You are Cancelled: «Love Bites»

Wir erinnern an einen Sommerflop von NBC, der auf nicht mehr als acht Episoden kam.

Es hat alles mit Greg Grunberg angefangen, und es endete mit der achten Episode: NBCs romantische Anthologie-Comedy «Love Bites» durchlebte eine schwierige Geburt, welche es vorhersehbar machte, dass die Serie nach ihrer kurzen Laufzeit schnell aus dem Programm verschwindet. Doch dabei war die Idee einer einstündigen Comedy zwischen dem besten Comedyprogramm, welches das Networkfernsehen zur Zeit zu bieten hat («Community», «Parks and Recreation», «The Office», «30 Rock») gar nicht mal so schlecht. Nur die Mutlosigkeit der Autoren bedarf deutlicher Kritik: Sie machte «Love Bites» zu einer klischeebeladenen Serie, deren drei Segmente eine Episode jedes Mal vorhersehbar machten. Nichtsdestotrotz war es schmerzhaft zuzusehen, wie eine gut gemeinte Serie unter ihrer Vergangenheit geradezu erdrückt wurde.

«Love Bites» wurde ursprünglich als Comedy konzipiert, in welcher zwei Schwestern, dargestellt von Becki Newton («Ugly Betty») und Jordana Spiro («Harry's Law»), sich durch das Liebesleben von New York durchwühlen sollten. Entwickelt wurde die Show von Cindy Chupack («Sex and the City»), und NBC plante die Serie für den Herbst 2010 ein. Doch schon im Sommer davor wurde die Situation für die Macher hinter der Serie verkompliziert. Zuerst musste Spiro ihren Posten als Hauptdarstellerin verlassen, da sie noch in einem Vertrag mit TBS für die Comedy «My Boys» stand und NBC in keinen Konflikt mit einem anderen Network eingehen wollte; dann folgte die News von Becki Newtons Schwangerschaft. Für die Produzenten war nun eine Zeit der kreativen Veränderungen vorgesehen, da Newton in der Serie ursprünglich eine jungfräuliche Mittzwanzigerin spielen sollte (und Spiro ihre Serienschwester). Als dann auch noch Chupack aus persönlichen Gründen den Posten als Showrunner verließ, beschloss NBC, «Love Bites» aus den Herbstplänen herauszunehmen und für die Midseason zurückzustellen. Was jedoch gar nicht mal so verkehrt gewesen war. Inmitten der schon vorher beworbenen High-Profile-Serien wie «The Event», «Undercovers» und «Outsourced» wäre es für die Zuschauer vielleicht zu viel gewesen, mit «Love Bites» eine weitere neue Serie zu bekommen, die sich von allen anderen Networkserien der heutigen Zeit unterscheidet.

Noch während der frühen Produktionsphase der Serie gab es noch weitere Veränderungen. Zuerst wurde Greg Grunberg («Alias») zum Hauptdarsteller befördert, nachdem er ursprünglich nur in der Pilotfolge auftreten sollte. Hinzu kam Constance Zimmer («Entourage») als Grunbergs Serienfrau, die im Piloten noch von Pamela Adler («Californication») verkörpert wurde. Und schlussendlich kürzte NBC die Episodenbestellung von 13 auf neun Episoden. Inmitten einer dreistündigen Comedynacht am Donnerstag auf NBC und zwischen all den anderen Midseason-Neustarts war es für NBC nicht nötig, für unbenutzbare Episoden Produktionslizenzen zu verschwenden. Zusätzlich war für «Love Bites» kein Platz mehr in der Midseason frei, und NBC platzierte die Anthologieserie in die Sommermonate. Nach neun Monaten voller Produktionsprobleme und wenig Vertrauen seitens der NBC-Bosse war die schnelle Absetzung der neuen Serie schon fast sicher, bevor diese überhaupt ihre Premiere fand. Was auch damit zu tun hatte, dass sowohl Becki Newton als auch Greg Grunberg Rollen in anderen Serienpiloten fanden, und «Love Bites» faktisch als Leichnam sein Serienleben begann.

Mit der Premiere am 2. Juni waren die Probleme für «Love Bites» jedoch noch nicht beendet. Mit einer Reichweite von 2,64 Millionen Zuschauern startete die Serie als derber Sommerflop – und das war noch der beste Wert für die Serie. NBC musste die Sommerromanzen nach acht Episoden am 21. Juli beenden, nachdem die Produzenten nicht genügend Material für die bestellte neunte Episode zur Verfügung stellen konnten – nach einen Blick auf die Quoten war das jedoch kein Beinbruch für NBC: Der Reichweitendurchschnitt nach der Pilotepisode lag bei rund 2,06 Millionen Zuschauern, was selbst für NBCs niedrigen Sommerstandard schon extrem wenig ist. Besonders nachdem die halbstündigen Comedys in den letzten drei Wochen der «Love Bites»-Ausstrahlungen in Wiederholungen mehr Zuschauer anziehen konnten als eine Serienpremiere um 22 Uhr.

«Love Bites» war am Ende nur ein gut gemeintes Experiment, welches zur falschen Zeit für das falsche Network entwickelt wurde. Am Anfang noch als qualitative Hoffnung für die schwindende Qualität von Networkserien gesehen, war die Serie letztendlich nicht mehr als eine Ansammlung von Kurzgeschichten, die mit einer Ausnahme ihre Happy Ends fanden. Fragen wurden gestellt, ob Anthologieserien allgemein von den Zuschauern heutzutage nicht mehr angenommen wird, oder ob «Love Bites» in kreativer Hinsicht nicht den Wünschen der Zuschauer entsprechen konnte. Allerdings überzeugte «Love Bites» mit seinen unzähligen Gaststars, welche den wenigen Zuschauern von anderen Serien bekannt waren. Durch die Form der Anthologie war es deshalb für Darsteller wie Chris Gorham («Covert Affairs»), Jim Beaver («Supernatural»), Joy Bryant («Parenthood») oder Ken Jeong («Community») möglich gewesen, für ein Drittel einer Episode eine Gastrolle zu übernehmen.
29.07.2011 10:30 Uhr  •  Christian Wischofsky Kurz-URL: qmde.de/51108