«Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» ist heuer für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. RTL-Bereichsleiter Comedy Markus Küttner ist maßgeblich für den Erfolg verantwortlich – wir haben mit ihm kurz nach Bekanntgabe der Nominierung gesprochen.
Welch Aufschrei ging durch Deutschland, als der private Fernsehsender RTL 2004 die erste Staffel von
«Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!» über die Bildschirme flimmern ließ. Das „Dschungel-Camp“ stand für das neu aufkommende Trash-Fernsehen und die intellektuelle Elite wandte sich angewidert ab. Psychiater Mario Gmür erklärte damals in der FAZ zum Beispiel, dass die Sendung künde von einer „regrediert-infantilen Verfassung“. Ein Politiker stellte sogar ernsthaft Strafanzeige gegen RTL wegen dringenden Tatverdachts der vollendeten Körperverletzung. „Das ist nicht mehr das Programm eines Privatsenders, das ist Trash“, sagte der Geschäftsführer einer großen Media-Agentur.
Und so sendete RTL die erste und auch die zweite Staffel mit hohen Quoten, aber eben auch mit massivem Protest. Erst während Staffel drei, die 2008 gesendet wurde, und Ross Anthony zum Dschungel-König kürte, wandte sich das Blatt allmählich. Fachmedien veröffentlichten mehr und mehr positive Kommentare – auch der Feuilleton zog nach. Mit der Nominierung für den Deutschen Fernsehpreis im Jahr 2011 (und den Quoten von teils 50 Prozent in der Zielgruppe während Staffel fünf) ist «Ich bin ein Star – Holt mich hier raus» nun endgültig und ganz offiziell Zuschauer- und auch Kritiker-Liebling.
„Am Ende ist doch entscheidend, ob die Zuschauer etwas mit der Sendung anfangen können - wir haben die Tonalität und Ausrichtung von 2004 bis heute nicht wirklich verändert“, erklärt Markus Küttner, Comedy- und Real Life-Bereichsleiter bei RTL im Interview mit Quotenmeter.de. Küttner ist maßgeblich für den Erfolg der Show verantwortlich – er ist derjenige, der den Autoren und Kreativen stets den Rücken frei hält. „Wir wussten immer, dass wir uns mit der Show auf einem schmalen Grat bewegen zwischen Trash und Qualität“, gibt er zu. Am Ende wurde genau diese Qualität in der öffentlichen Wahrnehmung – und Fernsehliebhaber sagen jetzt wohl „Gott sei Dank“ – auch wahrgenommen.
Wie groß die Chance letztlich ist, bei der Verleihung in gut zwei Wochen den Preis auch wirklich abzuräumen, sei einmal dahin gestellt. Mit dem «Eurovision Song Contest» hat das Dschungel-Camp einen Gegner, der auch vom Budget her auf einem ganz anderen Niveau spielt. Sollte die RTL-Show dennoch überraschenderweise gelingen, dann wäre es aber nicht nur ein Preis für Küttner, die Moderatoren Sonja Zietlow und Dirk Bach, sondern auch wirklich einer für das gesamte Produktionsteam der Firma Granada. Denn wie wichtig richtig gute Männer im Hintergrund sind, wurde in diesem Sommer klar, als ProSieben versuchte den Quotenerfolg mit «Die Alm» zu wiederholen, aber weder in diesem noch im qualitativen Bereich mit dem Dschungel-Camp mithalten konnte.
Auch Küttner sagte – auch wenn das abgedroschen klinge – „dass wir diese außergewöhnliche Sendung nur auf die Beine gestellt bekommen, weil wir ein ganz tolles Team in Australien und Deutschland am Start haben. Jeder Einzelne hat Anteil an der Qualität der Sendung und somit auch am Erfolg und der Nominierung.“ Der Produktionsfirma Granada gelinge es immer wieder hervorragend, das riesige Team bestehend aus Australiern, Engländern und Deutschen auf Kurs zu halten. „Wir haben wirklich die besten Autoren, Realisatoren, Cutter, Producer und und und ...“ ist er sich sicher.
Der Jubel über die Nominierung kann übrigens bei RTL in Köln gar nicht so lange anhalten. Denn: Derzeit laufen schon die Vorbereitungen der neuen Staffel, die Anfang 2012 über die Bühne gehen soll. „Momentan stellen wir das Team für hinter und vor den Kameras zusammen, wobei Sonja und Dirk selbstverständlich gesetzt sind. Wir haben zwar noch ein wenig Zeit bis zum Start der nächsten Staffel, aber es gibt schon viel zu tun“, so Küttner zu Quotenmeter.de. Gutes – und vielleicht sogar preisgekröntes Fernsehen – will eben sorgsam vorbereitet sein.