX eventuell doch noch «Human Target» und «Lie to Me» verlängern und dann um 22.00 Uhr ausstrahlen?
Markus Ruoff: Im Gegensatz zu ABC, CBS und NBC, deren Primetime-Programme von 20.00 Uhr bis 23.00 Uhr laufen, sendet FOX nur bis 22.00 Uhr. Der Sendeplatz um 22.00 Uhr ist den Lokalstationen von FOX vorbehalten (mit Ausnahme zwischen den Jahren 1989 und 1992, an denen sonntags um 22.00 Uhr Programme angeboten wurden). Diese fehlenden Sendeplätze sind seit jeher das Problem von FOX. Unterhaltungschef Kevin Reilly erklärte daher zur Absetzung von «Human Target», «Lie to Me» und «The Chicago Code»: „Deshalb mussten wir Serien fallen lassen, die bei anderen Sendern wahrscheinlich weiter auf Sendung geblieben wären.“
Sebastian: Stimmt es, dass «The Big Bang Theory» wegen auslaufender Verträge der Schauspieler schon in naher Zukunft endet?
Markus Ruoff: Es kommt darauf, wie Sie „nahe Zukunft“ definieren. CBS und Warner Bros. Television haben erst am Anfang dieses Jahres eine dreijährige Verlängerung der Serie bis zur Fernsehsaison 2013/2014 verkündet. Bis zur siebten Staffel wird «The Big Bang Theory» somit mindestens auf den Bildschirmen erhalten bleiben (außer die Einschaltquoten stürzen plötzlich ins Bodenlose, aber wer glaubt das schon?!). Die drei Hauptdarsteller Kaley Cuoco, Johnny Galecki und Jim Parsons konnten dabei überdies kräftige Gehaltserhöhungen herausschlagen: So verdienen die drei seit der vierten Staffel 200.000 US-Dollar pro Folge, in den weiteren drei Staffeln steigt das Gehalt jeweils um 50.000 US-Dollar pro Episode an. In der siebten Staffel würde das Trio dann 350.000 US-Dollar pro Folge verdienen. Dies ist nichts angesichts der 1,25 Millionen US-Dollar, die Charlie Sheen angeblich zuletzt für «Two and a Half Men» pro Episode erhalten haben soll (manche Quellen sagen sogar, er habe bis zu zwei Millionen US-Dollar pro Folge in seine Tasche stecken können). Wie dem auch sei: Solche langlaufenden Verträge sind üblich im Fernsehgeschäft und müssen noch lange nicht das Ende der Serie bedeuten. Sollte «The Big Bang Theory» in drei Jahren weiterhin so erfolgreich laufen, muss schließlich wieder neu verhandelt werden.
Jan: Warum werden bei «Glee» die Songs nicht untertitelt?
Markus Ruoff: Zu dieser Frage hat Super RTL mir folgende Stellungnahme zukommen lassen: „Wir haben sehr kontrovers diskutiert, ob wir die Songs bei «Glee» untertiteln sollen. Grundsätzlich sprechen zunächst rein ästhetische Gründe gegen Untertitel, denn Untertitel sehen einfach nicht schön aus und lenken vom Geschehen ab. Darüber hinaus erfordert die Übersetzung sehr viel Fingerspitzengefühl, damit der Spagat zwischen wörtlicher und sinngemäßer Übersetzung gelingt – ansonsten wird es schnell ungewollt komisch. Wir haben uns letztlich gegen eine Untertitelung unterschieden und das Zuschauer-Feedback gibt uns Recht, denn wir bekommen diesbezüglich nur sehr wenige Beschwerden.“
David: Wann ist eine Entscheidung zu erwarten, ob Sat.1 seine vorabendliche Telenovela-Schiene fortsetzt?
Markus Ruoff: Solch eine bedeutsame Entscheidung wird Sat.1 wahrscheinlich nicht vor seiner Programmpräsentation, die Ende Juli dieses Jahres stattfindet, verkünden. Die Anzeichen für eine Verlängerung der beiden Telenovelas stehen allerdings nicht schlecht. Bei Sat.1 hegt man im Falle von «Hand aufs Herz» weiterhin die Hoffnung, dass die Serie wie seinerzeit «Anna und Liebe» einen plötzlichen Quotenaufschwung erlebt.
Matthias: Wie viele Zuschauer hatte das «Phineas und Ferb»-Special am 20. Mai 2011 um 20.15 Uhr bei Super RTL?
Markus Ruoff: Das Special zu «Phineas und Ferb» erreichte am 20. Mai 2011 im Durchschnitt eine Millionen Zuschauer und 3,7 Prozent Marktanteil. Bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren waren 0,35 Millionen dabei. Der Marktanteil belief sich auf 3,6 Prozent. In der wichtigen Kernzielgruppe bei den 3- bis 13-Jährigen schalten 0,53 Millionen Zuschauer ein, was einem starken Marktanteil von 43,2 Prozent entsprach. Mit einem Marktanteil von 29,5 Prozent bei den 3- bis 13-Jährigen hatte Super RTL laut eigener Aussage zudem den besten Tages-Kindermarktanteil des Jahres 2011 erzielt.
Florian: Hat RTL II auch an der dritten Staffel von «Californication» die Free-TV-Rechte erworben? Falls ja, wann ist eine Ausstrahlung geplant?
Markus Ruoff: Ja, RTL II besitzt die Ausstrahlungsrechte an der dritten Staffel von «Californication». Über einen Sendetermin hüllt sich der Sender noch in Schweigen.
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