Buschmann: 'Wir waren alle traurig, dass Opdi nicht weitergemacht hat'
TV-Kommentator Frank Buschmann spricht mit Quotenmeter.de über die neue Staffel «Schlag den Raab», die Steven Gätjen moderieren wird. Außerdem Thema: Die Basketball-EM mit Superstar Dirk Nowitzki, die am Mittwoch beginnt.
Steigen wir doch sportlich ein: Welche Chancen hat die deutsche Mannschaft bei
der Basketball-EM?
Trotz der vorhandenen großen Euphorie: Das Erreichen des Finales wäre wirklich eine große Sensation, auch eine Platzierung auf den Rängen drei bis sechs ist schon ein großer Hit. Wir haben eine sehr ausgeglichene Vorrundengruppe – mit Serbien, Italien und Frankreich warten da schon einige Brocken auf uns. Auch Auftaktgegner Israel ist sehr undankbar, die haben einige Spieler von Maccabi Tel Aviv in ihren Reihen – Tel Aviv hat ein sehr starkes Team. Ich hoffe, dass wir vielleicht die ersten beiden Spiele gewinnen können und dann einen Lauf haben. Aber in der Zwischenrunde warten schon die nächsten Knaller auf uns. Wir könnten auf Spanien, Gastgeber Litauen und den Vize-Weltmeister Türkei treffen…
Für einen Sender wie SPORT1 doch eigentlich optimal…
Das stimmt – wir müssten eigentlich keine Werbung machen, das werden Zeitungen und Radio für uns übernehmen. Es ist wirklich ab dem ersten Spiel enorm spannend – es geht von Beginn an um alles. Ich bin mir sicher: Auch die Quoten werden passen. Ich bin überzeugt, dass schon das erste Spiel der deutschen auf mehr als eine Million Zuschauer kommen wird, auch wenn mich einige ob dieser Einschätzung für verrückt halten.
Welche Rolle wird da auch Dirk Nowitzki spielen?
Dirk Nowitzki ist einer der zwei stärksten Spieler der Welt. Er hat eine Mentalität, die die ganze Mannschaft tragen wird. Es wäre aber fatal, würde sich die deutsche Mannschaft nur auf ihn verlassen. Die Gegner gehen natürlich auf Nowitzki, das ist klar. Er ist ein großes Plus, aber die anderen dürfen auf keinen Fall vergessen, auch mal selbst auf den Korb zu werfen. In engen Spielen ist es natürlich aber eine Lösung, den Ball einfach zu Nowitzki zu
spielen und zu schaue , was er damit anfängt. Er kann solche engen Kisten für uns entscheiden.
Wie wird Ihre Berichterstattung in Bezug auf Nowitzki aussehen? Gelegenheitsfans wünschen sich sicherlich jede Menge Material um ihn, die Hardcore-Fans würden sich in diesem Fall sicherlich darüber beschweren, stünde Nowitzki so im Mittelpunkt.
Wir versuchen den Mittelweg, werden also sicherlich nicht vergessen, dass Basketball ein Mannschaftssport ist. Aber wir können auch nicht verleugnen, dass Dirk Nowitzki die Lokomotive für Basketball in Deutschland ist. Mit ihm holen wir auch Leute zu uns, die sich sonst eher weniger für den Sport interessieren oder die sonst keine Gelegenheit haben, Nowitzki im TV zu sehen. Die NBA ist in Deutschland ja kaum zu empfangen – bis auf die
Übertragungen der vergangenen Conference Finals und Finals auf SPORT1+. Es wird also sowohl Geschichten über ihn, aber auch über andere geben. Ich habe neulich mit dem Bundestrainer gesprochen, wir haben abgemacht, dass wir Storys über die Physios machen dürfen. Wir werden die Mannschaft manchmal im Bus auf dem Weg ins Stadion begleiten. Ich glaube auch, dass Nowitzki selbst froh ist, wenn er nicht vor und nach jedem Spiel ein Interview geben muss. Entscheidet er ein Spiel aber durch 35 Punkte für unsere Mannschaft, dann wäre es journalistisch Fahrlässig nicht mit ihm zu sprechen. Da würde sich jeder an den Kopf fassen und fragen: Wieso interviewt SPORT1 Nowitzki jetzt nicht?
In wie weit wird die Sportart Basketball von Nowitzki profitieren können?
