«Kirschs Blüten»: Herzlos
Von einem Sender zum anderen: Die Daily-Soap «Hand aufs Herz» muss umziehen. Das schmeckt dem Zuschauer nicht.
Mit dem Frauensender sixx hat ProSiebenSat.1 viel vor. Das merkt man nicht nur an den Worten, die beim Summertime-Screening gefallen sind. Auch die jüngste Maßnahme, die man beim Sender Sat.1 getroffen hat, soll die „Senderin“ bestärken. Gemeint ist das wohl bislang einzigartige Experiment, das man eine tägliche Serie mitten in der Staffel zu einem kleineren Sender schiebt und das Staffelfinale dort über die Bühne gehen lässt. Wegen Quotenproblemen am Vorabend schiebt Sat.1 nämlich die Daily-Soap «Hand aufs Herz» zu sixx. Und das schon seit dieser Woche. Den Sendeplatz hält man bekanntlich bei und so ist «Hand aufs Herz» eben immer noch täglich um 18 Uhr zu sehen. Online sind die Folgen weiterhin bei sat1.de via Catch-Up-Option abrufbar. Somit stehen doch nicht so viele Veränderungen mit dem Senderwechsel an, wie zunächst gedacht. Für die Verantwortlichen ist das ein strategisch genialer Schachzug, doch für viele Zuschauer ist der kleine, konzerninterne Wechsel schon zuviel an Veränderung, wie zahlreiche Lesermails belegen.
Der Serien-Zuschauer ist eben ein Gewohnheitszuschauer. Er möchte nicht jeden Tag die Fernsehzeitschrift zur Hand nehmen, um zu sehen, wann, auf welchem Kanal und ob seine Serie denn heute läuft. Vielmehr schaltet er schlicht aus Gewohnheit täglich um 18 Uhr bei Sat.1 ein und weiß, dass «Hand aufs Herz», seine Serie, läuft. Eine Maßnahme, wie sie jetzt durch den Wechsel der Daily-Soap von Sat.1 zu sixx erfolgt ist, sorgt zunächst einmal für Verwirrung. Warum muss das sein? Wieso denn gerade meine Lieblingssendung und nicht eine andere? Empfange ich sixx überhaupt? Fragen, die sich Zuschauer stellen und Fragen, die die Zuschauerredaktionen der beiden Sender nur mit denselben Informationen beantworten können, die schon der Presse kommuniziert wurden. Die anfängliche Verwunderung stößt beim Serien-Fan dann auf Ärger und Frust. Der Unmut wird kundgetan und am Ende muss man sich doch mit der Entscheidung der Sender-Bosse abfinden. Doch da sixx noch nicht in allen Kabelnetzen verfügbar ist, ist für jene betroffene «Hand aufs Herz»-Zuschauer tatsächlich ein Grund zum Ärgernis. Wer kein Satellitenfernsehen hat oder sixx im Kabelnetz verfügbar hat, guckt wirklich in die Röhre. Man muss dann auf die Web-Version ausweichen. Es erscheint im Nachhinein also klüger gewesen zu sein, solche Maßnahmen erst zu ergreifen, wenn es tatsächlich „sixx für alle“ gibt.
Doch sicher, das wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen, ehe sixx auch in allen Kabelnetzen verfügbar und eine „sixx für alle“-Reichweite zumindest technisch machbar ist. Bis dahin wäre «Hand aufs Herz» bei Sat.1 schon längst ausgelaufen. Doch hinter der Entscheidung die Daily-Soap von Sat.1 zu sixx zu schieben, steckte mehr als nur eine Werbemaßnahme für den Frauensender. Bei Sat.1 wollte man das Quotenproblem schnellstmöglich beheben. Jetzt kann man früher damit beginnen, was rein ökonomisch natürlich nachvollziehbar ist. Und die zusätzliche Aufmerksamkeit für sixx nimmt man dabei gerne mit und schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Wenn man ein paar Zuschauer mehr dorthin locken kann, ist das Experiment geglückt. Eine solche Entscheidung ist auf den zweiten Blick wirtschaftlich nachvollziehbar. Doch ist das auch der größte Kritikpunkt der Zuschauer: Die Sender schauen ja zu sehr auf die Quoten. Letztlich ist der Wechsel von «Hand aufs Herz» von Sat.1 zu sixx eine Quoten-Entscheidung der Oberen. Dass dabei inhaltliche Aspekte eine Rolle gespielt haben sollen, wie in manchen Diskussionsforen geliebäugelt wird, ist dabei nur schwer vorstellbar. Mit dem vorgezogenen «Sat.1 Magazin» will Sat.1 lediglich die Quotenlücke stopfen. Dafür riskiert man auch mal eine Entscheidung mit wenig Herz für den Zuschauer, dem der Serien-Umzug meist gar nicht schmeckt.
«Kirschs Blüten» gehen auch nächste Woche wieder auf – jeden Dienstag! Nur bei Quotenmeter.de!