Neben dem Wechsel von Oliver Pocher stechen eine neue Show mit Daniel Hartwich, drei Fiktion-Piloten und neue Aufgaben von Oliver Geissen heraus.
Es war keine einfache Aufgabe, vor der RTL-Senderchefin Anke Schäferkordt in den vergangenen Wochen stand. Sie musste eine neue Season von RTL zusammenschustern, die kaum erfolgreicher werden wird als die vergangene. Das betonte sie am Dienstag auch bei einer Presseveranstaltung in Köln: „Die Rekorde der vergangenen Saison lassen sich kaum toppen. Unser Vorsprung vor den Wettbewerbern war noch nie so groß. Besonders erfreulich ist, dass wir nicht nur bei den jungen Zuschauern, sondern auch beim Gesamtpublikum klar vorn sind.“ Dennoch wolle man nachlegen – in allen Genres. Entsprechend – und fast schon erstaunlich umfangreich – sind die Präsentationen durch die Bank.
Die größte Überraschung ist sicherlich der Wechsel des ehemaligen Sat.1-Moderators Oliver Pocher, der nun bei RTL eine neue Heimat finden wird. Neben neuen Folgen von «5 gegen Jauch», das angeblich noch härter werden soll, bekommt Pocher auch eine eigene Show namens
«Alle auf den Kleinen». Neu im Showbereich ist zudem auch die Sendung «Total Blackout»; Moderatoren stehen hier nicht fest, Promis müssen darin im Dunkeln Aufgaben meistern, die ihre bis zum äußersten gespannten Sinneswahrnehmungen bis ans Limit reizen - mit urkomischen Ergebnissen für den Zuschauer, verspricht RTL. Das am Freitag erstmals gestetete
«Es kann nur E1nen geben» mit Oliver Geissen geht trotz zunächst eher mäßiger Quoten weiter.
Ohnehin sieht es in der kommenden Saison wieder freundlicher aus für Oliver Geissen, der jüngst hauptsächlich für ein paar Folgen der
«ultimativen Chartshow» vor der Kamera stand. Davon gibt es auch in der kommenden Saison weitere Ausgaben, Geissen moderiert zudem die Show
«25 Jahre Kuschelrock», wie der Kanal bekannt gab. Günther Jauch bleibt mit seinem
«Wer wird Millionär?» auf Grund der weiterhin hohen Reichweiten auch trotz seines ARD-Engagements zwei Mal wöchentlich im RTL-Programm und wird darüberhinaus auch
«Der große Deutschland Test» präsentieren, der klären soll, wie die Deutschen ticken.
Daniel Hartwich und Marco Schreyl präsentieren im Herbst eine neue Staffel der extrem erfolgreichen Casting-Show
«Das Supertalent», die sich jedoch von Bruce Darnell verabschiedet. Neben Dieter Bohlen und Sylvie van der Vaart sitzt im Herbst Motsi Mabuse in der Jury. Mabuse ist Deutsche Meisterin in lateinamerikanischen Tänzen und war das Energiebündel der jüngsten «Let’s Dance»-Staffel . Die neue «Supertalent»-Suche geht über satte 15 Ausgaben. Das Duo Hartwich/Schreyl ist zudem auch im neuen Showformat
«Deutschlands Casting Helden» zu sehen. In der Grundy Light Entertainment-Produktion sind gescheiterte Kandidaten von «Supertalent», «DSDS» oder «Bauer sucht Frau» noch einmal zu sehen. Als Beispiel wird Menderes genannt, der sich bis dato in jeder «DSDS»-Staffel bewarb und stets scheiterte. Daniel Hartwich bekommt mit
«H wie Hartwich» zudem eine eigene Show, die im Herbst neun Mal über die Bildschirme flimmern soll. „Was passiert zum Beispiel, wenn man Daniel Hartwich eine nicht ganz jugendfreie SMS vom eigenen Handy an den Chef schicken lässt?“ fragt RTL in der Ankündigung des Formats und betont, dass Hartwich in seinem neuen Format keine Grenzen kennen werde.
Nicht ganz ins Detail ging RTL in Sachen
«Deutschland sucht den Superstar»: Schon vor einigen Wochen wurde mitgeteilt, dass die neue Staffel 2012 einige Änderungen mit sich bringen wird. Dem Sieger der Dieter-Bohlen-Show soll in der neuen Runde neben einem Plattenvertrag auch 500.000 Euro winken – so will man den Wettbewerb wohl wieder etwas attraktiver machen. Unklar ist noch, wer künftig neben Bohlen in der Jury sitzen soll. «Let’s Dance» und «Typisch Mann – typisch Frau» werden auch wieder mit neuen Staffeln in der neuen Saison zu sehen sein.
