Max lädt Mp3s runter!

Rob Vegas entdeckt beim KIKA erstaunliche Entwicklungen.

Die Zeiten von Peter Lustig sind lange vorbei. Heute sind die „Kids“ im Netz unterwegs, sehen sich Videos auf YouTube an und vernetzen sich nach der Schule via Facebook und schuelerVZ. Diesen Trend scheint man nun auch beim KIKA erkannt zu haben. Spät aber immerhin entdeckt. Die Kinder vom Süderhof haben mittlerweile auch DSL auf dem Lande.

Genau deshalb gibt es jetzt auch ein neues Format im Programm. «Kurz und Klick» nennt sich die Sendung und Max ist ihr Held. Natürlich hängt Max in seiner Nerdbude voller Joysticks, Hardware und mehreren Monitoren rum. Max weiß alles über das Netz und trägt sogar eine fetzige Nerdbrille. Max geht nicht raus. Bestenfalls schaut er aus dem Fenster. Windows ist sein Steckenpferd. Er weiß einfach jeden Kniff im Netz.

Und Max hat schwierige Aufgaben zu lösen. Wie kann ich einen Podcast ins Netz stellen und mit der Software Audacity mal eben schnell drei Soundspuren nachbearbeiten? Max bekommt stets eine Email mit einem Computerproblem und löst es fix für die jungen Zuschauer. Denn eigentlich will Max viel lieber zocken.

Gewundert habe ich mich dabei nicht nur über die Sendung, sondern vielmehr über eine Erklärung sich die Tonspur aus YouTube-Videos zu extrahieren. Einfach den Link auf so einer Seite einfügen und schon hat man die MP3 zu dem Musikvideo. Wahrscheinlich erklärt Max nächste Woche auch wie man sich ein „Killerspiel“ crackt? Natürlich hat Max vorher erst per Mail bei der Band nachgefragt. Man wollte sicherlich bei der Produktionsfirma auf Nummer sicher gehen.

Da versucht man einmal jünger zu werden und dann regt sich schon wieder ein Kolumnist über uns auf. Leider bin ich vielmehr enttäuscht von der Herangehensweise eines Kanals für Kinder. Öfter zappe ich rein und sehe dann Moderatoren von Privatsendern, welche dort im Moment niemand haben will, gescheiterte Pop-Existenzen, die Stockcar-Fahrten absolvieren und den Kids sagen, wie cool das war. So wirklich für Kinder da ist nur Willi. Er nimmt die Fragen der Kinder ernst und versucht sie zu beantworten. Willi will es halt noch wirklich wissen.

Kinderfernsehen muss sich heute verändern. Das ist klar. Kinder sitzen heute viel mehr am Rechner und vor der Playstation. Sie erleben früh bildgewaltige Filme, lauter generierte Welten und sie bei Laune zu halten wird immer schwieriger. Sie haben aber genau auch deshalb neue Fragen. Sie wollen komplexere Sachverhalte verstehen. Und dennoch spüren Kinder, wenn man sie ernst nimmt. Vielleicht brauchen sie dazu keinen Nerd namens Max und keine Ex-Chartstürmer aus den 90ern. Vielleicht brauchen sie vielmehr einen Peter Lustig, der auch viele Fragen über das Internet und die neuen Lebensumstände von Kindern beantwortet. Spannend, informativ und immer ehrlich bei der Zielgruppe.

Gruß an Max in die Nerdbude.
27.06.2011 00:12 Uhr  •  Rob Vegas Kurz-URL: qmde.de/50405