«Kirschs Blüten»: Das Maß ist voll
Die Transferperiode hat begonnen: Der Opdenhövel-Wechsel. Der Raab-Rücktritt. Denn sie wissen, wann genug ist.
Was war denn da wieder los? Das Personalkarussell drehte sich wieder schneller. Nicht nur in der Fußball-Bundesliga, wo jetzt der Poker um neue Verträge und neue Trainer begonnen hat. Sogar die Personalie, die die ARD am Anfang der letzten Woche völlig überraschend zu bieten hatte, hatte indirekt mit der Bundesliga zu tun. Und verblüffte: Matthias Opdenhövel wechselt den Sender, von Unterföhring nach Hamburg, bleibt aber in Köln. Denn dort wird er künftig in den WDR-Studios ein Teil der «Sportschau» - der bekanntesten und angesagtesten Fußball-Sendung am Samstagabend im Free-TV überhaupt. Ein Jugendtraum erfüllt sich für Opdenhövel. Vergleichbar mit einem jungen Bundesliga-Profi, der in die Premier League geht. Auf sich allein gestellt sucht er auf der Insel sein Glück. Wenn ManU anklopft, liebäugelt der eine oder andere noch mit den Bayern – Opdenhövel denkt darüber aber „kein zweites Mal nach“. Die ARD sei Champions League – und zwar garantiert. Denn mit der «Sportschau» öffnet sich der ganz große Weg für die berufliche Karriere. Ein Traum geht in Erfüllung – die Frage ist, was man daraus macht. Opdenhövel will die große Chance beim Schopf ergreifen und zögert nicht. Er wechselt ins Erste. Wer will es ihm verdenken. Viel Erfolg, Opdi!
Zurück lässt er seinen Moderationsposten bei ProSieben, dem „Bundesligist, der zwar immer oben mitspielt“ – wie die Bayern eben -, aber Opdenhövel offenbar nicht mehr großartige, berufliche Perspektiven bieten konnte. Ein Schlag gegen Raab: Bei den «TV total»-Events und «Schlag den Raab» wird Opdenhövel nicht mehr moderieren. Keine Entscheidung gegen ProSieben, sondern eine für die «Sportschau» soll es gewesen sein. Es gibt auch keine Abschiedssendung, ein „Schaulaufen“ des künftigen ARD-Manns soll nicht in die Tüte kommen. Opdenhövels Nachfolger steigt sofort ein: Steven Gätjen übernimmt schon im Juli 2011. Ob das aber nur eine Lösung im Sinne eines Interimstrainers ist, bleibt noch offen. Möglich aber auch, dass Steven „Mr. Hollywood“ Gätjen sich auch für die «Schlag den Raab»-Moderation bewährt. Natürlich wird es Vergleiche zu Opdenhövel geben. Doch die eigentliche Aufgabe Gätjens wird es nicht sein, die Sendung halbwegs in Ordnung zu Ende zu bringen, sondern ihr einen eigenen Stempel aufzudrücken, um den ehemaligen Moderator beim Publikum nicht allzu sehr vermissen zu lassen. Gätjen muss einen eigenen Weg finden, im Umgang mit Raab, in der Interaktion mit dem Kandidaten und im Stil der Moderation selbst. Was zunächst nach einem Schnellschuss der ProSieben-Verantwortlichen klang, könnte sich aufgrund der geringen Bekanntheit Gätjens als durchdachte Verpflichtung erweisen. Denn auch Opdenhövel war zu Beginn seiner «Schlag den Raab»-Moderation noch ein eher unbeschriebenes Blatt im Showbiz.
Dass ProSieben nicht sonderlich begeistert von der Entscheidung Opdenhövels war, versteht sich von selbst. Man zeigte aber auch Verständnis. So war auch Stefan Raab ein Sportsmann, der seinem Weggefährten für die berufliche Zukunft das Beste wünschte. Kein Nachkarten, eine faire Geste. Denn auch wenn der Wechsel so plötzlich kam, vermutlich auch die ProSieben-Verantwortlichen auf dem falschen Fuß erwischte, so geht man professionell damit um. Schließlich kann man für jede Seite etwas Verständnis aufbringen. Da ist es auch mal möglich, friedlich auseinander zu gehen. So wie die ARD und Stefan Raab, der sein Engagement beim «Eurovision Song Contest» nur einen Tag später für beendet erklärt hat. Einen Zusammenhang zwischen dem Opdenhövel-Wechsel und dem Raab-Rücktritt zu vermuten, liegt nahe. Doch wäre genau das vermessen und unprofessionell von den Beteiligten. Einen Groll hegt – nach außen – keiner, ein wenig Enttäuschung mag der eine oder andere verspüren, doch auch damit geht man um. Raabs Rücktritt vom Mitwirken beim «Eurovision Song Contest» erfolgt vielmehr aus Kalkül als aus Zorn.
Denn Stefan Raab scheint zu wissen, wann es reicht: Wenn es am schönsten ist, soll man aufhören, sagt ein bekanntes Sprichwort. Dem folgt Raab mit seinem Rücktritt. Denn mit dem Contest in Düsseldorf, dem phantastischen Opening und einer insgesamt imposanten Show hat er nach Lenas Titelgewinn im letzten Jahr dem Triumph noch eine Krone aufgesetzt. Ohnehin war sein Engagement immer erfolgreich: Mit Guildo und Max gute Plätze erzielt, selbst unter die Top Fünf gekommen und der Titelgewinn mit Lena. Mehr geht nicht. Für die ARD bleibt zu hoffen, dass sie den Weg, den Raab in den letzten zwei Jahren eingeschlagen hatte, weitergehen – auch ohne Raab, der aber immerhin noch unterstützend zur Seite stehen will.
«Kirschs Blüten» gehen auch nächste Woche wieder auf – jeden Dienstag! Nur bei Quotenmeter.de!