Die Kritiker: «Sea Patrol» (1x01 und 1x02)

Inhalt

Willkommen an Board (1x01)
Die Hammersley patrouilliert in den australischen Hoheitsgewässern. Lieutenant Kate McGregor wird gleich bei ihren ersten Einsätzen auf eine harte Probe gestellt: Eine verletzte Forscherin setzt einen Hilferuf ab und ein brennendes asiatisches Fischerboot mit kleinkrimineller Besatzung braucht die Hilfe des Teams der Hammersley.

Auf falschem Kurs (1x02)
Durch eine von Kate verursachte Kursänderung kollidiert die Hammersley mit einer Boje. Da diese in keiner Karte verzeichnet ist, begeben sich Swain und ET auf Tauchstation und können gerade noch einer Explosion entkommen. Das Team enttarnt die Boje als Drogenversteck und macht sich auf die Spurensuche nach den Drogenbossen.

Darsteller
Ian Stenlake («Stingers») ist Lieutnant Commander Mike Flynn
Lisa McCune («Marshall Law») ist Lieutnant Kate McGregor
John Batchelor («Water Rats») ist Chief Petty Officer Andy Thorp
Jay Ryan («Offspring») ist Seaman Billy Webb
Kirsty Lee Allan («Swift and Shift Couriers») ist Able Seaman Chef Rebecca Brown
Jeremy Lindsay-Taylor («City Homicide») ist Petty Officer Bosun Pete Tomaszewski
Saskia Burmeister («Total genial») ist Lieutnant Nikki Caetano

Kritik
Die deutsche TV-Landschaft scheint so langsam wieder Gefallen an TV-Formaten zu finden, die nicht unbedingt aus der US-amerikanischen Traumfabrik stammen. Die jüngsten Experimente sind zwar nicht außerordentlich erfolgreich gewesen – man denke hier an das kanadische «Flashpoint» in der Primetime von RTL II – oder wurden mit unsagbar dämlichen Titeln versehen und ohne unterstützende Werbung im Nachmittagsprogramm versteckt – gemeint ist hier das eigentliche Familiendrama-Highlight «Packed to the Rafters», das bei VOX unter dem irreführenden Titel «Die Chaosfamilie» scheiterte. Immerhin gibt es bei letztgenannter Serie ein wenig Hoffnung. VOX strahlt die zweite Staffel demnächst am frühen Morgen aus.

Nun wagt sich Das Vierte an eine weitere neue Serie aus Australien. In ihrem Heimatland spielt «Sea Patrol» – so der Name des Actiondramas – seit dem Sendestart 2007 eine Hauptrolle im dortigen Quotenrennen um die Zuschauer. Ob auch die deutschen Zuschauer Gefallen daran finden werden, bleibt abzuwarten. Allerdings sind die Rahmenbedingungen auf einem Sender wie Das Vierte eher schlecht. Kaum Programmware, herab gewirtschaftetes Werbeumfeld und kaum messbare Zuschauer. Selbst die größte Programmperle hätte es da schwer. Aber warten wir ab. Immerhin scheint man langsam wieder in das Programm des Senders zu investieren.

Nun aber zur Serie selbst. Handlungsort ist die fiktive HMAS Hammersley, ein Patroullienboot der Royal Australian Navy, das mit seinen 23 Männern und Frauen an Bord vor der imposanten australischen „Gold Coast“ ihren Dienst schiebt. Und so sind Drogenschmuggler, illegale Fischfänger oder Einwanderer auf dem Seeweg ihr tägliches Brot. Um es für den Zuschauer dann aber noch packender und aufregender zu gestalten, wurde jede Folge mit einer gehörigen Portion Action und Abenteuer gespickt und tief ins Portemonnaie gegriffen. Der produzierende und ausstrahlende Sender Nine Networks investiert pro Folge ca. eine Million australische Dollar, in etwa doppelt so viel, wie bei den restlichen australischen Dramaserien. Ein Glück, das sich diese Investitionen rentiert haben. Ausstattung und Kulissen sind außerordentlich real geraten. Als Drehort für die Hammersley wurde sogar ein ausrangiertes Patroullienboot verwendet. Auch der Blick auf die Besetzung zeigt, dass man nicht kleckern sondern klotzen wollte. Etliche TV-Stars aus Down Under geben sich die Klinke in die Hand, Lisa McCune feierte als Lieutnant Kate McGregor sogar ihr großes TV-Comeback nach längerer Bildschirmpause. Viele Charaktere bleiben anfänglich noch etwas blass, was bei der Größe der Cast aber auch nicht verwundert. Zuerst müssen sich die Hauptprotagonisten beweisen und die Geschichten an Bord vorangetrieben werden. Im Laufe der weiteren vier Staffeln und 67 Episoden ist dann aber sicherlich noch genügend Freiraum, um den einen oder anderen Nebendarsteller etwas mehr Spielraum zur Verfügung zu stellen. Die Chemie stimmt auf alle Fälle von Beginn an, auch Liebeleien deuten sich schon in Folge eins und zwei an.

Das einzige, was nach der Sichtung der ersten zwei Folgen noch ein wenig ausbaufähig ist, wäre das Drehbuch. Die Autoren um Serienerfinder und Drehbuchautor Hal McElroy («Water Rats») machen ihre Sache zwar recht ordentlich, wirklich neues wird den Zuschauern allerdings nicht präsentiert. Die Geschichte um illegale Fischer im Serienauftakt ist nun wirklich nicht neu, der Part um die mysteriöse Insel erscheint sogar etwas hanebüchen. Mal schauen, was der staffelübergreifende Kontext hier noch draus macht. Auf jeden Fall bedarf es da in zukünftigen Folgen einfach ein bisschen mehr Kreativität.

Und dennoch darf sich der Zuschauer auf eine neue und durchaus auch spannende Serienperle aus Down Under freuen. Unverbrauchte Schauspielergesichter und schön eingefangene Bilder entschädigen auch für das eine oder andere Logikloch in der Handlung.

Das Vierte zeigt «Sea Patrol» ab Mittwoch, den 06. Juli 2011, immer um 20:15 Uhr in Doppelfolgen.
05.07.2011 08:00 Uhr  •  Torben Gebhardt Kurz-URL: qmde.de/50588