Neu im Kino: Optimus und Optimismus

Transformers vom Mond, Student Tom Hanks, eine waghalsige Flucht und der Kreislauf des Lebens. Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.

«Transformers 3»
Obwohl die Transformers seit ihrer Einführung als Actionfiguren des Spielzeugherstellers Hasbro im Jahr 1984 eine stete Popularität genossen, hatte wohl niemand im Vorfeld der fast 25 Jahre später folgenden Realfilm-Adaption damit gerechnet, wie erfolgreich diese am Ende tatsächlich werden würde. Zumal der bereits im Jahr 1986 im Rahmen der «Transformers»-Zeichentrickserie gestartete erste Versuch, die außerirdischen Blechbüchsen damals noch in gezeichneter Form auf der (amerikanischen) Kinoleinwand zu etablieren, gnadenlos floppte. Für das im Jahr 2007 von Actionspezialist Michael Bay («Bad Boys», «Armageddon») inszenierte und von Steven Spielberg produzierte Effektfeuerwerk sah es zweifellos ganz anders aus, übertraf der Film mit einem weltweiten Einspielergebnis von über 700 Mio. US-Dollar und drei Oscar-Nominierungen in technischen Nebenkategorien (Ton, Tonschnitt, visuelle Effekte) die Erwartungen aller Beteiligten um Längen. Eine Fortsetzung war dabei natürlich schnell beschlossene Sache. Trotz eines in Folge des damaligen Autorenstreiks kaum vorhandenen Drehbuchs und der daraus resultierenden größtenteils vernichtenden Kritiken übertraf «Transformers: Die Rache» im Jahr 2009 sogar noch den Erfolg des Vorgängers.

Dennoch wollte sich Bay für den unvermeidlichen dritten Teil nun die Kritik der Fans scheinbar zu Herzen nehmen. So brachte er sich selbst mit der Formulierung strenger Richtlinien energisch in die Kreation des Drehbuchs ein, das ansonsten diesmal alleinig aus der Feder von Ehren Kruger («Scream 3», «Ring») stammte. Die größten Änderungen dürften jedoch die erstmalig in 3D stattfindende Präsentation, zu welcher der skeptische Bay erst von James Cameron überredet werden musste, sowie der Rausschmiss von Megan Fox («Jennifer’s Body») sein. Die Gründe für letzteren geistern gerüchteweise schon länger durch die Medien. Angeblich habe Fox nach regelmäßigen Streitigkeiten mit Michael Bay den Regisseur schließlich mit Adolf Hitler verglichen, was wiederum Produzent Steven Spielberg auf den Plan rief, der sie am Ende persönlich gefeuert haben soll. Ein großer Verlust ist dies wahrlich nicht. Mit dem Model Rosie Huntington-Whiteley war auch schon bald Ersatz gefunden. Ansonsten ist jedoch vieles beim Alten geblieben.

Auch im dritten Teil der «Transformers»-Reihe tobt nach wie vor ein unerbittlicher Krieg zwischen den guten Autobots und den bösen Decepticons. Doch ein mächtiges Artefakt, das in Verbindung mit der Mondlandung der 60er Jahre steht und sich noch immer auf dem Erdtrabanten befinden soll, könnte der bereits mehrere Jahrhunderte währenden Auseinandersetzung zwischen den Alien-Robotern endlich ein Ende setzten. So beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit. Mittendrin findet sich ein weiteres Mal der mit den Autobots befreundete Sam Witwicky (Shia LaBeouf) wieder, der erneut eine wichtige Rolle bei der Rettung der Welt spielt. Eine weitere bombastische Materialschlacht ist jedenfalls bereits vorprogrammiert. Für Bay und LaBeouf soll dies dann auch der letzte Ausflug in das «Transformers»-Universum gewesen sein. Die Zukunft der Reihe ist somit ungewiss. Dass die produzierenden Studios ein solch lukratives Franchise jedoch nicht einfach so fallen lassen werden, dürfte jedem klar sein. Gemäß des aktuellen Trends in Hollywood, wäre vor allem ein Reboot denkbar. Wie sich «Transformers 3» bis dahin in qualitativer Hinsicht schlägt, verrät die Quotenmeter.de-Kinokritik am Freitag.

OT: «Transformers: Dark of the Moon» von Michael Bay; mit Shia LaBeouf, Rosie Huntington-Whiteley, Josh Duhamel, Patrick Dempsey, Frances McDormand und John Malkovich.

