Harald Schmidt: 'Ich schaue sehr sehr gerne Talkshows'
Der Sat.1-Late-Night-Talker im großen Quotenmeter.de-Interview. Manuel Weis plauderte mit Schmidt am Mittwochnachmittag über seine Rückkehr zu Sat.1, die Fernsehwelt, Günther Jauch, Frank Plasberg, Thomas Gottschalk und viele andere.
Herr Schmidt, welche Frage würden Sie momentan eigentlich an Harald Schmidt stellen?
Das habe ich mir ehrlich gesagt nicht überlegt; ich bin hier, um auf Ihre Fragen zu antworten. Ich stelle Harald Schmidt so selten Fragen.
Gut, dann frage ich: Wie kam damals eigentlich der erneute Kontakt zu Sat.1 zu Stande?
Ich glaube Fred Kogel hat angerufen, ob man sich mal treffen möchte. Ganz unverbindlich. Und schon bin ich wieder daheim.
Eines ist noch nicht ganz klar, zumindest habe ich es nicht gelesen? Wer aus Ihrem ARD-Ensemble kommt mit zu Sat.1? Katrin Bauerfeind ist wohl schon sicher dabei…
Es sind alle mit dabei.
Geht es Ihnen ähnlich wie einst Barack Obama – auch er wurde vor Antritt wie eine Art Popstar gefeiert – und konnte die übermäßigen Erwartungen letztlich gar nicht erfüllen…
Nein, bei mir ist das anders. Ich werde alle Erwartungen klar übertreffen. Ich war ja auch schon einmal Late Night-Präsident in Sat.1 – von daher habe ich aber auch einen klaren Vorteil.
Dann könnte sich Barack Obama also etwas von Ihnen abschauen?
Das würde ich mir nicht anmaßen. Aber weil Sie den Vergleich brachten, wollte ich im Bild bleiben.
Wie fühlt man sich als Präsident?
Es ist schön, wenn man regiert und das Volk jubelt.
Zuletzt haben im Ersten die Gespräche mit den Gästen oft sehr gut unterhalten und waren unkonventionell, weil beispielsweise auch Schauspieler oder Regisseure von der Theaterbühne eingeladen wurden, die in Shows sonst nicht zu sehen sind. Kann man sich solche Gäste aus der Kultur auch mal in Sat.1 erlauben oder muss Harald Schmidt hier zugunsten der Quote auf die Massenkompatibilität achten?
Natürlich, die werden alle kommen. Natürlich wird es auch Gäste aus anderen Bereichen geben, weil wir auch mehr Gäste brauchen werden. Sat.1 hat uns da übrigens noch nie reingeredet. Wichtig ist, dass die Gäste unterhaltsam sind. In der fünften oder sechsten Sendung werden wir zum Beispiel Sepp Bierbichler mal bei uns haben, den habe ich noch nie in einer Talkshow gesehen.
Früher hieß es ja immer, „wenn die Gäste kommen, schalte ich ab.“ Ist das heute auch noch so?
Weiß ich nicht. Ich habe schon so viele Meinungen gehört – auch „Ich schalte erst gar nicht ein.“ Ich kann mich nicht nach solchen Meinungen richten, wir machen die Sendung so, wie wir sie uns vorstellen. Es gibt auch viele Leute, die zwischendrin mal reinzappen.
Schauen Sie jetzt in Sat.1 künftig wieder mehr auf die Quote?
Nein. Ich hätte gerne eine Quote, die sich für den Sender rentiert. Sat.1 kann die Einschaltquote aber genau einschätzen; man muss nur die letzten 16 Jahre anschauen. Die Quote war in den Gesprächen mit Sat.1 auch nie ein Thema, was sehr angenehm war; so musste ich nichts Blaues vom Himmel versprechen. Ich hoffe auf Plus/Minus eine Million.
2003 haben Sie Ihre Kreativpause eingelegt; bereuen Sie das inzwischen?
Das war nötig. Und das Ergebnis ist, dass ich jetzt wieder bei Sat.1 bin.
