Serien-Update: «Franklin & Bash»

Übersext und Leistungsschwach – aber immerhin lustig. Das ist die neue TNT-Serie «Franklin & Bash». Unser US-Korrespondent Christian Wischofsky über die kürzlich zu Ende gegangene erste Staffel des Formats.

«Franklin & Bash» ist eine Serie, an der sich die Genrefans scheiden werden. Die einen finden es ganz amüsant, wie die beiden Serienhelden Jared Franklin und Peter Bash ihre Fälle vor Gericht gewinnen; die anderen sind angewidert von der Art und Weise, wie die Autoren das Gerichtssystem in der Serie behandeln. Die einen mögen den Comedyanteil der Serie und akzeptieren diese deshalb als gerne angenommene Sommerserie; die anderen sind nur damit beschäftigt, die Logiklöcher in den Episoden zu suchen, und gleichzeitig eine Antwort auf ihre Fragen zu finden, warum «Franklin & Bash» eigentlich gar nicht als Legaldrama bezeichnet werden kann. Für die einen hat sich das Zusammenspiel der beiden Hauptcharaktere mit dem Rest des Casts während der ersten Staffel verbessert und ist ein unverzichtbares Element der Serie; für die anderen hat sich die halbwegs gute Qualität der Pilotfolge nicht gehalten und die Serie hat sich selber unter ihrem Anwaltsgenre begraben.

Einzeln betrachtet macht «Franklin & Bash» Spaß. Die Hauptdarsteller Breckin Meyer und Mark-Paul Gosselaar haben während der ersten zehn Episoden eine gewisse Chemie entwickelt, die es einfacher macht die Aktionen der Titelhelden zu akzeptieren. Die Serie machte sogar keinen Hehl daraus, ein waschechtes Procedural zu sein, ohne eine komplizierte fortlaufende Geschichte zu erzählen. Für Jedermann ist es also problemlos möglich eine Episode zu verpassen, zu vergessen, oder einfach später einzusteigen – «Franklin & Bash» ist keine Serie, die für den anspruchsvollen Zuschauer entwickelt und produziert wurde, stattdessen haben die Autoren nur Wert auf den Humor der Serie gelegt, um in den Sommermonaten das Publikum auf einfache Art und Weise unterhalten zu können. Und so lange Jared und Peter in jeder Episode die Underdogs sind, obwohl sie (logisch betrachtet) inzwischen eine positive Reputation aufgebaut haben sollten, ist es eine Freude zuzusehen, in welchem Ausmaß die beiden besten Freunde im Gerichtssaal das Gesetzbuch umherbiegen, damit ihre Klienten am Ende freigesprochen werden. Dass die Episoden dabei jedes Mal vorhersehbar sind, ist kein Beinbruch. Im Fall von «Franklin & Bash» ist der Weg das Ziel, der Ausgang ist völlig uninteressant.

Positiv ist zu betrachten, dass die Autoren nicht hauptsächlich mit Klischees arbeiteten. In jeder anderen Serie dieser Art wären Jared und Peter auch noch nach zehn Episoden den Profis ein Dorn im Auge: In der Pilotfolge war es noch Damien Karp (Reed Diamond), dessen Meinung der beiden Neuankömmlinge in der Anwaltskanzlei Infeld Daniels noch negativ war, aber im Verlauf der Staffel hat er dazugelernt, dass selbst Leute wie Jared und Peter von Nöten sind, um den Klienten gute und mitfühlende Anwälte zu versprechen. Das hatte sogar den positiven Effekt, dass Karp zusammen mit seiner Ex-Freundin Hanna (Garcelle Beauvais) bald eigene Fälle bekam, die es zu gewinnen galt. Und schon befanden sich mehrere Geschichten in einer Episode, welche die Serie abwechslungsreich gestalteten und nicht eintönig erscheinen ließen.

Allerdings ließen die Charaktere außerhalb der Kanzlei federn. Obwohl es in jeder Episode den Anschein hatte, als würden Jared und Peter in ihrem Haus eine Junggesellenparty feiern, bei der es hin und wieder Diskussionen über die episodischen Gerichtsfälle gab, hatte man nicht das Gefühl, als würden sich die Assistenten der beiden in irgend einer Form mit den Fällen beschäftigen. Sowohl Ex-Häftling Carmen (Dana Davis) als auch der nerdige Pindar (Kumail Nanjiani) finden selten Platz in den einzelnen Geschichten, und wenn sie denn mal im Fokus des Geschehens stehen, wirkt es mehr gezwungen als natürlich. Zusätzlich können die Produzenten nichts mit der Schauspielerlegende Malcolm McDowell anfangen. Selbst sein Charakter, trotz seines Status als Seniorpartner der Firma, wird meistens zum Stichwortgeber reduziert; Fälle verhandelt er keine, eine ausreichende Interaktion mit seinem Mitarbeiterstab findet selten statt.