Direkt im kommenden Jahr geht darüber hinaus auch das Winter-Highlight
«Ich bin ein Star, Holt mich hier raus!» weiter. Einen genauen Sendetermin nannte RTL noch nicht, in den Publikationen des Kanals ist jedoch von Frühjahr 2011 die Rede. Gut möglich also, dass der Kölner Sender die Show 2012 einige Wochen später programmiert – und somit zu einer Zeit, die nicht so werbearm ist wie der Januar. Sonja Zietlow und Dirk Bach werden auch die sechste Staffel moderieren. Staffel fünf bescherte RTL im Januar 2011 mit teilweise 50 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe neue Bestwerte.
Wie erwartet setzt RTL auch im kommenden Jahr auf sein Zugpferd Real Life, dessen Highlights
«Vermisst»,
«Bauer sucht Frau»,
«Einsatz in 4 Wänden – Spezial»,
«Rach, der Restauranttester»,
«Jugendliebe»,
«Schwiegertochter gesucht»,
«Helfer mit Herz» und
«Rachs Restaurantschule» in neue Staffeln gehen werden. Trotz des Weggangs von Julia Leischik wird RTL die Endemol-Produktionen «Verzeih mir» und «Vermisst» fortsetzen; Vera int-Veen wird «Verzeih mir» ab Herbst präsentieren, für «Vermisst» ist die Moderations-Frage noch nicht geklärt. Wie bereits angekündigt wird auch die erfolgreiche Show
«Undercover Boss», die im Frühjahr am Montag um 21.15 Uhr erfolgreich startete, mit sechs weiteren Ausgaben fortgesetzt. Das Format kommt vom amerikanischen Sender CBS, ist dort ebenfalls ein Hit.
Einen weiteren US-Hit, nämlich
«The Bachelor» bringt RTL überraschenderweise nach rund sieben Jahren zurück ins Fernsehen. Im Winter 2003/2004 lief eine erste Staffel, moderiert vom heute fast gänzlich unbekannten Arne Jessen, mit 17,4 Prozent Marktanteil. Nachdem «The Bachelorette» danach aber auf weniger als 13 Prozent kam, nahm der Sender lange Zeit Abstand von dem Format, das ABC in den USA noch heute gute Quoten beschert. Produziert wird die Staffel, die im Herbst laufen soll, derzeit in Südafrika. Verantwortlich ist die Granada.
Intensiv hat sich RTL in den vergangenen Monaten um den Bereich der eigenproduzierten Fiktion gekümmert. Hier feiert man den 15. Geburtstag seiner Serie
«Alarm für Cobra 11», die im Herbst mit einem 90-Minüter und sechs normalen Episoden auf dem Schirm zu sehen sein wird. Eine Gastrolle ergattert hier zum wiederholten Male Oliver Pocher, Hauptdarsteller bleiben Erdogan Atalay, Tom Beck. Neben «Countdown» und dem bereits angekündigten Neustart «Die Draufgänger» gesellen sich gleich drei Pilotfilme dazu, die allesamt in Serie gehen könnten. Den Anfang macht die Bavaria-Produktion
«IK 1 – Touristen in Gefahr», die am 1. September die neue Saison eröffnen wird. Wenn der Traumurlaub zum Alptraum wird und deutsche Touristen in Gefahr geraten, kommen der unangepasste Florian Blessing (Tobias Oertel) und Nadja Hansen, Spezialistin in operativer Fallanalyse, zum Einsatz.
Ebenfalls noch im Herbst wird man die Wiedemann & Berg-Produktion
«Die Trixxer» austesten: Bereits im vergangenen Sommer hergestellt, wartete das Format vergleichweise lange auf eine Ausstrahlung. Die moderne Robin Hood-Serie ist mit Anja Nejarri, Mirko Lang, Gregor Törzs und Rainer Schöne besetzt. Das Konzept der Trixxer ist einfach, aber genial: Betrüger betrügen und somit ist die Gerechtigkeit wieder hergestellt. Vier charmante Gauner haben es sich zum Ziel gemacht, Menschen in Not zu helfen, indem sie deren übermächtigen Gegner mit raffinierten Tricks hereinlegen und ihnen so ihre eigene Medizin zu schmecken geben. Dabei treten die Trixxer immer wieder in anderen Rollen auf und wissen somit ihre Gegenspieler stets aufs Neue zu überraschen. Dass die Helden in ihrem Rollenspiel als scheinbar Unterlegene auftreten, macht den Großteil des Humors aus: Wer zuletzt lacht, lacht am besten.
