Ein Fazit: Die Reality-Show bei ProSieben kam nur schwer in Fahrt. Ein gut gemeinter Versuch einer Dschungelcamp-Kopie.
Das „große Sommer-Fun-Event“ sollte
«Die Alm» bei ProSieben werden. Die Traumquoten, die das RTL-Dschungelcamp «Ich bin ein Star – holt mich hier raus!» im Januar 2011 holte, blieben für den Privatsender aus Unterföhring aber aus. Nach einem ordentlichen Start mit für ProSieben guten Werten gab es hinsichtlich der Einschaltquoten statt einem Almauftrieb den Almabtrieb ins Mittelmaß. Erst mit einer neuen Folge von «Schlag den Star» konnte auch «Die Alm» wieder einen Marktanteil deutlich über dem Senderschnitt erzielen. Der Vergleich mit dem Dschungelcamp ist dabei allemal angebracht, denn gerade inhaltlich sowie von der Machart her glich «Die Alm» einem Versuch der Kopie des RTL-Erfolgsformats. Bei dem Versuch blieb es aber auch. Vor allem die Moderatoren Daniel Aminati und Janine Kunze bemühten sich redlich den Witz und die Ironie an den Tag zu legen, den die Dschungelcamp-Moderatoren Dirk Bach und Sonja Zietlow vorgemacht hatten. Mit der ersten Panne, als in der Auftaktsendung ein falscher Einspieler gezeigt wurde und - als man dies bemerkte – zurück zu dem Moderatoren-Duo geschaltet wurde, wurde auch schon der feine Unterschied bemerkbar. „Wir haben keine Texte mehr“, sagte Janine Kunze in der Live-Sendung – von Improvisation keine Spur. Bach und Zietlow hätten eine solche Panne geschickter gelöst, ist ihnen doch auch der spontane Witz zu Eigen.
Zwar waren Janine Kunze und Daniel Aminati auch nicht um Selbstironie verlegen, was sicher löblich ist, doch merkte man deutlich, dass dies eben nicht improvisiert war. „Böse Zungen sagen, dass mit Charlotte wenigstens eine Moderatorin in der Sendung ist“, scherzte Janine Kunze beispielsweise in einer der letzten Sendung und lachte so auch über sich selbst, schließlich gab es im Boulevard genügend Kritik an den «Alm»-Moderatoren. Und während sich Bach und Zietlow nicht nur über die Dschungel-Insassen lustig machten, sondern auch Politiker oder Fußball-Größen durch den Kakao zogen und sich über aktuelle Entwicklungen in der Heimat sowie das Programm des eigenen Senders amüsierten, beschränkten sich die Pendants auf «Der Alm» auf die C-Prominenz in Südtirol. Ein beliebtes Opfer: Tessa Bergmeister, das Ex-«Topmodel» von Heidi Klums Castingshow, das zuweilen neurotische Züge annahm und mit Stimmungsschwankungen sowie diversen Missverständnissen nervte. Ein ähnliches Kaliber wie Sarah Knappik, seit ihrem Dschungelaufenthalt besser bekannt als Sarah Dingens. «Die Alm» war schon zehn Tage alt, als in der «Germany’s next Topmodel»-Riege aus Gina-Lisa Lohfink, Rolf Scheider und eben Tessa Bergmeiser der erste Zickenkrieg entbrannte. Als sich Gina-Lisa und Tessa erstmals heftig angifteten, kam dann auch etwas Spannung auf.