Was die Nachhaltigkeit betrifft, müssen wir noch abwarten. Wir haben dieses Jahr beim Supercup am Samstag- und Sonntagnachmittag bei 35 Grad Celsius rund 250.000 Zuschauer gehabt. Das ist ein Sprung nach oben gegenüber dem Vorjahr. Das macht mich auch in Bezug auf das Eröffnungsspiel so optimistisch. In wie weit die EM dann funktionieren wird, hängt von der Leistung des deutschen Teams ab. Verlieren wir gleich die ersten drei Spiele, wird sich für das vierte kaum mehr jemand interessieren. Die Mannschaft macht also die Quote, genauso wie die Mannschaft auch den Kommentar macht. Alles steht und fällt also mit dem sportlichen Erfolg. Was die Bundesliga betrifft, bin ich doch skeptischer, so sehr mir da auch das Basketball-Herz blutet. Woran das liegt, da müssen sich die Zuschauer hinterfragen. Es ist mir unbegreiflich, warum in Deutschland der Fußball bei den Mannschaftssportarten derart dominiert. Weder Handball, noch Basketball und auch Eishockey kommen da ran. In Italien, Spanien oder Frankreich ist das anders. Ich glaube aber, dass die BBL auf einem guten Weg ist – das sah vor drei oder vier Jahren noch anders aus.
Gibt es Lösungen für dieses Problem?
Wenn der FC Bayern München wirklich Dirk Nowitzki verpflichtet, aber das steht ja in den Sternen. Die Liga hat schon noch zwei oder drei Probleme. Sie muss darauf achten, dass deutsche Spieler mehr Spielzeit bekommen. Und auch darauf, dass Spieler längerfristig bei Vereinen bleiben. Manche sind ja nach drei Monaten schon wieder woanders.
Wie stark ist die BBL?
Darüber könnten wir eine eigene Geschichte machen. Kurz gesagt: Wir werden besser, die Top 5 steigern sich. Das Mithalten mit europäischen Top-Clubs ist aber nach wie vor schwierig. Bei uns stehen acht Millionen Budget einem Budget von 30 bis 40 Millionen bei Maccabi Tel Aviv gegenüber.
SPORT1 wird von der EM mit 30 Minuten Vorlauf und in der Regel auch 30 Minuten Nachlauf berichten. Wie wird dieser aussehen? Setzen Sie eher auf Emotionen, wird es um Taktik gehen?
Wir dürfen uns nicht sehr in taktischen Feinheiten verlieren, dann jubeln zwar 20.000 Sport- Blogger im Internet, der Rest schaltet aber ab. Wir wollen dem Zuschauer Spieler, Trainer und andere Personen näher bringen – keine Frage. Wir wollen die Atmosphäre in litauischen Sportbars einfangen. Wir sprechen mit Experten und Trainern – und erreichen dann mit dem Spiel den emotionalen Höhepunkt. Ich weiß, es heißt manchmal, während eines Spiels würde ich abgehen wie Schmidts Katze. Dazu ist aber zu sagen: Es kommt auf das Spiel an – wenn es mitunter hoch her geht, dann soll das auch so sein.
Sie zeigen aber nicht nur deutsche Spiele in der Vorrunde…
Das freut mich besonders. Wir haben unter anderem Spiele der deutschen Gruppengegner im Programm – werden auch bei diesen Spielen ein Studio in der Arena haben. Das gab es noch nie. Es ist jetzt vor der Kamera nicht mehr die „Buschi-One-Man-Show“ beim Basketball. Wir haben sechs Leute vor Ort, eine eigene Regie, einen eigenen Beitragsmacher. Sascha Bandermann wird moderieren, Stephan Baeck ist als Experte dabei. Ich werde mich größtenteils wirklich auf das Kommentieren konzentrieren – und finde diesen Weg von SPORT1 sehr gut.
Wie bereiten Sie sich auf die Spiele vor? Ist die Vorbereitung eine andere als bei einem Fußballspiel?
Ich bin ja schon ein alter Dino und bereite mich sehr klassisch vor. Ich bin der Meinung, es ist immer noch am besten, wenn man als Sportjournalist morgens möglichst viele Zeitungen liest. Das ist im Fußball ergiebiger, weil wesentlich mehr geschrieben wird als über Basketball. So kann man sich schon ein solides Grundwissen aneignen. Dann telefoniere ich viel – in den 18 Jahren habe ich gute Kontakte in die verschiedenen Verbände aufgebaut. Selbst wenn ich ein Israel-Spiel kommentiere, kenne ich dort im Verband also Menschen, die mir etwas erzählen können. Zudem bin ich immer in der Nähe der Mannschaften untergebracht, was auch wichtig ist. Es ist einfach von Vorteil, wenn man schon von zehn großen Turnieren berichtet hat.
Sie haben mal gesagt, dass Sie lieber Basketball als Fußball kommentieren.
