Forenecho XXL: Der Fall Vera vs. 'Bild'

Ist die Kritik an der RTL-Doku «Mietprellern auf der Spur» und deren Moderatorin Vera Int-Veen berechtigt? Die neuesten Entwicklungen über den vermeintlichen Skandal plus Meinungen unserer Foren-User. Eine XXL-Ausgabe des Forenechos...

Seit Tagen steht Vera Int-Veen wegen ihres RTL-Formats «Mietprellern auf der Spur» in der Kritik. Und die "Bild"-Zeitung freut sich, ist sie es doch gewesen, die den Stein letztlich ins Rollen brachte (wir berichteten ausführlich). Auf einem Video, das dem Blatt zugespielt wurde, war zu sehen, wie ein 17-jähriger Jugendlicher dem Kamerateam ausdrücklich verbot, die Wohnung zu filmen. Eine Produktionsbeteiligte winkte die Kameraleute aber dennoch hinein. Sowohl die Produktionsfirma Imago TV als auch RTL wollten von all dem natürlich nichts gewusst haben – RTL wies lediglich darauf hin, dass sich die „Täter zu Opfern“ machen wollten. Ob man nun dem Rohmaterial der "Bild" oder den Aussagen des RTL-Pressesprechers Körner glaubt, spielt im Endeffekt keine Rolle: Fakt ist, dass der Image-Schaden groß ist – und bereits erste Konsequenzen nach sich zog.

So habe sich die Produktionsfirma Imago TV bereits von dem zuständigen Schnittproducer getrennt, sagt Vera Int-Veen in einem Interview mit der "Bild am Sonntag". Um acht Minuten sei die entsprechende Szene gekürzt worden. „Im vollständigen Material wird deutlich, dass es mir vor allem um Frau S. ging, um die ich mir große Sorgen machte. Aber wenn man die Szenen als Außenstehender betrachtet, verstehe ich zumindest den Vorwurf“, gibt die Moderatorin für einen kurzen Moment klein bei.

„Natürlich wird viel weggeschnitten, wenn man sieben Tage dreht und hinterher ein 47 Minuten langer Beitrag übrig bleibt. Aber bei mir wird nicht getrickst; ich bin gegen jede Schummelei.“ Zudem sei die Folge erst unmittelbar vor der Ausstrahlung fertig gewesen. „In diesem Fall befand ich mich schon wieder bei neuen Dreharbeiten. Ab sofort lasse ich mir vertraglich zusichern, dass ich jeden Beitrag vor Ausstrahlung sehen kann.“

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Ist die Kritik an der RTL-Doku «Mietprellern auf der Spur» und deren Moderatorin Vera Int-Veen berechtigt? Die neuesten Entwicklungen über den vermeintlichen Skandal plus Meinungen unserer Foren-User.

Die Negativ-Berichterstattung wird also vermutlich noch eine Weile andauern; eine zweite Staffel für das RTL-Format rückt somit immer weiter in die Ferne. Und das wohlgemerkt trotz guter Quoten. Auch unsere Quotenmeter.de-Forumsteilnehmer fanden harsche Worte für Vera & Co. Es hagelte teils heftige Kritik. Und die ging nicht nur in eine bestimmte Richtung. Fernsehfohlen zum Beispiel ist erstaunt darüber, „dass sowas ernsthaft noch jemanden überrascht. Sowohl die RTL-Methoden, als auch der widerwärtige Charakter von Vera Int-Veen sollte eigentlich jedem klar sein, der sich etwas damit beschäftigt und nicht völlig naiv ist. Aber wenn so ein BLÖD-Video manchen Menschen die Augen öffnen kann, hat dieses Medium ja doch mal einen Sinn und Zweck. Übrigens: Die BILD hat auch nicht weniger Dreck am Stecken und ist ebenfalls billigster Boulevard-Journalismus! Nicht, dass beim nächsten Skandal hier jemand geschockt ist, dass dieses investigative Blatt auch nicht perfekt ist.“

CommanderNOH staunt ebenfalls: „Ich bin immer wieder erstaunt, wenn man hier über Fernsehgesichter sowas schreibt wie ‚widerwärtiger Charakter‘. Da weiß ich leider im Moment gar nicht, was ich nun widerwärtiger finden soll. Die BILD, die eine Doppelmoral an den Tag legt, dass es knallt. Vera, die Anstand vermissen lässt. Oder die User, die ihr deswegen einen ‚widerwärtigen Charakter‘ unterstellen. Kann man mal vielleicht zwischen der Privatperson und dem Fernsehmacher unterscheiden? Oder könnt ihr auch beurteilen, wie Vera so privat ist? Es ist auch ein Zeichen von Respekt und Anstand, dass man den Charakter eines Menschen nicht beurteilt, wenn man ihn nicht kennt.“ Darauf entgegnet max3, dass es völlig egal sei, wie Int-Veen privat ist: „Wenn man Behinderte verfolgt und Leute bei «Schwiegertochter gesucht» verarscht, hat man doch wohl einen widerwärtigen Charakter. Wer solche Dinge für seine Kariere macht, ist doch einfach widerwärtig. Und dann ist doch völlig egal, wie man sich privat verhält.“