Kurzweilig, einfach zu verstehen, unkompliziert und lustig – das ist das Element von «Franklin & Bash», und die Zuschauer fühlten sich angesprochen. Nicht umsonst hat TNT die Serie für eine zweite Staffel verlängert, obwohl die Frage der Verlängerung lange in der Luft hing. Ob die Autoren jedoch die Absicht haben, irgendwann mehr aus der Serie zu machen, als die erste Staffel zeigte, wird sich im nächsten Jahr zeigen. Dass in «Franklin & Bash» mehr drinsteckt, als es den Anschein hat, konnte die zweite Staffelhälfte in einigen Instanzen beweisen. Doch dann erinnert man sich wieder, dass die Serie im Grunde nichts anderes als eine Buddy-Comedy sein will. Und einem Serienfan tut es schon manchmal weh, wenn eine Serie überhaupt nicht aus ihrer Komfortzone herausbricht und stattdessen nur Schema F zu bieten hat.



Die Ungereimtheiten der Serie sind unzählbar. Es fängt schon damit an, dass eine Zeugin auf der Anklagebank sich von ihrem Oberteil befreit und einen Strip hinlegt; es setzt sich fort mit Jareds Versuch im Gerichtssaal zu beweisen, dass man innerhalb kürzester Zeit von Bier betrunken wird (indem er sich vor dem Richter betrinkt); oder die Szene, in der Peter eine Zeugin küsst, um deren Affektion zu zeigen; oder warum es nicht sinnvoll war, im Gerichtssaal Star Wars zu spielen, wenn sowohl die Besucher, die Ankläger, als auch die Richterin Zeugen von der speziellen Aufführung nicht begeistert waren. In einer Serie von David E. Kelley würde es in jeden der Fälle einen „Einspruch“ regnen, und der Gerichtsprozess verwandelt sich zum Fehlprozess. Auch wenn diese Ungereimtheiten den Comedyanteil der Serie ausmachen, im Vergleich zu anderen Anwaltsdramen wirken sie idiotisch und schwachsinnig.

Zusätzlich machten es sich die Autoren mehrere Male viel zu einfach, wenn es um die Auflösung der Gerichtsfälle ging. In einem Beispiel wird der Witz eines sterbenden Ehemannes missverstanden, und die Ehefrau steht plötzlich als Mörderin da; in einem anderen Beispiel ist ein nicht authentifizierter Brief eines verstorbenen Vaters plötzlich der Dreh- und Angelpunkt eines Gerichtfalls zwischen zwei Brüdern um einen wertvollen Baseball; in einem dritten Beispiel benutzten die Autoren Pindar als Anwalt, um Carmen aus einer (sexuellen) Misere zu befreien, obwohl er faktisch gar nicht im Gericht arbeiten darf. Und zu guter Letzt gibt es noch die Frage nach dem Grund, warum Jared und Peter die Präsenz einer 15 Jahre alten Leiche benötigten, um die Unschuld ihres Vorgesetzten zu beweisen, obwohl auch ohne den Leichnam die Argumentation problemlos funktioniert hätte.

Und wenn die Autoren ein wenig Verständnis für Serienfans übrig haben, werden sie sicherlich darüber nachdenken, ihre minimal fortlaufende Geschichte zwischen Peter und seiner Ex-Verlobten Janie (Claire Coffee) in der zweiten Staffel fortzusetzen. Immerhin fehlt es an einer Romanze in «Franklin & Bash», und die erste Staffel war bemüht darin, in jeder zweiten Episode anzusprechen, dass Peter immer noch etwas für Janie empfindet. Auch sollte es keine Schwierigkeit sein Beau Bridges für eine wiederkehrende Rolle als Jareds berühmten Vater zu engagieren, um die problembeladene Beziehung zwischen Vater und Sohn fortzusetzen, die in der fünften Episode recht gut funktionierte.

Nach den ersten zehn Episoden zu urteilen wird es allerdings keine Überraschung sein, wenn diese Verbesserungsvorschläge letztendlich nicht angenommen werden. «Franklin & Bash» ist nur eine simple Sommerserie, die genauso übersext wie leistungsschwach ist. Man könnte argumentieren, dass das Anwaltsgenre für die Serie der falsche Ansatz war, doch die humorvollen Tiraden der beiden Anwälte ist spaßig genug, um der Serie eine Chance zu geben. Logiklöcher hin oder her, es schadet nie eine Buddy-Comedy im Fernsehen zu haben, bei der die Comedy tatsächlich funktioniert.
17.08.2011 09:15 Uhr  •  Christian Wischofsky Kurz-URL: qmde.de/51474