Der Fernsehfriedhof Spezial: Trash-Alarm auf Mallorca

Folge 155: Das Paradebeispiel für schlechte TV-Eventmovies.

Liebe Fernsehgemeinde, diesmal blickt der Fernsehfriedhof auf einen ganz besonderen Fernsehfilm zurück.

«Hai-Alarm auf Mallorca» wurde am 17. Oktober 2004 bei RTL geboren und erzählte die Geschichte des ehemaligen Kampfschwimmers und Helikopterpiloten Sven Hansen, der nach dem Tod seiner Frau auf der Ferieninsel Mallorca ein neues Leben beginnen wollte. Bald erkannte er jedoch, dass für das Verschwinden von Touristen und Booten vor der Küste der Insel ein 20-Meter langer Riesenhai verantwortlich war. Als sich herausstellte, dass genau jener Hai auch seine verstorbene Frau getötet hatte, sann er nach Rache und begab sich auf die Jagd nach dem Monster. Derweil wurde das Tier auch von Dr. Verena Brandauer, Leiterin des Meeresbiologischen Instituts, gesucht, die das Ur-Tier einst geklont hatte und seinen Ausbruch vor einigen Jahren nicht verhindern konnte. Sie wollte es jedoch nicht töten, sondern einfangen, weil das Tier als mögliches Heilmittel gegen Krebs einen unschätzbaren Wert darstellte.

Die Figur des Helikopterpiloten Sven Hansen übernahm dabei Schwergewicht Ralf Möller. Bekannt wurde der ehemalige Bodybuilder durch seine Rolle in der US-Serie «Conan». Auch wenn diese bereits nach einer Staffel mit 22 Folgen eingestellt wurde, galt er damit dennoch als erster Deutscher, der eine Titelrolle in einer amerikanischen Serie bekam. Es folgten kleine Auftritte in Kinofilmen und ein verstärktes Engagement in deutschen Produktionen. Darunter befanden sich die Action-Klamotte «Der Superbulle und die Halbstarken» und der RTL-Eventfilm «Held der Gladiatoren», der eine dreiste Kopie des Hollywood-Erfolgs «Gladiator» war, in dem Möller eine Minirolle hatte. Letzterer Streifen wurde übrigens vom Regisseur Jorgo Papavassiliou umgesetzt, der auch «Hai-Alarm auf Mallorca» inszenierte.

An Möllers Seite kämpfte Julia Stinshoff als junge Mikrobiologin Dr. Julia Bennet gegen das Monster. Die Schauspielerin brachte dabei bereits durch ihre Hauptrolle in der kurzlebigen Serie «Alarm für Cobra 11 – Einsatz für Team 2» Action-Erfahrung mit ans Set, denn die Serie stammte wie auch «Hai-Alarm auf Mallorca» und «Der Superbulle und die Halbstarken» ebenfalls aus dem Hause action concept. Ergänzt wurde das Cast um Katy Karrenbauer («Hinter Gittern – Der Frauenknast») als Schurkin und Mutter des Ur-Hais. In winzigen Nebenrollen, die jedoch in den Trailern groß angekündigt wurden, tauchten zudem Ottfried Fischer («Fischers»), Jeannette Biedermann und Carsten Spengemann auf. Der Monsterhai wurde indessen vollständig am Computer generiert.

Eigentlich sollte der 90minütige Film eines der Highlights der TV-Saison 2003/2004 werden, doch die Umsetzung der digitalen Effekte verzögerte seine Fertigstellung, sodass er letztlich erst rund anderthalb Jahre nach den Dreharbeiten seine Weltpremiere feierte. Wenig überraschend wurde das Werk bereits im Vorfeld von der Presse zerrissen. So schrieb die Programmzeitschrift TV Spielfilm über den Film: „TV-Akteure der zweiten Reihe stolpern durch ein stupides Horrorszenario“. Den Quoten schien dies dennoch nicht geschadet zu haben, denn die Premiere am Sonntagabend lockte insgesamt 6,63 Millionen Zuschauer zu RTL. Der Marktanteil lag bei 18,8 Prozent. Noch besser lief es in der werberelevanten Zielgruppe, denn 4,15 Millionen junge Menschen sorgten für einen Marktanteil von 26,4 Prozent.

Die haarsträubende Story, die hölzernen Dialoge, die unecht wirkenden Effekte und nicht zuletzt die abstruse Besetzung sorgten am Ende dafür, dass der Film zuweilen als Inbegriff für schlechte TV-Movies bezeichnet wird. Dennoch hat er eine treue Schar von Anhängern, für die das Werk gerade wegen der zweifelhaften Qualität zum Kult wurde. So ist es zu einem beliebten Spiel geworden, die DVD bei Amazon in den Kundenbewertungen in sarkastischer und übertriebener Weise zu loben.

«Hai-Alarm auf Mallorca» zog trotz des Erfolgs bisher keine Fortsetzung nach sich. Der Film hinterließ den Hauptdarsteller Ralf Möller, der zudem in dem Musikvideo „Maria (I Like It Loud!)“ der Techno-Band Scooter zu sehen war. Zuletzt spielte er in zahlreichen Filmen des Regisseurs Uwe Boll mit, deren Niveau den Hai-Streifen noch unterboten. Katy Karrenbauer tauchte mit den «Crazy Race»-Filmen, «Putzfrau Undercover» und «C.I.S. - Chaoten im Sondereinsatz» in weiteren Trash-Filmen auf. Zuletzt polierte sie ihr Image und Bankkonto durch die Teilnahme an der RTL-Show «Ich bin ein Star, holt mich hier raus!» auf. Eine Erfahrung, die sie mit ihrem Co-Star Carsten Spengemann teilt. Regisseur Jorgo Papavassiliou setzte später die ebenso zweifelhafte RTL-Serie «Beauty Queen» mit Spengemann in der Hauptrolle um. Allerdings war er mit «Die Sturmflut», «Polizeiruf 110» und «Danni Lowinski» dann auch für hochwertigere Fernsehprojekte verantwortlich. Das Werk selbst wurde übrigens auch erfolgreich in das Mutterland der Filmmonster Japan verkauft.

Möge der Film in Frieden ruhen!
15.09.2011 09:34 Uhr  •  Christian Richter Kurz-URL: qmde.de/52028