„Es geht halt darum, dass man ein Pauschalurteil über einen Menschen fällt, den man nicht kennt - und das ist halt nicht in Ordnung. Das hat was mit dem Anstand und Respekt zu tun, den ihr alle (zurecht!) auch von Vera in ihren Sendungen erwartet. Aber weil einem ihre Sendungen und ihre Attitüde dort nicht gefallen, heißt das noch lange nicht, dass sie generell ein schlechter Mensch mit einem ‚widerwärtigen Charakter‘ ist […] Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“, versucht Mitglied CommanderNOH nochmals seinen Standpunkt deutlich zu machen. Auch Raabinator ist von den Vorwürfen gegen RTL nicht überrascht gewesen: „Mir war das schon immer klar, dass RTL sowas abzieht“, schreibt er kurz und knapp.

„Die pikante Sache sind die, sagen wir mal, unglücklichen Äußerungen von Vera Int-Veen, die so ja wohl von ihr auch ausgesprochen wurden, aus der Sache kommt sie also nicht mehr raus, in allem Fake ist dies wohl zweifellos nicht gefakt, und kann als der wahre Charakter von Vera Int-Veen, die von RTL ja als warmherzige, mollige Menschenfreundin positioniert ist, gesehen werden, für alle Beteiligten eine verzwickte Sache, die PR-Experten bei RTL werden sicher rotieren, um Int-Veens öffentliches Bild wieder in die gewünschte Position zu rücken. Ob es klappt, wird man sehen, ich sehe nur noch die Möglichkeit, dass sie jetzt in die Offensive geht, sich für die ‚unpassende Wortwahl' entschuldigt, und behauptet, sie wäre unter dem Einfluss von irgendwelchen Medikamenten gestanden, ansonsten oder vielleicht auch schon jetzt, ist sie kaum mehr glaubwürdig als Moderatorin für irgendwelche Help-Formate zu haben, zumindest nicht in nächster Zeit“, meint Foren-Mitglied Berlin-Abschnitt40. Davon hält CommanderNOH nichts, Int-Veen müsse sich nicht für irgendwas entschuldigen. „Immer dieses Einfordern einer öffentlichen Entschuldigung. Das ist so unsinnig wie blöde. Zweitens wär es ja wohl völlig kontraproduktiv, wenn sie sagen würde, dass sie unter ‚Medikamenten‘-Einfluss stand. Sie sollte jetzt gar nix machen.“

„Na toll. Pest gegen Cholera. Dass RTL bei seinen Reportagen Dreck am Stecken hat, wäre für mich nichts Neues. Das aber gerade die Bild darüber berichtet, die auch alles andere als unparteiisch und fair berichtet und außerdem sowieso äußerst hetzerisch ist, ist dann nicht unbedingt das überzeugendste“, schreibt TIMBO und kommt zu folgendem Schluss: „Sicherlich hat RTL da mit einigem ‚nachgeholfen‘ und natürlich hat die Bild nur das veröffentlicht, um das gewollte Bild, was sie erzeugen wollten, zu bekommen. Beides sind Schundmedien.“ Fabi ist anderer Meinung: „Das ist ganz egal, ob da jetzt Bild.de oder sonst etwas steht – man kann einfach den Sprecher dieses Videos nicht beachten und es bleibt immer noch ein Skandal. Da muss man ausnahmsweise mal sagen, dass das Medium Bild da keine Rolle spielt – denn es geht um die Aussagen, die von Int-Veen da getätigt wurden und nicht um den Kommentar des Videos. Und diese sind ganz einfach unter aller Sau. Da ist es auch vollkommen egal, ob das während der Arbeit passierte oder nicht. Es ist auch egal, ob dieser Junge geistig behindert ist oder nicht. Es kommt darauf an, dass er keine Kameras wollte, die in der Wohnung filmen, in der seine bettlägerige Mutter liegt […]Die Frau ist sowas von unten durch, das geht gar nicht.“

revo findet den Skandal „etwas übertrieben. Klar haben sich Vera und ihr Team da scheiße verhalten und die Ja/Nein-Lüge ist absolut unentschuldbar. Aber auf der anderen Seite muss man als Journalist/Reporter auch etwas hartnäckig sein, gerade bei solchen Messies. Wenn mir so ein Fersehteam auf den Spuren wäre, kämen die bis zur Haustür und nicht weiter. Um ein Draußenbleiben der Reporter haben sich die beiden meiner Meinung nach jedenfalls nicht wirklich bemüht. Allerdings finde ich es schön, wie der ganze Wirbel den Bericht um das Lügenfernsehen vom NDR bestätigt.“ Belthazor bringt die ganze Sache ein wenig anders auf den Punkt: „Einigen wir uns darauf, dass das eine nette PR Aktion von Bild und RTL ist, gewollt. Man kann ja heutzutage beiden Seiten nicht mehr vertrauen.“

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24.07.2011 20:02 Uhr  •  Daniel Sallhoff Kurz-URL: qmde.de/50997