Dafür habe ich auch viel auf die Ohren bekommen. Fußball ist doch viel wichtiger, wurde immer gesagt. Im Basketball ist im Normalfall aber mehr los während eines Spiels. Wenn ich ein Fußballspiel so kommentieren würde wie ein Basketball-Spiel… Beim Fußball ist es wohltuend, wenn ein Kommentator auch mal 40 Sekunden lang nichts sagt. Beim Basketball wäre in dieser Zeit schon wieder zu viel passiert. Einen Super-Dreier lässt man nun einmal nicht unkommentiert. In den USA reden zwei bis drei Leute andauernd während eines Spiels. Ich würde die Wertung, was ich lieber mache, also eigentlich gerne raus lassen – aber im Grunde meines Herzens liegt mir der Basketball schon sehr nahe, nicht zuletzt, weil ich ja auch selbst gespielt habe.
Und im September startet dann wieder «Schlag den Raab». Sind Sie schon heiß auf die neue Saison?
So langsam, ja. Die September-Ausgabe ist immer großer Stress für mich. Ich kommentiere am 16. September zwei Halbfinals, fliege dann direkt nach Frankfurt, wo ich am 17. September mittags lande. Ich werde am Flughafen abgeholt, nach Köln gefahren, mache abends dort vier oder fünf Stunden lang «Schlag den Raab» und kommentiere am 18. September das Basketball-Finale in Litauen. Aber einmal im Jahr mache ich das gerne, denn «Schlag den Raab» ist die wohl wundervollste Form des TV-Irrsinns.
Sind Sie überzeugt, dass Steven Gätjen in die Fußstapfen von Matthias Opdenhövel passt?
Er soll eigene Schuhe tragen und nur nicht versuchen, in die Fußstapfen von Opdi zu schlüpfen. Es wäre falsch ihm nachzueifern, Steven muss seinen eigenen Weg gehen. Ich bin absolut überzeugt, dass er das schafft. Er war in seiner ersten Show angenehm zurückhaltend und hat Stefan Raab nicht volle Pulle Contra gegeben, was absolut richtig war. An alle Kritiker möchte ich sagen: Ja, wir waren alle traurig, dass Opdi nicht weitergemacht hat. Aber er hat sich für diesen Schritt entschieden. Wir haben 30 Sendungen zusammen gemacht, uns am Ende fast blind verstanden. Und dann kann man die erste Sendung eines Moderators nicht mit der 28. des Vorgängers vergleichen. Aber die letzte «Schlag den Raab»-Sendung vor der Sommerpause hat auch gezeigt: Der Erfolg steht und fällt mit der Konzeption und natürlich mit Stefan Raab – anders sind die über 30 Prozent Marktanteil auch nicht zu erklären.
Als Fußballkommentator lesen Sie Statistiken, schauen sich die letzten zwei Spiele einer Mannschaft an, sprechen mit dem Trainer. Wie aber bereitet man sich als Kommentator auf «Schlag den Raab» vor?
Das ist sehr einfach. Krass gesagt: Gar nicht. Aber das stimmt nicht ganz. Ganz ehrlich: Nicht einer der Sprüche, der am Abend fällt, steht bei mir auf einem Zettel und wird anschließend abgehakt – das passiert alles ganz spontan. Genau wie das Publikum weiß ich auch vorher nicht, welcher Kandidat ausgewählt wird. Wir tippen da genauso wie die Zuschauer – und sind manchmal vom Voting überrascht. Ich bekomme aber einige Tage vorher die Spiele und die Regeln und kann mich im Internet informieren, in welcher Nation dieses Holzbrett-Spielchen zum ersten Mal gespielt wurde und wann. Wer aber glaubt, dass ich mich auf Kart fahren explizit vorbereite, der täuscht sich. Und eines will ich auch noch sagen, weil es immer wieder anderslautende Gerüchte gibt: Stefan Raab kennt diese Spiele nicht – dafür ist er viel zu ehrgeizig und auch zu fair, um da zu schummeln. Kurzum: «Schlag den Raab» ist für uns alle ein Höllenspaß.
Und für Sie auch eine Sendung, die Ihre Bekanntheit gesteigert hat?
Ja, ich bin überrascht, welchen Stellenwert meine Stimme – eigentlich ja als Off-Sprecher – hat. Inzwischen gelte ich dort als Kommentator und wundere mich über die Wellen, die das schlägt. Immer wieder melden sich Unternehmen, die etwas mit mir machen wollen, weil sie mich aus «Schlag den Raab» kennen. Auch deshalb freue ich mich, dass es nun weitergeht – und das kann es von mir aus auch noch über Jahre.
Herr Buschmann, Danke für das Gespräch.