Zuvor dümpelte das «Alm»-Leben der neun Kandidaten ohne nennenswerte Skandale so vor sich hin. Zwar geriet „Der Checker“ alias Thomas Karaoglan anfangs mit dem Alm-Öhi, der die Ex-Stars in den Bergen von Südtirol zum Arbeiten bringen soll, aneinander, weil er mehr durch Nichtstun als durch Fleiß glänzt, und die Marotten von Tessa Bergmeiser oder die Sex-Beichte von Manni Ludolf sowie das Botox-Geständnis von Gina-Lisa sorgten gelegentlich für Aufsehen, doch ansonsten blieb es verhältnismäßig ruhig auf «Der Alm». Da war im Dschungel mehr los. Ein PR-Trick von ProSieben sorgte, als das Reality-Format gänzlich in die Langeweile abzudriften drohte, dann nochmal für einen Einschaltimpuls bei den TV-Zuschauern. In einer Pressemitteilung wurde mitgeteilt, dass auffällige Kandidaten wie Gina-Lisa Lohfink, Rolf Scheider und „Der Checker“ die Alm verlassen hätten. Mehr dazu gebe es in der abendlichen Sendung zu sehen, die jedes Mal um 22.15 Uhr live aus Südtirol kam. Doch tatsächlich waren die «Alm»-Bewohner nur für eine Nacht ausgebüchst, um in einem Hotel zu übernachten. Danach kehrten sie auf die Alm zurück. So lockte man nochmal einige Zuschauer zu «Die Alm».
Wenige Tage später war für Gina-Lisa Lohfink dann aber trotzdem Schluss in der Sendung. Sie ließ sich großspurig wegen einer Grippe vom Krankenwagen abholen, wurde in ein Krankenhaus gebracht, bekam mehrere Infusionen und musste dann aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. So mancher «Alm»-Bewohner, allen voran Rolf Scheider, wollten ihr das nicht so recht abkaufen, hatte sie doch zuvor schon damit geliebäugelt die «Alm» zu verlassen. Wie dem auch sei, ihr Abtransport mit dem Krankenwagen war zumindest ein weiterer Höhepunkt der «Alm»-Zeit. In der Hoffnung wieder etwas mehr Zündstoff in die Alm-Hütte zu bringen, schickte ProSieben als Ersatz die Ex von Carsten Spengemann hoch, die ehemalige 9Live-Moderatorin Anna Heesch. Der ehemalige «DSDS»-Moderator fiel bis dahin auch gar nicht groß auf, ebenso wenig wie Fußball-Trainer Werner Lorant, der in der Vergangenheit an der Seitenlinie des Fußballplatzes ganz andere Verhaltensmuster an den Tag gelegt hatte. Wesentlich spektakulärer wurde es bis zuletzt auf der «Alm» jedoch auch nicht: Tessas Angst vor Mäusen, Streit der Kandidaten untereinander, ein Hühner-Chaos und eine Anna Heesch, die mal etwas Haut zeigte, waren die großen Themen der letzten Sendungen. Klar, dass sich auch die Kandidaten bei so viel Langeweile die eine oder andere sonderbare Beschäftigung suchten. Da waren auch die Witze der beiden Moderatoren Daniel Aminati und Janine Kunze wenig abwechslungsreich.
Dennoch: Die eine oder andere ironische Bemerkung der Moderatoren saß und lustig anzuschauen waren manche Szenen in den Einspielern schon. Viel Ekel hatten die Muh-Proben nicht zu bieten, denn spätestens seit dem Dschungelcamp ist der Reality-TV-Zuschauer doch einiges gewohnt. Da konnte Manni Ludolf auch an Hirn und Hoden nagen. Das rang allenfalls Respekt ab. Ohnehin dürfte Manni Ludolf, der sonst bei DMAX an Autos schraubt, der große Gewinner von «Die Alm» sein. Seine Aussprüche wie „Kuh-rrekt“ waren amüsant und auch sonst war er für jeden Spaß zu haben: Ob er ein komplett neues Styling verpasst bekam oder Kosmetik mit Kuhmist betrieb, beim Zuschauer kam seine sympathische Art an. Es wäre also nicht allzu verwunderlich, wenn Manni Ludolf in der Sendung auch als Sieger hervor geht. Und die anderen «Alm»-Veteranen? Eine gute Rolle spielte noch Charlotte Karlinder, sich mit dem Alm-Leben schnell angefreundet hatte und stets klare Meinungen vertrat. Kathy Kelly war insgesamt zu ruhig, ebenso wie der zahme Werner Lorant. Insgesamt war «Die Alm» ein gut gemeinter Versuch die guten Ansätze des Dschungelcamps nach Südtirol zu transportieren. Doch am Ende blieb der erhoffte Almauftrieb aus.