Produzent Raiser: 'Wir haben ein Problem mit den Darstellern'

Filmproduzent Stefan Raiser (Dreamtool) berichtet Quotenmeter.de von den aktuell stattfindenden LA Screenings und zeigt sich von der Auswahl in diesem Jahr begeistert. Zudem erzählt er, wie er das Casting für den Film «Nina Undercover» demokratisiert hat.

Herr Raiser, für Ihren Film «Nina Undercover» haben Sie das Casting-Verfahren geändert…
…wir haben das Casting sozusagen demokratisiert, ja. Wir haben uns entschlossen, ein Online-Casting zu machen. Bevor wir loslegten, gab es ein ganz exaktes Briefing für alle Agenturen. Welche Hauptrollen brauchen wir? Natürlich: Die Skepsis der Branche war groß – „das haben wir nie so gemacht“ war wieder und wieder zu hören. Am Ende hat sich das Ganze als sehr sinnvoll erwiesen: Ich habe Videos auf den Tisch bekommen, die mich auf anderem Weg sicherlich nie erreicht hätten.

Wieso haben Sie diesen ungewöhnlichen Weg gewählt?
Wenn ich eine weibliche Hauptrolle suche, dann bekomme ich zwölf Vorschläge, von denen ich elf sowieso schon kenne. Das konkrete Problem ist: Jeder schimpft über deutsche Fiktion, aber keiner traut sich etwas. Wir haben in Deutschland zu wenig gute Darsteller, die auch richtig lecker aussehen. Deshalb wollte ich diesmal mehr Leute sehen. Claudia Hiersche, unsere Hauptdarstellerin, wäre auf normalem Wege sicherlich nie auf meiner Vorschlagsliste gelandet.

In Sachen PR dürften Sie es jetzt aber schwieriger haben: Große Namen fehlen Ihrem Film.
Natürlich ist die Aufmerksamkeit der Journalisten größer, wenn man bekannte Namen dabei hat. Aber letztlich muss ich die jeweils perfekte Besetzung finden – da ist auch RTL voll mitgegangen. Und die habe ich auch dieses Mal gefunden.

Mit dem letztlichen Produkt sind Sie dann wohl zufrieden.
Ich bin sehr happy mit dem Film. Die Marktforschung war extrem gut. Viele haben schon gesagt: Mensch, dieser Film ruft doch eigentlich nach einer ganz eigenen Serie. Wir haben aber keinen leichten Sendeplatz. In Sat.1 läuft die x-te Wiederholung von «The Da Vinci Code», der sicherlich gut laufen wird, und ProSieben zeigt «Germany’s Next Topmodel».

Und? Schreit es nach einer Serie?
Wir haben zwölf Folgen schon geplottet und entwickelt. Wir wären also ready to go. Der Sender ist da bis jetzt verhalten. Der hat einen Film für vier Millionen Euro bestellt. Letztlich kommt es auf die Quote an. Ist die deutlich überdurchschnittlich, sind sich bestimmt alle einig, dass die Serie eine gute Idee ist…

Herr Raiser, Sie sind momentan bei den LA Screenings von Warner und haben Fox und Disney schon hinter sich. Ihre ersten Eindrücke?
Mich hat zunächst einmal überrascht, dass ganz große Produzenten wie zum Beispiel Jerry Bruckheimer in diesem Jahr keine Serie unterbringen konnten. FOX, Disney und Warner waren bisher wirklich sehr erfrischend. Aber mir fällt eins auf: Selbst wenn ich in Deutschland das Geld hätte, das in den USA zur Verfügung steht: Mit wem sollte ich bei uns diese Rollen besetzen? In den USA sehen alle hervorragend aus und spielen auch noch richtig gut. Wir haben ein Problem mit den Darstellern. Man muss erkennen, dass die Amerikaner auch hier in einer anderen Liga spielen.

Welche Piloten sind Ihnen positiv in Erinnerung geblieben?
Aus dem FOX-Screening hat mich «Homeland» überzeugt: Es geht dort um einen Kriegshelden, der aus der Gefangenschaft zurückkehrt und auf eine FBI-Agentin trifft. Diese aber denkt, er sei während der Gefangenschaft gedreht worden. Auch «The Playboy Club» war klasse. Im Disney-Screening war «Revenge» mein Highlight.

Und hier bei Warner Bros.?
Natürlich «Alcatraz». Das ist wirklich der absolute Knüller – und das Beste, was ich bislang zu Gesicht bekommen habe. Der Pilot ist herausragend besetzt und gespielt. Allgemein muss ich sagen: Die Screenings sind in diesem Jahr klar besser als in den vergangenen drei Jahren. Ich bin gespannt, was mich noch alles erwartet.

Danke für das Gespräch.
25.05.2011 18:01 Uhr  •  Manuel Weis Kurz-URL: qmde.de/49851