TV und so: Mediale Wortentwicklungen
Wie die Medien Worte kreieren, um ihre Meinung zu verkaufen…
Kürzlich wurde anlässlich des zehnten Jahrestags der Anschläge auf das World Trade Center in den diversen Nachrichten- und Magazinsendungen wieder von der sogenannten „Bush-Administration“ gesprochen. Bei Google erreicht diese Wortkombination 125 Millionen Treffer, was zeigt, wie stark diese in den Medien ge- und benutzt wird. Von Bush-Regierung wurde in Deutschland nach dem Irak-Krieg nur noch wenig geredet; die intransparente, militaristische Regierung des Präsidenten George W. Bush war besser mit dem Begriff „Administration“ umschrieben, um dessen vermeintlich dämonische Absichten dem Volk kenntlich zu machen. In Deutschland hat sich im Gegensatz der Begriff "Obama-Administration" nicht durchgesetzt...
Hier wollten die Medien mittels einer negativen Konnotation, die das Wort „Administration“ unverkennbar hervorruft (allein bei vielen wohl aus Bedeutungsunverständnis), zeigen, dass sie nicht auf der Seite dieser sogenannten Regierung stehen – und prägten damit vielleicht unbewusst die Berichterstattung subjektiv. Dabei fällt auf, dass die Wortverwendung gerade in Deutschland dann geschieht, wenn über militärische Pläne der Regierung diskutiert wird.
Umgekehrt verhält es sich wohl mit der Wortkette „Bürger / Menschen mit Migrationshintergrund“ oder allgemein mit dem Begriff „Migranten“, die im ursprünglichen Sinne ja vom Begriff „Ausländer“ abzugrenzen sind: Denn sie bezeichnen beispielsweise nicht nur zugezogene Ausländer, sondern auch nachfolgende Generationen, die in Deutschland geboren sind, wegen ihrer ausländischen Eltern oder Großeltern trotzdem aber einen Migrationshintergrund haben. Dennoch verwenden Politiker und sogenannte Experten in den Medien fast überhaupt nicht mehr das Wort „Ausländer“ – es hat mittlerweile einen negativen Beigeschmack bekommen und wurde daher in den vergangenen Jahren ersetzt.
Dies sind nur zwei gegensätzliche Beispiele, wie im medialen Raum der Öffentlichkeit bestimmte Wörter mit positiven oder negativen Konnotationen besetzt werden und in Folge dessen neue Wörter an ihre Stelle treten, um der „political correctness“ gerecht zu werden. Im Fernsehen vollziehen sich solche Sprachentwicklungen rasant – denn sobald ein Wort wie Ausländer oder Alte auch nur ansatzweise in Verruf gerät, so müssen sich alle in der Öffentlichkeit stehenden Personen (wie z.B. Politiker) daran anpassen, um nicht selbst negatives Aufsehen zu erwecken. Umgekehrt geht es mit Wörtern wie (Bush-)Administration, die den Zuschauern bereits einen impliziten Standpunkt desjenigen vermitteln, der das Wort benutzt. So kann letztlich relativ simpel Meinung vermittelt werden.
14.09.2011 00:00 Uhr
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