Die Kritiker: «Nina Undercover»

Handlung
Einst war Nina Deutschlands beste Agentin und Expertin für Sprengstoffe, angestellt beim Bundessicherheitsdienst. Unter anderem war sie für die Überführung des weltweit operierenden Waffenschiebers Wolf Geiger verantwortlich. Als jedoch Ninas Schwester ums Leben kam, änderte sich für die Agentin alles: Sie quittierte den Dienst am Vaterland und kümmerte sich stattdessen um die drei Kinder ihrer Schwester, Jasmin, Jonas und Lukas. Fünf Jahre später soll Geiger endlich der Prozess gemacht werden, doch der skrupellose Waffenhändler entkommt kurz vor dem Gerichtsgebäude, indem er seinen Selbstmord vortäuscht.

Ninas ehemaliger Chef, Abteilungsleiter Heinrich Husen, bittet Nina um ihre Hilfe: Sie soll zurück in den aktiven Dienst treten und nochmals versuchen, Geiger zu überführen. Nach anfänglichem Zögern sagt sie zu, doch die Rückkehr zum BSD ist schwerer als gedacht: Die Kinder sollen nicht von ihrer Vergangenheit erfahren und auch die beginnende Romanze mit Nachbar Ruby wird durch ihre Geheimdiensttätigkeit belastet. Der Spagat zwischen Kindererziehung, einer sich anbahnenden Beziehung und der Suche nach Geiger verlangen ihr alles ab. Nina schafft es dennoch, den Waffenschieber ausfindig zu machen und erneut sein Vertrauen zu gewinnen. Die Situation wird brenzlig, als Geiger der Agentin eröffnet, mit ihrer Hilfe eine Bombe von einem Kriegsschiff stehlen zu wollen. Wird Nina einen möglichen Anschlag verhindern können?

Darsteller
Claudia Hiersche («Verbotene Liebe») ist Nina Wenzel
Alexander Radszun («Der große Bellheim») ist Heinrich Husen
Ben Braun («Groupies bleiben nicht zum Frühstück») ist Ruby Peters
Bernhard Schir («Achtung Arzt!») ist Wolf Geiger


Kritik
Wenn sich RTL-Verantwortliche in den Kopf setzen, eine neue Eigenproduktion in ihr Repertoire aufzunehmen, wird geklotzt statt gekleckert: Derek Meister, Simon X. Rost und Erfolgsproduzent Stefan Raiser zeichnen verantwortlich für Drehbuch und Regie der Produktion aus dem Hause Dreamtool – nicht ohne Grund: Die gleiche Personenkonstellation steht auch hinter den RTL-Quotenerfolgen «Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen» und «Die Jagd nach der heiligen Lanze». Die geschätzten Produktionskosten von vier Millionen Euro für die Actionkomödie «Nina Undercover» investiert RTL aber vermutlich nicht nur für einen einmaligen Quotenerfolg, denn Aufmachung und Handlung schreien geradezu danach, dass man sich langfristig das Ziel gesetzt hat, ein Serienpendant zu «Alarm für Cobra 11» mit weiblicher Hauptbesetzung zu schaffen.

"Ich konnte einfach die ewig gleichen Plots um zwei lustige Polizei-Ermittler mit flotten Sprüchen auf den Lippen nicht mehr ertragen", beschreibt Stefan Raiser das Konzept des Films. Gut gemeint, aber schlecht umgesetzt wurde die Idee, denn dass man eigentlich eine Serie schaffen wollte, sieht man der Produktion zu jedem Zeitpunkt an: Eine Vielzahl von Handlungssträngen rund um Kindeserziehung, Beziehungsproblematiken und Personenkonstellationen im Bundessicherheitsdienst hindern den eigentlichen Spielfilm, Fahrt aufzunehmen. Statt der Verfolgung Geigers werden Butterbrote geschmiert, mit dem Nachbarn angebandelt und die Kinder erzogen. Der eigentliche Handlungsstrang rund um Nina in ihrer Rolle als Agentin ist effekttechnisch nett gemacht, aber letztendlich nicht konsequent umgesetzt: Zu sexistisch, zu sehr auf Nina als weibliche Agentin fixiert, rutscht die Actionkomödie auf ein Niveau ab, dass es im deutschen Fernsehen nur bei Sat.1-Filmen ihresgleichen findet.

Dramaturgisch begibt man sich ebenfalls in den Keller des Drehbuchschreibens, denn die Nebenhandlungen sind so unfassbar unlogisch aufgebaut und gegen Ende hin mit Krawall auf Harmonie gebürstet, dass es den Zuschauer schüttelt. Die Schauspielleistung der Hochglanzproduktion ist ebenfalls unterirdisch, Wortwitz oder intelligente Dialoge nicht vorhanden. Dass der gesamte Spielfilm dazu noch so vorhersehbar wie jede beliebige Romantikkomödie und trotz toller Spezialeffekte unheimlich langweilig ist, setzt dem Ganzen nur die Krone des Grauens auf. Gekürzt taugt die Idee zu einer guten Serie, als Spielfilm funktioniert das Gebilde ganz und gar nicht. Das Geld hätte sich RTL sparen können, denn auch teuer produzierter Nonsens bleibt Nonsens.

RTL zeigt «Nina Undercover» am Donnerstag, den 26. Mai 2011, um 20:15 Uhr.
25.05.2011 12:26 Uhr  •  Jakob Bokelmann Kurz-URL: qmde.de/49849