Wie sehen Sie die ARD in Zukunft aufgestellt – mit Opdenhövel, Gottschalk, Pflaume…
Das sind sehr unterschiedliche Charaktere. Gottschalk ist sicherlich der Größte, Pflaume ist ein Langstreckenläufer und Opdenhövel (überlegt)... da habe ich keine Meinung dazu. Ich habe ihn bisher nie bewusst gesehen.
Sie haben also nie «Schlag den Raab» geschaut?
Nein.
Und die anderen großen Raab-Events?
Nur im Ergebnis.
Wie schon früher senden Sie nun gegen Stefan Raab – wird das ein enges Duell?
Stefan Raab macht ein anderes Genre.
Lesen Sie auf der nächsten Seite: Was Harald Schmidt vor der Premiere von Jauchs neuer Sendung sagt, wie er auf die jüngsten Aussagen von Oliver Pocher reagiert und wie sein Verhältnis mit Johannes B. Kerner nun ist.
Der Sat.1-Late-Night-Talker im großen Quotenmeter.de-Interview. Manuel Weis plauderte mit Schmidt am Mittwochnachmittag über seine Rückkehr zu Sat.1, die Fernsehwelt, Günther Jauch, Frank Plasberg, Thomas Gottschalk und viele andere.
Es gibt einige Gemeinsamkeiten zwischen Ihnen und Günther Jauch, dessen neuer ARD-Talk am Sonntag startet…
Die neue Brille?
Oder dass Sie beide einen roten Bühnenboden haben.
Großartig.
Jauch versucht derzeit die Erwartungen ein wenig zu bremsen…
Das ist ein Unterschied. Ich geb Gas, meine Show wird ein Hit!
Ich meinte vorhin eher, dass auch Jauch sich ein wenig an dem orientiert, was es früher schon gab… Was erwarten Sie sich von der Jauch-Premiere am Sonntag?
Das wird großartig, da bin ich absolut sicher. Der beliebteste Moderator auf dem besten Sendeplatz – was will man mehr?
Aber die Talkshows von Maischberger und Will, die holen zur Zeit keine guten Quoten. Wundert Sie das?
Die Quoten habe ich noch gar nicht so verfolgt. Sind die schlecht? Ach, das überrascht mich.
Vor einigen Jahren sprachen Sie einmal bei den Mainzer Tagen der Fernsehkritik den legendären Satz, dass das Fernsehen Schrott, Müll und Scheißdreck sei. Dass einiges seitdem nicht besser wurde, ist klar. Aber sehen Sie auch positive Entwicklungen in den letzten zehn Jahren im Fernsehen? Sehen Sie überhaupt noch Entwicklungen?
Es gibt ständig Entwicklungen. Ich habe das so aus der Stimmung heraus gesagt. Ich war damals so… so wütend – vielleicht wie ein Parkschützer. Ich sehe vieles momentan im Fernsehen – nur das meiste kenne ich schon. Ich beschäftige mich auch nicht mehr mit der Qualität im Fernsehen. Ich sehe sehr gerne Talkshows zum Beispiel.
Da haben Sie eine Menge Auswahl.
Das ist großartig. Ich mag es, dass ich mich nicht immer auf neue Leute einstellen muss. Raten Sie doch einmal mit: Wen hat Beckmann am Donnerstag zum Thema Islamisten in der Sendung?
Ich habe es vorhin gelesen. Scholl-Latour. Aber von Maybrit Illner weiß ich noch nichts – da geht’s um den Euro.
Wirklich? Ich dachte, das war das Thema vor ihrem Urlaub. Zwischendrin dachte ich auch mal, „Wir wünschen einen schönen Urlaub“ sei das neue Thema.
Sie haben Recht, Herr Schmidt. Die Gäste stehen wirklich noch nicht fest.
Ja, bei den Talks ist das alles so geheim.
Die Bild hat Frank Plasberg am Dienstag „Blassberg“ genannt. Wie fanden Sie seine erste Sendung?
Wie hat sie ihn genannt?
Blassberg.