«Larry Crowne»
Schon länger müssen Kinozuschauer eher vergeblich auf eine weitere, wirklich fordernde Rolle des Schauspieler-Schwergewichts Tom Hanks warten. Nachdem der US-Amerikaner mit den Hauptrollen in «Philadelphia» (1993) und «Forrest Gump» (1994) zwei Oscars in Folge gewinnen konnte, folgten in den 90er Jahren und auch noch Anfang des neuen Jahrtausends einige weitere großartige Leistungen, die nicht nur im Fall seiner One-Man-Show in «Cast Away - Verschollen» (2000) ebenfalls eines Academy Awards würdig gewesen wären. Doch mittlerweile liest sich seine Filmografie nicht mehr ganz so spannend. Der seelenlose «Polarexpress» (2004), bei dem Hanks dem Großteil der computeranimierten Figuren seine Mimik und seine Stimme lieh, ist wie die restlichen jüngeren Robert-Zemeckis-Werke kaum der Rede wert. Bei den mäßigen Dan-Brown-Verfilmungen «The Da Vinci Code - Sakrileg» (2006) und «Illuminati» (2009) gilt er in den Augen vieler Kinogänger nach wie vor als Fehlbesetzung. Und «Der Krieg des Charlie Wilson» (2007) ist zwar zweifellos sehenswert, jedoch bei weitem kein herausragendes Stück Kino wie es einst «Der Soldat James Ryan» (1998) oder «The Green Mile» (1999) waren. Auch die leichte Komödie «Larry Crowne», die ihn nach «Charlie Wilson» ein zweites Mal mit Superstar Julia Roberts («Pretty Woman», «Erin Brockovich») zusammenführt, scheint da nun keine Besserung zu bringen. Dabei übernahm Hanks hierbei nicht nur die Titelrolle, sondern zeichnet obendrein sowohl für die Regie als auch für Teile des Drehbuchs verantwortlich. Letzteres verfasste er gemeinsam mit der griechisch-kanadischen Schauspielerin und Autorin Nia Vardalos, aus deren Feder unter anderem schon der Überraschungshit «My Big Fat Greek Wedding» (2002) stammte, welcher damals wiederum von Tom Hanks produziert wurde.

In seinem zweiten, selbst inszenierten Kinofilm (nach dem inzwischen 15 Jahre zurückliegenden «That Thing You Do!») verkörpert er den titelgebenden Larry Crowne, einen stets gut gelaunten Durchschnittstypen, der mit seinem Leben und seinem Job als Kundenberater in einem Kaufhaus vollkommen zufrieden ist. Doch als ihm eines Tages plötzlich gekündigt wird, ist selbst Larry zunächst niedergeschlagen. Schnell macht er sich auf die Suche nach einer neuen Beschäftigung. Doch in Ermangelung eines College-Abschlusses ist diese Suche nicht von Erfolg gekrönt. Daher beschließt der Optimist kurzerhand ebendiesen nachzuholen und schreibt sich am örtlichen College ein. Durch seine offene Art lernt er schon bald neue Freunde kennen. Und als er schließlich Bekanntschaft mit seiner Rhetorik-Dozentin Mercedes Tainot (Julia Roberts) macht, winkt sogar die große Liebe. Doch Mercedes hat so ihre ganz eigenen Probleme. Schon dieser Handlungsabriss scheint deutlich zu machen um was für ein harmloses und vorhersehbares Werk es sich bei «Larry Crowne» handeln dürfte. Dennoch verspricht die Komödie dank der nach wie vor gut aufgelegten Stars Tom Hanks und Julia Roberts sowie einiger unterhaltsamer Gastauftritte (u.a. von «Star Trek»-Urgestein George „Sulu“ Takei) zumindest ein charmanter Spaß für zwischendurch zu werden.

OT: «Larry Crowne» von Tom Hanks; mit Tom Hanks, Julia Roberts, Bryan Cranston, Gugu Mbatha-Raw und George Takei.

Lesen Sie auf der nächsten Seite: «Vier Leben», der neue Film von Michelangelo Frammartino startet in dieser Woche..


Transformers vom Mond, Student Tom Hanks, eine waghalsige Flucht und der Kreislauf des Lebens. Quotenmeter.de stellt die wichtigsten Kinoneustarts der Woche vor.


«The Way Back - Der lange Weg»
Das Drama «The Way Back» basiert auf dem im Jahre 1956 erstmals veröffentlichten Roman «Der lange Weg» des polnisch-britischen Autors Sławomir Rawicz. Darin verarbeitete der mittlerweile seit sieben Jahren verstorbene Rawicz seine Erlebnisse als polnischer Leutnant, jedoch vor allem seine Haft in einem sowjetischen Arbeitslager während des Zweiten Weltkriegs sowie den im Verlauf seines dortigen Aufenthalts gestarteten Fluchtversuch. Diese Erfahrungen hat nun auch Regisseur Peter Weir aufgegriffen, der schon so ausgezeichnete und aufwühlende Werke wie «Der Club der toten Dichter» (1989), «Die Truman Show» (1998) oder «Master & Commander» (2003) vorweisen kann und mit «The Way Back», der seine Weltpremiere bereits im September 2010 feierte, ganze sieben Jahre nach seinem letzten Kinofilm nun wieder auf die große Leinwand zurückkehrt.