Ebenfalls einen Testsendeplatz bekommt der Pilot zu
«World Express», eine Produktion der UFA. David Voss und Philipp Harmsdorf sind die Top-Kuriere des "World Express". Ihre Aufträge sind mörderisch, die Fracht hochsensibel und ihr oberstes Gebot: absolute Diskretion. Denn der "World Express" ist nicht irgendein Kurierdienst: Seit 1753 kümmern sich seine Kuriere um die wirklich schweren Fälle. Sie transportieren keine Pakete und Päckchen, sondern bedeutende Geheimdokumente oder brisante Lösegeldlieferungen. Durch ihren Einsatz wurden im letzten Moment Kriege verhindert, Staatskrisen beigelegt und Straftäter vor dem Fallbeil bewahrt. Marco Girnth und Klaus J. Behrendt haben tragende Rollen in dem 90-Minüter. Alle drei Episoden sollen bei guten Quoten in Serie geschickt werden, sodass RTL dann in der komfortablen Lage wäre, gleich fünf oder sechs Serienprojekte am Start zu haben.
Das Highlight der neuen Saison im Fiktion-Bereich ist aber sicherlich
«Transporter – Die Serie»: Als Start ist hier das Frühjahr 2012 angedacht. Derzeit werden die ersten zwölf Episoden in Kanada, Deutschland, USA, Frankreich, Italien hergestellt. Chris Vance mimt darin den ehemaligen Elitesoldaten Frank Martin. Die Serie beruht auf den Kinofilmen und soll Kino-Action in Serie versprechen. Hannes Jaenicke wird im RTL-Film
«Bermuda Dreieck Nordsee», der von Dreamtool kommt, auftreten.
Im Infobereich sind alle Augen derzeit auf den 10. Jahrestag der Anschläge auf das World Trade Center gerichtet. Peter Kloeppel drehte hierzu in den vergangenen Wochen in den USA. Der RTL-Chefredakteur sagt: "In Afghanistan haben wir zum Beispiel mit deutschen Soldaten gesprochen, die infolge der Militäreinsätze gegen die Taliban dort täglich ihr Leben aufs Spiel setzen. In den USA trafen wir einen Amerikaner, der als Aufseher im umstrittenen Gefangenenlager Guantanamo geistige Drahtzieher des 11. Septembers und Taliban-Kämpfer bewachte und dann unter dem Eindruck der Zustände dort zum Islam übertrat. Diese und andere bewegende Lebensgeschichten verdichten wir in der Reportage zu einem Gesamtbild, das zeigen soll, wie offen die Wunden vieler Menschen auch zehn Jahre nach den Terroranschlägen noch sind."
Schauplätze der RTL-Reportage sind neben Afghanistan und Amerika auch Pakistan und Deutschland. Peter Kloeppel traf den ehemaligen britischen Premierminister Tony Blair, um mit ihm den bis heute kontrovers diskutierten außenpolitischen Kurs der USA und Englands nach dem 11. September zu bilanzieren.
Neue US-Serien hat RTL derweil, wie erwartet, nicht angekündigt. Neben «Bones», «CSI», «CSI: Miami», «Dr. House» und «Psych» will man in der kommenden Saison auch auf den erfolgreichen Neustart «Royal Pains» setzen. Für Dienstag, 22.15 Uhr – so vermuten zumindest Branchenkenner – hält man auch die neue Serie «White Collar» bereit. Im Filmbereich werden in der kommenden Saison unter anderem « Inglourious Basterds», «Kampf der Titanen», «Wolfman», «Fame», «X-Men Origins: Wolverine» und «Australia» auf die Zuschauer warten.
Ob RTL im Mai 2012 genauso feiern wird, wie im Mai 2011, ist nicht klar. Fakt ist: Auf die Zuschauer kommen zahlreiche spannende Projekte zu – der Marktführer setzt die ProSiebenSat.1-Gruppe, die ihre Programme am Mittwoch vorstellen wird, jedenfalls schon einmal gewaltig unter Druck. Denn eigentlich hatte man so viel Neues gar nicht erwartet von RTL. Aber: Wer sich auf dem Erfolg ausruht, der kann eigentlich nur verlieren. Sollte es für RTL etwas nach unten gehen, dann ist das nicht sonderlich schlimm – dieses Programm hat aber das Potential, die äußerst hohen Quoten sogar zu halten. Und mehr Lob kann man den Kölnern eigentlich gar nicht aussprechen.