«Schlüter sieht's»: Die Liga-Verhandlungen
Am Wochenende startete die Bundesliga wieder. Verhandlungen über ihre TV-Rechte stehen noch an…
Vermutlich, ja vermutlich wird sich nicht allzu viel ändern, wenn fußballbegeisterte Zuschauer in zwei Jahren die Bundesliga verfolgen wollen. Ab der übernächsten Saison greifen nämlich die neuen TV-Verträge, die in diesem Herbst noch verhandelt werden. Und da eigentlich alle zufrieden sind mit der aktuellen Situation, scheinen große Änderungen nicht in Sicht: Schließlich wirtschaftet die Liga erfolgreich, ist so beliebt wie nie zuvor. Auch im Fernsehen stimmen die Quoten, denn der Liga-Liveauftakt am Freitag und die «Sportschau» konnten zu Beginn der Saison auf Anhieb wieder hervorragende Zuschauerzahlen erreichen – man lag hier noch vor den Zahlen aus dem vergangenen Jahr.
Und die Eröffnungspartie zwischen Dortmund und Hamburg wurde in 199 Länder übertragen. Bei vielen dürfte sich das Spiel zwar im Randprogramm versteckt haben, aber allein die nackte Zahl der angeschlossenen Länder lässt erstaunen, denn insgesamt gehören 208 Nationen zum FIFA-Weltverband. Der Grund für den (auch internationalen) Erfolg der Bundesliga ist schnell ausgemacht: Zwar können die deutschen Clubs nicht immer mit hochbezahlten Stars glänzen, aber dafür geht es so spannend – und oftmals überraschend – zu wie nirgendwo sonst im bezahlten Top-Fußball. Jeder Engländer wird die hervorragenden wirtschaftlichen und sportlichen Verhältnisse der deutschen Liga bestätigen, wenn er genug Ahnung hat – und seine Premier League vielleicht verteufeln.
Doch trotz all dieser Erfolge darf sich die DFL, de Deutsche Fußball Liga, vor Veränderungen nicht verschließen. Das aktuelle TV-Modell besteht seit der Saison 2009/10 und damit bis zum Ablauf der Rechte seit vier Jahren. Davor wurden die Spieltagstermine weniger diversifiziert; das DSF durfte die Sonntags-Partien zeigen. Für die meisten Zuschauer aber blieb der wichtigste Termin gleich: jener der «Sportschau» am Samstagvorabend. Eines der beiden Rechtemodelle, die bei den kommenden Verhandlungen favorisiert werden, sieht eine Verschiebung der Free-TV-Ausstrahlungen in den Spätabend vor, um die Exklusivität der Sky-Rechte zu stärken. Damit müsste die Pay-TV-Plattform aber auch wohl mehr Geld auf den Tisch legen.
Noch wichtiger werden die Internetrechte. Diese hatte die Telekom bei der letzten Ausschreibung erworben und mit „Liga total!“ eine echte Sky-Alternative aufgezogen, die dank des technischen Fortschritts erst möglich wurde. Im Alternativ-Modell, das die Free-TV-Highlights erst ab 21.45 Uhr vorsieht, würden Zusammenfassungen im Internet schon ab 19.00 Uhr möglich sein. Fraglich bleibt aber hier, wer um diese Rechte bieten soll – die ARD dürfte dies angesichts des dann potenziellen Endes der «Sportschau» nicht tun, zumal die Infrastruktur für ein Web-Portal geschaffen werden müssten.
Insgesamt hat die DFL angekündigt, den Bieterwettstreit noch verschärfen zu wollen, was natürlich allzu verständlich ist. Dabei schielt sie nicht auf potenzielle Weitervermarkter, wie dies 2008 noch mit Leo Kirchs Firma Sirius geplant war, sondern auf direkte Kunden, die vielleicht nur wenige im Blick haben: Die Sportmarke ESPN ist mittlerweile eines der erfolgreichsten „Media-Brands“ weltweit und bringt dem Mutterkonzern Disney seit Jahren steigende Gewinne; die ESPN-Sender sind hochprofitabel und auch hierzulande beispielsweise mit ESPN America in Pay-TV-Netzen vertreten. Disney hatte schon bei der letzten Rechtevergabe mitgeboten, aber die Rechte nicht erhalten. Die DFL will vermutlich durch einen eher unbekannten Bieter nicht noch einmal ein Deaster wie mit dem Pleitegeschäft Arena riskieren, aber ESPN wäre eher als Gegenteil einzuschätzen. Sollte Disney ein Engagement diesmal ernst meinen, so sollte die DFL über eine Zusammenarbeit nachdenken. Warum nicht auch für Zweitverwertungen oder Einzelspiele?
Im Free-TV-Bereich könnte Sat.1 noch eine Rolle spielen: Schließlich holt Andreas Bartl den Sender viele bekannte Marken und Shows aus den 90ern zurück. Für «ran» geht die Champions League ab der übernächsten Saison verloren. In jedem Falle ist Sat.1 Außenseiter, weil die Bundesliga schlicht ein Verlustgeschäft sein würde. Aber besonders beim Alternativmodell, das die Highlights erst ab frühestens 21.45 Uhr vorsieht, könnte der Sender eine Rolle spielen. In jedem Fall wird es Veränderungen für den Zuschauer geben, wenn die Bundesliga 2013/14 angepfiffen wird – ob diese groß oder klein ausfallen, wird sich im Herbst zeigen. Den Verantwortlichen bleibt diesmal jedenfalls genügend Zeit für einen heißen Rechtestreit.
Jan Schlüters Branchenkommentar beleuchtet das TV-Business von einer etwas anderen Seite und gibt neue Denkanstöße, um die Fernsehwelt ein wenig klarer zu sehen. Eine neue Ausgabe gibt es jeden Donnerstag nur auf Quotenmeter.de.