Wie der Roman von Rawicz, dreht sich auch das von Peter Weir mitverfasste Drehbuch um einen polnischen Soldaten (Jim Sturgess, «21»), der wegen vermeintlich negativer Äußerungen über die Sowjetunion und deren Oberhaupt Josef Stalin zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in ein Strafgefangenlager in Sibirien gesperrt wird. Gemeinsam mit einigen Mitgefangenen (u.a. Ed Harris, Colin Farrell) fasst er bald den Entschluss, aus den unmenschlichen Lebensbedingungen des Lagers zu entfliehen und die Reise Richtung Süden anzutreten. Was in der Theorie noch machbar klingen mag, erweist sich nach der anfänglich geglückten Flucht aus dem Gulag schon bald als knallharter Überlebenskampf, müssen die Ausbrecher doch nicht nur Tausende von Kilometern im ständigen Kampf um ausreichende Vorräte zu Fuß zurücklegen, sondern auch den zahlreichen Gefahren der Wildnis sowie den Spannungen innerhalb der Gruppe trotzen. Ob es Meisterregisseur Weir dabei gelingt, die Aufmerksamkeit des Zuschauers durchgehend aufrechtzuerhalten, ohne die Entwicklung der einzelnen Charaktere zu vernachlässigen, zeigt sich ab dieser Woche nun auch in den deutschen Kinos.

OT: «The Way Back» von Peter Weir; mit Jim Sturgess, Ed Harris, Colin Farrell, Saoirse Ronan und Mark Strong.

«Vier Leben»
Erst vor kurzem machte sich Regielegende Terrence Malick mit «The Tree of Life» daran, nichts weniger als die Geschichte des Universums filmisch zu erfassen. Mit dem Werk «Vier Leben» des italienischen Filmemachers Michelangelo Frammartino startet in dieser Woche nun ein ähnlich unkonventioneller Film in den hiesigen Lichtspielhäusern, der sich quasi einem Teilaspekt von Malicks Anliegen widmet und den Kreislauf des Lebens thematisiert. Ebenso wie «The Tree of Life» ist auch «Vier Leben», der ebenfalls in diesem Jahr in Cannes uraufgeführt wurde, durch seine besondere Form kein leicht konsumierbares Stück Kino. Der italienische Kunstfilm bewegt sich gar noch stärker in experimentellen Gefilden, indem er einerseits fast gänzlich auf eine klassische Handlung und andererseits auf Musik und wirkliche Dialoge verzichtet. So zeichnet ihn eine schmucklose, fast schon dokumentarische Inszenierung aus, deren statische Kamera als unbeteiligter Beobachter des gemächlichen Geschehens fungiert.

Schauplatz ist die Landschaft Kalabriens, in der ein alter Ziegenhirte (Giuseppe Fuda), der mit einem chronischen Lungenleiden zu kämpfen hat, sein Dasein fristet. Von der täglichen Einnahme des Staubs vom Kirchenboden in Verbindung mit einem Gläschen Schnaps verspricht er sich Linderung. Doch scheint ihm dies nur wenig zu helfen, erwacht der Hirte doch eines Morgens schließlich nicht mehr aus seinem Schlaf. Schon bald nach seiner Beisetzung kommt ein kleines Ziegenjunges zur Welt, welches sich jedoch wenig später im Wald verirrt und dort keine großen Überlebenschancen hat. Kurz darauf wird eine große Tanne aus ebenjenem Wald für das traditionelle Maifest gefällt, aus der letztendlich Holzkohle hergestellt wird. Was etwas konfus klingt, dürfte auch tatsächlich so sein. Fakt ist auf jeden Fall, dass der Besuch einer Vorstellung von «Vier Leben» zweifellos Mut und eine grundsätzliche Offenheit gegenüber ungewöhnlich präsentierten Machwerken erfordert. Ob beides am Ende tatsächlich auch belohnt wird, kann ab Donnerstag in ausgewählten Kinos herausgefunden werden.

OT: «Le Quattro Volte» von Michelangelo Frammartino; mit Giuseppe Fuda, Bruno Timpano und Nazareno Timpano.
29.06.2011 11:45 Uhr  •  Markus Trutt Kurz-URL: qmde.de/50470