US-Sender gegen Moralwächter FCC
Eine Gruppe aus Medienunternehmen und Interessensvertretungen treten gegen den Trend in Richtung strengere "Anständigkeits-Standards" in den US-Medien an. Wie das Wall Street Journal (WSJ) heute, Montag, berichtet, will die Gruppe die Entscheidung der US-Medienbehörde FCC gegen Bono Vox revidiert wissen. Der Auspruch "fucking brilliant" des Sängers der Popband U2 während der Live-Übertragung der Golden-Globe-Verleihung im vergangenen Jahr führte zu einer Verurteilung durch die Federal Communications Commission. Das Thema hat in den USA zurzeit durch Janet Jacksons TV-Auftritt in der Superbowl-Halbzeit an Brisanz gewonnen. Terrestrische US-Sender sehen sich nun durch den Moralwächter FCC gegenüber konkurrierenden Medien wie Internet und Kabelfernsehen benachteiligt.
Im Bono-Fall sah die FCC zwar von einer Strafe gegen den Sender NBC ab, verurteilte den Ausspruch aber scharf als "unanständig" und - erstmals nicht im Zusammenhang mit einem religiösen Thema - als "gottlos". Die Gruppe, zu der unter anderem der Medienkonzern Viacom, die Fox Entertainment Group sowie die Schauspielervereinigung Screen Actors Guild gehören, beruft sich auf die Verfassung und das Recht der freien Rede. Vor allem Medienunternehmen fordern Richtlinien und Standards zum Thema "Unanständigkeit" in den Medien ("Decency Standards"). Die unklare Situation habe zu einer Politik der Null-Toleranz geführt. So hat der größte US-Radiobetreiber Clear Channel in den vergangenen Monaten laut WSJ drei populäre Radioshows eingestellt, weil er eine Rekordstrafe von 1,5 Mio. Dollar wegen dem Schock-Talker Howard Stern aufgebrummt bekam.
Für nicht terrestrische Medien wie Kabelsender oder Internet gelten aus der Sicht der Gruppe offenbar weniger hohe Ansprüche, was zu einem Wettbewerbsnachteil führe. Die Entscheidungen der fünfköpfigen FCC seien höchst subjektiv und von Fall zu Fall verschieden. Allerdings wird die FCC nur auf Antrag aktiv. Die großen terrestrischen Fernsehsender und Radiostationen erreichen naturgemäß ein weit größeres Publikum, wodurch es auch eher zu Beschwerden bei der FCC kommt. Einheitliche Richtlinien, was dem US-Publikum zugemutet werden kann, sollen daher für Klarheit für die Programmverantwortlichen sorgen. (pte)