«Schlüter sieht's»: Mit langsamen Schritten...

Wirtschaftlich ist Sky immer noch angeschlagen. Helfen soll ein Relaunch des Sport-Angebots.

Es erinnert schon ein wenig an amerikanische Verhältnisse: Der neue Sky-Tisch (siehe Artikel) dient künftig als „Zuhause“ des Moderators und der Experten für das Bundesliga-Topspiel am Samstagabend. Auch wird dieses ab der kommenden Saison von einem Experten live mitkommentiert. Mehrere Profis am Tisch, ein Co-Kommentator während des Live-Spiels: Amerikanische Verhältnisse ziehen bei Sky ein. Im US-Sport sind solche Darstellungskonzepte üblich – es wurde endlich Zeit, dass nun auch in Deutschland der Sport etwas pompöser zelebriert und gefeiert wird. Der amerikanischere Auftritt dürfte sich beim bald startenden Sport-Newssender fortsetzen. Aber bringen diese Neuerungen das Unternehmen Sky auf dem schweren Weg zur wirtschaftlichen Gewinnzone weiter voran?

Die Börsianer glauben jedenfalls daran, denn der Aktienkurs von Sky Deutschland hat den Turnaround wohl schon vorsorglich eingepreist: Mit Kursen zwischen 3,20 und 3,80 Euro legte das Papier zuletzt eine Rallye hin, die vor einem Jahr mit Negativkursen um 0,8 Euro begann – dies bedeutet ein Gewinn von mindestens 400 Prozent innerhalb von zwölf Monaten. Der Kurs der Aktie liegt im Verhältnis zum Buchwert des Unternehmens, der das Eigenkapital beinhaltet, bei über sieben – der faire Wert für eine aktuelle Situation im Kurs-Buchwert-Verhältnis würde 1 betragen. Rational ist das Sky-Papier also nach momentanen Maßstäben deutlich überbewertet – aber die Börsianer sind optimistisch und glauben längst an die künftige Profitabilität des Pay-TV-Unternehmens, nehmen die Verbesserung der Zahlen also schon vorweg.

Massive Rückschläge dieses Aufwärtstrends dürfte es dann geben, wenn die Quartals- oder Kundenzahlen wieder schlechter ausfallen. Schließlich bleibt nicht zu vergessen, dass der Konzern bis zuletzt hohe Schulden anhäufte und weit davon entfernt war, überhaupt erst einmal die schwarze Null zu schreiben – geschweige denn, anschließend die Schulden abzubauen. Positiv auswirken könnte sich hingegen die gescheiterte Komplett-Übernahme des britischen Pay-TV-Programms BSkyB durch Rupert Murdoch: Dieser sieht in Sky Deutschland nun möglicherweise eine alternative Investitionsmöglichkeit und könnte noch einmal kräftig Geld nachschießen, um die Marke hier gewinnbringend zu machen. Schließlich hält Murdochs NewsCorp. an diesem Unternehmen 49,9 Prozent der Anteile - am britischen Sky auf absehbare Zeit nun lediglich 39,1 Prozent.

Am 12. August werden die Zahlen des zweiten Quartals 2011 veröffentlicht. Dann ist für Sky wieder einmal der Tag der Wahrheit gekommen: Setzt sich das Kundenwachstum langsam, aber stetig fort, so darf die Bezahlplattform auf gute Zeiten hoffen. Schließlich ist das zweite Quartal traditionell eher ein schwaches – vor einem Jahr wurden nur ein Nettozuwachs von 6.000 Kunden bekannt gegeben – und der Bundesliga-Start sowie der neue Sport-Newssender dürften erst in den Monaten danach viele zahlende Neukunden bringen. Das Programm, mit dem inhaltlichen und optischen Relaunch der Sportmarke von Sky, ist jedenfalls schon jetzt gut für die Zukunft gerüstet.
28.07.2011 00:00 Uhr  •  Jan Schlüter Kurz-URL: qmde.de/51069