Also, ich fand die Sendung sensationell. Patchwork. Ich war als Dieter Thomas Heck-Fan wirklich vollauf begeistert. Ingo Naujoks hat mich mit seiner Argumentation überzeugt. Und Melanie Mühl haben wir in eine unserer nächsten Sendungen eingeladen.
Und sie kommt auch?
Natürlich.
Kommt es eigentlich noch vor, dass Menschen Einladungen ablehnen?
Nein, das kommt nicht vor. Dann hört man sofort das Geräusch, wie das Telefon auf die Gabel schlägt und es „Klick“ macht. Kennt so ein freches, junges Magazin wie Quotenmeter das überhaupt? Das ist ja noch alte Schule – vielleicht sollte ich sagen: Wenn jemand über das Smartphone wischt…
Danke für die Erklärung... Ich habe mir mal die Transferliste von Sat.1 angeschaut: Vor zwei Jahren wurden Kerner und Pocher geholt, vergangenes Jahr machte Sat.1 dann in etwa auf FC Bayern unter Louis van Gaal und jetzt sind gleich vier Neue mit an Bord: Linda de Mol, Julia Leischik, Andrea Göpel und Harald Schmidt. Fühlen Sie sich im Kreis der Neuen wohl?
Logo. Aber ich kenne sie nicht alle. Linda de Mol ist eine von mir sehr geschätzte Kollegin…
Herr Schmidt, Sie haben gesagt Sie würden gerne auch am Donnerstag senden. Nur da ist Kerner.
Deswegen sende ich ja nicht am Donnerstag.
Haben Sie diesen Wunsch bislang in erster Linie in der Öffentlichkeit geäußert oder auch mal bei Sat.1-Chef Andreas Bartl?
Ich habe es sogar Johannes B. Kerner gesagt, als ich ihn in München gesehen habe. Mit dem Donnerstag wäre es noch einfacher für mich. Aber «Kerner» hat sich dort prima etabliert – ich habe keinerlei Interesse, ihm diesen Sendeplatz auch nur im Ansatz streitig zu machen. Das wird nur immer von Journalisten so interpretiert.
…vor allem von denen, die im Arbeitszimmer schlafen… (lacht)
Da muss ich mich entschuldigen. Der böse Hörzu-Journalist hat mich da missbraucht, weil er unbedingt einen Satz gegen Quotenmeter.de in diesem Interview stehen haben wollte.
Also verstehen Sie sich – wieder – gut mit Kerner? Sie waren nach einer Sendung, die er nach einem Amoklauf machte, ja mal nicht so begeistert von ihm…
Das liegt ewig zurück.
Herr Schmidt, ich bin eigentlich durch mit den Fragen. Wissen Sie, worüber wir jetzt gar nicht gesprochen haben?
Moment (denkt nach), nein.
Über Oliver Pocher.
Ach ja, Oli.
Wir kommen jetzt doch nicht darum herum, weil er gerade heute – so steht es in einer Vorabmeldung vom Playboy –, sagte, er habe mit Ihnen komplett gebrochen. Ihr Pocher-Bashing sei komplett unsouverän. Er würde sich nun lieber Ratschläge bei Günther Jauch holen. Da liegt offenbar doch ein Missverständnis vor?
Er ist doch so ein lieber Lausbub. Oliver Pocher ist mein Freund. Junge Menschen sind immer so impulsiv, dafür muss man Verständnis haben. Zwischen Oli und mich passt keine DVD – wir sind sozusagen so (kreuzt die Finger).
Das klingt anders.
Ich glaube, Oliver Pocher meint das komplett positiv. Das wird schon wieder falsch interpretiert. Wir sind Freunde.
Eigentlich wollten wir das Thema ja auch nicht anschneiden. Genauso wie Sie nicht mit Hape Kerkeling über «Wetten, dass..?» reden wollen.
Vielleicht doch.
Ach, nun doch?
Ich glaube, ich frage ihn einfach, ob er darüber sprechen möchte.
Vielen Dank für das Interview, Herr Schmidt.